Mit düsteren Aussichten für die Weltwirtschaft, purzeln die Rohölpreise in weite Ferne von dem, was man vor einem Jahr sehen konnten. Die OPEC konferenziert und hat vorläufig beschlossen, nicht mit einer Drosselung der Produktion die Preise wieder auf ein für sie profitableres Niveau zu bringen. Russland, ein grosser Produzent von Erdöl aber nicht OPEC MItglied, hat hingegen vor dem OPEC Gipfel angekündigt, die Fördermenge zu reduzieren.
Die OPEC versucht eigentlich nur ihrem ‘Vereinszweck’ nachzukommen: Nämlich ihre quasi Kartellmacht auszuüben. Sie kämpft aber dabei mit dem selben Problem, welches jedes Kartell hat, nämlich kollektiv im Sinne des Allgemeinwohls der Gruppe zu handeln. Ich habe hier im Blog schon über das Gefangenendilemma in der Spieltheorie berichtet (auch Florian, Thilo und Christian haben schon dazu geschrieben). Die OPEC ist ein weiteres gutes praktisches Beispiel wie man dieses Wochenende wieder beobachten konnte.
Jedes Mitglied hätte natürlich gerne einen Ölpreis, der einem Optimum entspricht. Die Produktionsmenge beeinflusst jedoch den Preis. Wenn mehr produziert wird, dann sinkt theoretisch der Preis (das gleiche gilt nicht nur für das Angebot, sondern umgekehrt auch für die Nachfrage). Man kann also nicht einfach pumpen was das Zeugs hält will man sein Öleinkommen so hoch wie möglich haben. Könnte ein Ölförderland also den Preis frei wählen, würde ein einzelner Ölproduzent ein Optimum anpeilen, welches seinen Gewinn maximiert. Das versucht nun die OPEC kollektiv (da die Produktionsmenge nur kollektiv kontrolliert werden kann).
Nur spielt jedes Mitglied eine Form des Gefangendilemmas. Jeder hat die Möglichkeit den OPEC Entscheid mitzutragen oder nicht. Ideal wäre natürlich wenn alle anderen die Ölproduktion drosseln, man selber aber weiterhin so viel pumpt wie es nur geht. Der Preis würde dann vermutlich steigen und man könnte die gleiche Menge zu einem höheren Preis verkaufen. Dies gilt aber für jeden Ölförderstaat. Wenn die anderen aber weiter produzieren wie bisher und man selber drosselt, ändert sich nichts am Preis und man verkauft nur die reduzierte Produktion. Die ideale Strategie ist also in jedem Fall den Entscheid höchstens in Worten mitzutragen aber an der eigentlichen Fördermenge nichts zu ändern. Tun das aber alle, passiert natürlich gar nichts. Genau das kann man regelmässig beobachten.
Es beginnt damit, dass einige Ölförderländer durch Abwesenheit glänzen, so zum Beispiel Russland. Russland braucht im Moment wohl dringender höhere Ölpreise als die meisten anderen Länder. Russland hat mit dem bis vor kurzem in sphärischen Höhen schwebenden Preis für Erdöl einige Grossmachtsphantasien hegen und pflegen können und klar gemacht, dass es eine Rückkehr auf die Bühne der ‘grossen Weltpolitk’ plant. Dies war Balsam für die seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion gekränkte russische Seele und der gute Wirtschaftsgang tat das seinige.
Heute ist die russische Wirtschaft im Strudel der allgemeinen Krise am Boden und wie es mir scheint der Kreml ratlos. Der Unmut des Volkes wird auch auf der Strasse spürbar und es gibt Proteste, etwas dass die russische Regierung fürchtet wie wohl nichts anderes. Vermutlich ist Putin gerade gar nicht so unglücklich, dass er den Kopf einziehen kann und mit dem Finger auf den Präsidenten zeigen. Wie auch immer, kollektives Handeln hin oder her, Russlands Leidensdruck ist gross genug, um die Anreizstruktur so zu ändern, dass Russland bereit ist zu kooperieren ohne Mitglied im Club zu sein.
Warum gibt es die OPEC überhaupt und wie hat sie es damals geschafft Ölkrisen auszulösen, wenn sie doch gar nicht funktionieren kann? Die OPEC ist halbwegs erfolgreich weil gewisse Umstände die Kartellbildung etwas erleichtern: Absprachen können explizit gemacht werden, mit Saudi Arabien gibt es einen dominanten Produzenten, der anführen kann und Erdöl ist ein Gut, dessen Fördermengen relativ einfach reguliert werden kann (man kann sozusagen den Hahn einfach ‘zudrehen’). Am wichtigsten ist aber wahrscheinlich, dass die Märkte häufig schon auf die
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