Die Schweiz hat eine sehr restriktive Gesetzgebung betreffend Fortpflanzungsmedizin. Eizellenspende ist gänzlich verboten und bis jetzt war jegliche Form von Präimplantationsdiagnositk (PID) verboten. Woher kommen diese Bedenken? Eine Spekulation.
PID erlaubt gewisse Diagnosen betreffend Erbkrankheiten vor dem Einsetzen eines künstlich gezeugten Embryos. Nun ist eine Gesetzesvorlage vorgestellt worden die PID erlauben soll. PID ist gemäss der Neuen Zürcher Zeitung in Deutschland, Österreich, Italien, Irland und Luxemburg gänzlich untersagt. Spanien, Grossbritannien und Belgien haben sehr liberale Regelungen.
Der Gesetzesvorschlag sieht eine ‘Halbliberalisierung’ vor. PID soll nur für Paare erlaubt sein die erblich belastet sind und bei denen das Risiko besteht, dass diese schwere Erbkrankheit an ihr Kind weitergeben wird. Für dies Krankheit darf es keine Therapie geben und sie muss mit grosser Wahrscheinlichkeit vor dem 50 Lebensjahr ausbrechen. Ein systematisches Screening ist verboten, ebenso wie die Suche nach spontanen Anomalien (das Beispiel von Trisomie 21 wird explizit erwähnt). Sogenannte Retter-Babies sind auch ausgeschlossen (also ein ‘idealer’ Spender für ein krankes Geschwister).
Ich frage mich, woher die Schweizer Skepsis gegenüber diesen Methoden kommt. Ich verstehe durchaus die ethischen Dilemmas welche eine ‘Selektion’ an und für sich mit sich bringt und sehe ein, dass da eine Diskussion stattfinden sollte. Aber unabhängig von meinem persönlichen Standpunkt dazu stelle ich mir zwei Fragen: Warum entscheidet der Staat wie ein solches Dilemma zu lösen sei und warum werden die Kirchen und religiösen Gruppierungen seperat angehört und beachtet und woher bloss kommt deren Anspruch auf Vertretung gegenüber anderen religiösen und nicht religiösen Gruppierungen?
Schaut man sich die Liste mit den Ländern an, in denen PID verboten ist, kommt der Verdacht auf, dass es durchaus religiöse (vielleicht gar katholische) Komponente in der Entscheidungsfindung gibt. Die willkürliche Bestimmung ab wann was als ‘Leben’ zu gelten hat wird ja häufig religiös motiviert bestimmt (heisst meist: so früh wie möglich). Auch in der Schweizer Ethikkommission die die Regierung berät, befinden sich Personen mit einem theologischen Hintergrund (zwei auf achtzehn Kommissionsmitglieder haben einen theologischen Hintergrund). Die religiöse Erklärung ist aber nicht ausreichend, schliesslich finden wir zum Beispiel Spanien am liberalen Ende des Spektrums wieder.
Ich habe die Vermutung, dass es auch mit einer Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Fortschritts zu tun hat. Dieses unbestimmte Gefühl, dass in vielen Kommentaren in Scienceblogs.de ebenfalls zum Vorschein kommt. Diesen Wissenschaftler, die irgendwas in ihren Labors basteln, ohne jegliche demokratische Kontrolle, sollen Grenzen gesetzt werden. Das ist an und für sich auch nichts verwerfliches. Nur statt sich über dieses vermeintliche Konspirieren zu informieren, wird die Unschuldsvermutung sousagen umgedreht, die Wissenschaft unter Generalverdacht gestellt und das Restriktive vorgezogen. Regeln werden so aus Ignoranz statt aus Verständnis gemacht. Da schliesst sich der Kreis auch wieder. Genau diese Argumente ohne für Aussenstehnde nachvollziebare Begründungen stört mich an religiösen Argumenten in politischen Debatten.
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