Ein klassisches Filmklischee: Ein Rausschmeisser vor einem Club im Format eines Einbauschrankes mustert den Besucher und da er ihm aus irgendwelchen willkürlichen Gründen nicht passend findet für die nebulösen Standards des Lokals, teilt er ihm mit “You are not on the list!”. So etwas ähnliches ist mir auch passiert. Ich bin aber froh, dass ich mich nicht auf der Liste befand.

Für Flüge in die USA führen Mitarbeiter der Fluggesellschaft eine Überprüfung der Reisepapiere durch. Dieses Abwälzen von hoheitlichen Aufgaben an Private ist im Flugbereich inzwischen durchaus üblich und es nervt mich jedes mal wenn ein Mitarbeiter einer Fluggesellschaft überprüft ob ich ein Visum für meine Destination habe.

Als ich auf meinen Flug nach New York antreten wollte, ging ich durch eben diese Prozedur am Flughafen Genf. Natürlich habe ich wie schon berichtet, gewissenhaft angemeldet. Ich gebe also meinen roten Schweizer Pass und der Angestellte meinte auf Englisch nach einem kurzen Blick auf meinen Namen und dann ein Papier vor ihm: “Sie haben Glück gehabt, Sie sind zugelassen.” und wies mich dann gleich an, mit ihm zum Boarding Schalter zu gehen.

Er stellte mir ein paar Fragen zum Zweck meiner Reise, die Aufenthaltsdauer und Art der Ausreise, dann wies er seinen Mitarbeiter am Schalter an:

“Nehmen Sie ihn von der Liste! Es ist offensichtlich”.

Der angesprochene zögert und antwortet kryptisch: “Aber ich dachte es sei ein ‘Y'”

“Nein, nein, es ist gut. Nehmen Sie ihn von der Liste!” Er wandte sich daraufhin wieder mir zu und empfahl mir die Tickets bereitzuhalten wenn ich in die USA einreise (als ob ein e-Ticket irgendwas beweisen würde ausser bestenfalls mittelmässige Fähigkeiten mit einem Bildbearbeitungsprogramm).

Mit einem gewissen Schrecken dachte ich gleich an die berüchtigten No-Fly Listen von denen niemand weiss wie man drauf und vor allem wieder gestrichen werden kann. Froh ein ‘OK’ erhalten zu haben, konnte ich es mir nicht verkneifen nach zu haken.

“Es ist OK. Sie dürfen fliegen. Ändern Sie einfach nicht Ihren Namen” lautete die Antwort.

Unzufrieden mit dieser doch eher enigmatischen Antwort hakte ich nach um was für eine Liste es sich handelte.

“Don’t ask! Don’t ask any questions and enjoy your flight!”

Tja, somit weiss ich nicht ob der grosse Bruder mich oder einen Namensvetter vielleicht mal doch nicht fliegen lassen möchte. Nicht dass ich dann vielleicht einmal gläsern werden müsste.

Übrigens die Einreise in die USA war problemlos (wenn man von der standardmässigen Foto und Fingerabdrücke nehmen mal absieht). Ich wurde gar weniger skeptisch beäugt als häufig bei der Einreise in die Schweiz mit meinem Schweizerpass.

Kommentare (11)

  1. #1 Jürgen Schönstein
    März 4, 2009

    Wahrscheinlich hatte die Dich mit dem Sender Al Arabiya verwechselt. Buchstabieren, Lesen und Denken sind, wie ich selbst schon feststellen musste, keine ausgesprochenen Stärken solcher “Sicherheitskräfte”.

  2. #2 David
    März 4, 2009

    “… und lassen Sie sich keinen Bart wachsen.” 🙁

  3. #3 Gunnar
    März 4, 2009

    Herrjeh, die Welt ist paranoid geworden. Die haben doch nicht mehr alle Nadeln an der Tanne, oder?

  4. #4 Ronny
    März 5, 2009

    Naja, wenn der Typ dort ‘Ali’ liest bekommt er vermutlich die Panik 🙂
    Ich weiß ja warum ich die USA auf meine persönliche Reisewathliste gesetzt habe. Eigentlich schade, denn das Land ist oft sehr schön (und die Leute die ich früher kannte eigentlich auch).

  5. #5 Frank
    März 10, 2009

    Oh mein Gott. Muss man nicht seit neuestem irgendwelche Formulare daheim vorab ausfüllen, wenn man in die USA reisen will?

  6. #6 Stirnrunzler
    März 27, 2009

    Eine gute Freundin ist zur Zeit in den USA. Mal hier mal dort. Fasst man ihre Berichte und Erlebnisse zusammen, so macht man sich schon ziemliche Sorgen über diesen Super Staat. So ist die Frage, ob sie etwas mit dem Holocaust zu tun gehabt hätte, wohl nicht nur einmal gefallen.
    Dieses Land, so sagt sie, ist absolut gespalten. In eine ” Schicht”, wo man einfach nicht über den Amerikanischen Tellerrand hinaus schauen möchte/kann und in die andere, die sich von der ersten genannten soweit distanzieren, wie nur irgendwie möglich, möchte.
    Ich persöhnlich kann zu dem Thema ” großer Bruder” eine Reihe von Weltkriegs oder Bürgerkriegs Plakaten aus den USA empfehlen. Auf diesen wird deutlich propagiert und klar mit dem Mittel der Angst ” erzogen”. So steht auf einem Plakat der Bürgerkriegszeit zum Beispiel:

