Wie einige wissen, war ich letzte Woche auf einer Konferenz in New York. Die Jahreskonferenz der International Studies Association ist das grosse Treffen aller die zu Internationalen Beziehungen forschen.
Die Hauptsache an dieser Veranstaltung ist das Netzwerken, Personen finden und kennen lernen die auf einem ähnlichen Gebiet arbeiten oder mit einem Interessen teilen. Die, die einen Publikationsvertrag für ein Buch in der Hand haben, treffen dort auch häufig ihren Verleger.
Vorträge gibt es zu jedem erdenklichen Thema und die Qualität der präsentierten Artikel variiert stark, da keine all zu strenge Selektion vorgenommen wird. Ich habe verschiedene Diskussionsrunden besucht und selber auch vorgestellt. Neben den mit meinem Thema zusammenhängenden Veranstaltungen habe ich auch eine besucht, die mich thematisch interessierte aber selber keinen Forschungsbezug habe: Neue Informationstechnologien und Menschenrechte. Dort fiel mir ein Problem auf, dass ich auch bei zwei anderen Vorträgen beobachtete.1
Ein Forschungsthema sollte wohl immer aus der Motivation zu verstehen oder zu erklären angegangen werden und nicht weil man unbedingt will, dass eine Antwort ‘wahr’ ist. Zwei der Vorträge zu den Informationstechnologien wollten eine Verbindung zwischen Nutzung von Mobiltelefonen und Menschenrechten herstellen. Die Idee war, dass durch die Nutzung solcher Technologien Demonstranten sich besser organisieren und damit besser Druck auf autoritäre Regime ausüben können. Anekdoten dazu lieferten die Medien als Milosevic von der Macht verdrängt wurde oder bei der sogenannt Orangen Revolution in der Ukraine.
Es war offensichtlich, dass beide Autoren unbedingt wollten, dass die neuen Technologien einen positiven Effekt haben. Es machte aber den Anschein, als ob sie diese Motivation blind machte für ein ausgewogenes Forschungsdesign. Sind Mobiltelefone nicht ein blosses zusätzliches taktisches Instrument? Können sich autoritäre Regimes sich nicht genau so gut von diesen Technologien bedienen? Warum nicht die Hypothese weiterverfolgen, dass sich die Menschrechtslage verschlechtert mit der Nutzung solcher Technologien? Solche und viele andere ähnliche Fragen stellten die Autoren nicht und ich habe den Verdacht, dass war weil sie von Anfang an wussten, was das Resultat sein soll (welches übrigens nur in Fallstudien bestätigt wurde, nicht aber statistisch).
Besonders in den Sozialwissenschaften ist die Versuchung wohl manchmal gross, aus Aktivismus Forschung zu betreiben. Wenn man unbedingt will, dass Handys gut sind für Menschrechte, Kaffeebauern von ‘Fairem Handel’ profitieren müssen und NAFTA schlecht war für Mexiko, sollte man vielleicht besser einen Artikel in die Zeitung setzen als ein Forschungsprojekt starten, oder aber extra kritisch sein.
1 Beide im Rahmen zu einer Veranstaltung zu internationalen Handelsabkommen, einmal zu Fair Trade Kaffee und einmal zu Mexiko in der NAFTA.
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