Die traditionellen Medien versuchen sich gegenseitig mit Updates wo die neusten Kranken gemeldet wurden zu überbieten. Es werden Massnahmen ergriffen und erwogen und Schreckenszenarien gemalt. Ein paar Gedanken zur Politik rund um die Schweinegrippe.

Zuerst ein paar allgemeine Feststellungen zur Datenlage. Ich empfehle als Informationsquelle die viel unaufgeregteren Beiträge in diversen Wissenschaftsblogs. Obwohl sich die Einträge in der Regel auf traditionelle Kanäle stützen, scheinen sie die Fragen mit mehr Besonnenheit anzugehen (unter anderem wohl weil sie nichts verkaufen müssen). Ausgangspunkt auf Deutsch wäre da der heutige Artikel von Tobias zu erwähnen und eine gute Linksammlung bei Plazeboalarm. Ein soziolgischer Blick kann bei homo sociologicus gefunden werden. Zusammenfassend kann man im Moment sagen, dass sehr wenig Information gesichert ist und das bestimmt in unzähligen Labors daran gearbeitet wird, dies zu ändern. Das meiste im Moment beruht auf Vermutungen und Ableitungen.

Mir sind einige Dinge aufgefallen beim Mitverfolgen dieser Geschichte über das Wochenende und möchte ein paar dieser Gedankenfragmente zur Schweinegrippe Politik und die Rolle der Medien hier im Blog festhalten.

Die Medien und die Zwänge der Politik scheinen eine Panikspirale zu generieren. Die magere Datenlage hat zur Folge, dass es nicht sehr viel zu berichten gibt. Also befragt man Experten und Spezialisten zu was es bedeuten könnte und entwirft in erster Linie Szenarien, deren News-Wert direkt proportional zur Düsterkeit steht. Ist die Öffentlichkeit einmal beunruhigt, müssen Politiker Aktivität zeigen (man erinnere sich an gewisse Vogelgrippe Massnahmen). Dies verstärkt aber nur die Verunsicherung.

Experten warnen schon lange, dass eine ernste Pandemie kommen wird. Darum hat man versucht Frühwarnsysteme einzurichten. Solche sind so gestaltet, dass sie schon bei ersten Indikatoren Alarm schlagen (‘früh’ eben). Das bedeutet auch die Möglichkeit eines Fehlalarms. Wir befinden uns in einer Phase, in der wir noch nicht wissen, warum das System einen Alarm ausgelöst hat.

Ein weiterer Effekt davon ist, wenn dieser Apparat mal in Bewegung ist, werden die Fälle zwangsläufig mehr und zwar weil sie statistisch nun plötzlich wahrgenommen werden. Viel mehr Menschen werden mit ihrem Husten zum Arzt gehen, Fälle werden konsequenter gemeldet und die Medien berichten über Grippefälle, die häufig gar nicht bestätigt sind. Dies wiederum rückt die Grippe noch näher. Husten Sie schon?

In vielen Medien wird mit Analogien zur Spanischen Grippe 1918/19 operiert. Dies passiert meist suggestiv und wird nicht explizit analysiert. Es scheint als ob vor allem junge Gesunde der Grippe zum Opfer gefallen sind in Mexiko was eine Parallele wäre. Wir wissen es aber nicht, da der Virus bei der Mehrheit nicht nachgewiesen wurde und es könnte sich gar nur um eine selektive Wahrnehmung handeln. Oder es wird erwähnt, dass es sich um die H1N1 Variante handelt, wie damals. Dies ist korrekt, doch ein grosser Teil der Grippefälle in den letzten Jahren ebenfalls. Zweifelsohne sind das berechtigte Fragen, aber man sollte auch transparent sein betreffend was man nicht weiss. Ausserdem könnte man auch erwähnen, dass die Situation wesentliche Unterschiede zur damaligen Situation aufzeigt: Frühwarnsysteme, Ernährung (es war schliesslich am Ende des Ersten Weltkrieges), Medikamente, ärztliche Versorgung, Kommunikation, etc. Parallelen sind in Ordnung, aber deren Grenzen müssen auch aufgezeigt werden, will man nicht nur Angst machen.