    “MEN OF COLOR, to Arms! to Arms! Now or Never. Three years´ service!
    Battles of liberty and the Union. Fail now and our Race is doomed.
    Silence the tongue of Calumny. VALOR AND HEROISM.
    … are Freemen less brave than slaves…
    WE APPEAL TO YOU! Strike now!”
    ( Quelle: Corbis)

    Ich glaube, dass die USA stets in Krisenzeiten, bis heute Angst propagieren, denn durch eine andauernde (inszinierte) Bedrohung wird das Volk geeinigt. Man kann deutlich sagen wer der Feind und wer der Gute ist. Natürlich ist das Sicherheits Personal sicherlich angehalten worden, verstärkt vorsichtig zu sein, doch wenn man im Heimatfernsehen sieht, wie der “allgegenwärtige” Feind Terror verbreitet, geht der Bezug zur Realität solcher Sicherheitsangestellter absolut unrationale Wege.
    Eine Liste, wo dann jeder drauf steht, der ein Triebwerk oder eine Amerikanische Flagge auch nur mal schief ankucken könnte ist da natürlich praktisch. Wahrscheinlich stehst du spätestens nach deinem Nachhaken auf der Liste. Soetwas ist aufrührerisch und antiautoritär. Sowas past bestimmt in das Pschyhoprofil eines Topterroristen, erstellt mit lieben Grüßen ihrer National Homeland Security.

  7. #7 ali
    März 27, 2009

    @Stirnrunzler

    Angst als politisches Werkzeug ist ganz bestimmt nicht eine rein amerikanische Angelegenheit und wurde überall auf dem Globus seit Urzeiten von denen, die Macht besitzen, für ihre Zwecke instrumentalisiert.

    Ich befürchte auch, dass die US Liste nicht einmal soviel System aufweist, dass die ‘Flagge oder ein Triebwerk schräg angucken’ einem draufbringt. Das hätte eine nachvollziehbare Methode und würde (ob man die Liste nun gut findet oder nicht) eine gewisse Transparenz schaffen.

    Mein Gegenüber war übrigens ein Mitarbeiter einer (nicht-US) Fluggesellschaft (und vom Englisch her kaum US Amerikaner).

    Ich möchte hier doch nochmals festhalten, dass ich trotz meinem regelmässigen protestieren gegen den Anti-Terrorkrieg, vieles im US System nach wie vor bewundere. Mir scheinen viele dieser Massnahmen dem US System unwürdig und deswegen stelle ich sie in Frage. Auf dieser Seite des Atlantiks gibt es eine Tendenz selektiv die US wahrzunehmen, nach dem von Obelix entlehnten Motto: “Die spinnen, die Amis”. Ich möchte in diesem Blog aber genau das Gegenteil.

  8. #8 Ronny
    März 27, 2009

    @Ali
    Ich bin auch nicht gerade ein Freund von US Bashing, aber ich finde es schon bedenklich wenn sich ein Land dass sich anderswo immer gerne als Befreier sieht, in seiner Hymne ‘Land of the free’ singt und gerne die oberste Weltpolizei spielt, dann im eigenen Land unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung Menschenrechte mißachtet und die Freiheit massiv einschränkt.

    Von einem Diktator erwarte ich nichts anderes, aber der (selbstauferlegte) Level der USA spielt hier sicher eine Rolle wenn viele Menschen die USA kritisieren.

  9. #9 ali
    März 27, 2009

    @Ronny
    Wir sind uns glaube ich einig. Ich wollte nur betonen, dass ich von den USA eben besseres erwarte.

    Was den Chauvinismus und Sendungsbewusstsein anbelangt, das haben die USA nicht gepachtet (abgesehen von vielleicht einem kleinen historischen Element). Der grösste Unterschied ist, dass sie halt gross und stark sind. Ich möchte nicht die Schweiz auf der Weltbühne sehen mit den militärischen Muskeln der USA.

  10. #10 Stirnrunzler
    März 27, 2009

    @ali

    Ich muss wohl zugeben, dass mein letzder Beitrag etwas von einer Stammtischpredigt hatte. Nur finde ich es halt immerwieder schockierend, dass ein Staat wie die USA, ein Land, dass wie kein anderes den Begriff der Freiheit lauter in die Welt hinausschreit als jedes andere mir bekannte Land, einen solchen Hang dazu hat, durch Gefangenenlager, propagierte Angst und ominöse Listen von möglichen Gefahrenpersonen Politik zu machen. Leider war ich noch nie in den USA und würde mir gern mein eigenes Bild machen, doch das was ich hier dann hier mitbekomme finde ich insgesamt ernüchternd.
    John Locke gehört zu den größten Staatstheoretikern aller Zeiten. Dass ein Land, dessen demokratische Verfassung unserer eigenen und noch vieler anderen Vorbild war und in gewissen Fällen dermaßen außer Acht gelassen wird, ist sicherlich eines der Dinge, die man verurteilen sollte.
    Dadurch dass ich aber nicht mit der Materie vertraut bin und nur Schlechtes von den USA mitbekomme, erklärt sicherlich meiner Anti-Amerikanische Haltung. Sicherlich gibt es auch ein anderes Amerika, von dem man hier in Europa nur leider nicht viel mitbekommt.

  11. #11 Christian Reinboth
    März 31, 2009

    Ich weiß, wer noch auf der Liste vom großen Bruder steht:

    https://www.tagesspiegel.de/politik/international/Cem-Oezdemir;art123,2763776