Das Schweizer Parlament hat vor einer Woche mit 105:68 abgelehnt, dass Doppelbürgern das Schweizer Bürgerrecht aberkannt werden soll, wenn sie schwere Straftaten begehen, oder missbräuchlich Sozialhilfe beziehen. Ich möchte hier ein paar persönliche Gedanken dazu loswerden.
Vor einer Weile wurde ich in einem Kommentar zu einem Post zur seltsamen Interpretation vom Völkerrecht durch die Schweizer Volkspartei (SVP), mit Dreck geworfen:
Meine persönliche Einschätzung ist folgende: Wir haben viel zuviele ehemalige Ausländer mit Schweizer Pass im Land. Die mögen vielleicht etwas von internationalen Beziehungen verstehen. Das Wesen der Demokratie unseres Landes haben sie aber vermutlich nicht begriffen.
Wie so häufig mit solchen Kommentatoren, war dieser wohl nur an der Pöbelei interessiert und nicht an einem Argument, da er auf meine Replik nie antwortete. Leider sind solche Feindseligkeiten über eine Minderheit hinaus verbreitet in der Schweiz, wie man an der Vorlage, die kürzlich im Parlament besprochen wurde, hat sehen können.
Ich möchte hier auch gar nicht den Anspruch auf eine distanzierte Analyse erheben, es geht mir hier vorwiegend um meine persönliche Betroffenheit in diesem Zusammenhang. Da ich väterlicherseits nordafrikanische Wurzeln habe bin ich Doppelbürger (meine Nationalität väterlicherseits kann ich nicht ablegen). Technisch gesehen, musst ich sogar bei Geburt eingebürgert werden, da die Nationalität in der Schweiz damals noch ausschliesslich über den Vater definiert wurde.
Ich bin in der Schweiz aufgewachsen, meine Muttersprache (und die einzige die ich wirklich beherrsche) ist Schweizerdeutsch, habe mich hier politisch engagiert und habe immer in der Schweiz gelebt. Wie soll man sich da fühlen, wenn eine beträchtliche Anzahl der Parlamentarier der Meinung ist, dass dies nicht als gleichwertig gilt. Nicht gleichwertig mit jemandem, der sich unter Umständen weniger für das Funktionieren der Gesellschaft eingesetzt hat und sich auch weniger dafür interessiert, aber durch einen Zufall völlig ausserhalb seiner Kontrolle nur mit einem Pass dasteht.
Das politische ist eine Sache und lösbar. Ich vertraue genug auf das System, dass eine solche Vorlage vermutlich vom Bundesgerich oder dann spätestens vom Menschrechtsgerichtshof in Strassburg wieder umgeworfen werden würde. Das andere ist aber das Weltbild, dass da durchschimmert. Man unterstellt implizit Iloyalität. Es trägt die Konnotation von einer ‘reinen’ Nationalität und einer ‘schmutzigen’. Man unterstellt das mir, ohne etwas über mich zu wissen. Warum ist zum Beispiel mein Schweizer Pass verdächtig bei der Einreise in die Schweiz während die anderen durchgewunken werden? Warum soll, um wieder auf den Kommentar oben zurückzukommen, meine Meinung zur Schweizer Politik weniger Wert sein? Wenn sich im Parlament für solche Anliegen fast 70 Stimmen finden (auf 200), versteht man vielleicht, warum ich die SVP so häufig als persönlichen Angriff auffasse. Für sie bin ich ein Bürger zweiter Klasse und wer wird schon gerne diskriminiert..
Kommentare (4)