Diese Dynamik schafft wie schon erwähnt Angst und Verunsicherung. Die Datenlage ist im Moment noch eher dünn (wissenschaftlich fundiertes braucht nunmal Zeit) die Spekulationen schiessen ins Kraut. Ideale Voraussetzungen für Verschwörungstheoretiker, deren Fantasie und Suggestionswillen kaum Grenzen kennt. Gleich wird behauptet, dass der Virus vermutlich ‘aus einem Labor stammen muss‘. Woher diese Gewissheit? Weil der Virus eine Kombination von Viren zu sein scheint, die in Vögeln, Schweinen und beim Menschen vorkommen. Das dies ein bekannter biologischer Prozess ist, wird einfach ignoriert. Die Schlussfolgerung steht am Anfang des Gedankens. Der Frankenstein-Diskurs tut wohl bei den weniger informierten Leserinnen und Leser das seine. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis jemand in der Krankheit eine Strafe Gottes sieht (für ein ausgewähltes Übel nach Wahl).

Einige Länder haben die Einfuhr von Schweinefleisch aus Mexiko untersagt (z.B. Indonesien, China, Russland), obwohl sich das Virus so nicht überträgt. Es wäre interessant zu sehen, ob diese Länder dies tun, weil sie irrational handeln, weil sie Aktivismus vorschützen möchten oder ob sie ihren Schweinefleischproduzenten einen Gefallen tun (dazu müsste man sich wohl die Import-Statistiken anschauen).

Etwas weniger Sensation und etwas mehr Zurückhaltung würde wahrscheinlich viele dieser Phänomene etwas abschwächen. Zum Glück gibt es Wissenschaftsblogs während wir darauf warten mehr zu wissen.

Kommentare (22)

  1. #1 Count Ruebe
    April 27, 2009

    Sehr schöne Zusammenfassung, Danke!

    Interessant finde ich übrigens auch, dass der Server des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de) zumindest heute schon den ganzen Tag völlig überlastet ist. Das spricht m.E. dafür, dass sich viele Menschen auch “amtlich” informieren wollen.

  2. #2 Patschi-Quuatschi
    April 27, 2009

    Ist http://www.rki.de wirklich überlastet ?

    Hatte keine Probleme mit der Seite.

    Aber http://www.Infokrieg.tv ist überlastet.

  3. #3 Matthias
    April 27, 2009

    Schöner Artikel.

    Der Artikel und v.a. die Kommentare im “Biowarfare”-Artikel sind erschreckend (komisch?! Kann man da wirklich noch lachen?)!

  4. #4 Sceric
    April 27, 2009

    Danke für die Zusammenfassung. Hörte sich größtenteils wie das an, was ich mit meiner Frau diskutiert habe, allerdings etwas höflicher formuliert als die Ausdrücke, die ich in Bezug auf die Medien verwendet habe.

  5. #5 Patrick
    April 27, 2009

    Jo, geht euch mal schön impfen lassen…

  6. #6 Jürgen Schönstein
    April 27, 2009

    Moment mal – ich sitze zwar im amerikanischen “Epizentrum” des Geschehens (außerhalb von Mexiko hat New York mit 28 bestätigten Fällen noch die höchste Schweinegrippe-Inzidenz), aber von Aufgeregtheit der Medien, Panikspiralen etc. kann ich hier nicht wirklich reden. Aus meinen lokalen Zeitungen, Nachrichtenagenturen und Sendern erfahre ich eigentlich ganz unaufgeregt, dass keiner der US-Fälle bisher zu ernsten Komplikationen geführt hat (nur eine Person von bisher 40 wurde ins Krankenhaus geschickt und ist, wie ich höre, schon wieder auf dem Weg der Besserung), dass die Todesfälle in Mexiko bisher nur mit dem Verdacht auf Schweinegrippe verbunden sind, dass Schweinegrippe von den Risiken der normalen saisonalen Influenza her vergleichbar ist, dass der Grenzverkehr bisher ungehindert bleibt und Beamte allenfalls ein Auge darauf haben sollen, ob Passagiere eventuelle Symptome zeigen und diese dann zur Betreuung an einen CDC-Repräsentanten verweisen etc. – da lese ich in Blogpostings und Kommentaren aber viel mehr Panikmachendes. Nur mal am Rande und aus der Position der gescholtenen Medien heraus bemerkt …

  7. #7 Patrick
    April 27, 2009

    @Jürgen:

    Die N.Y. Times propagiert die Gefahr aber auch nicht gerade harmlos.

    Also was nun? Diese “Schweinegrippe” ist doch nur ne lahme Nummer, oder? Warum wird Panik gemacht?
    Ich will das wirklich wissen, weil ich durch meine täglichen Nachrichtenstöbereien schon ziemlich genervt davon bin, überall von diesem Virus lesen zu müssen.

  8. #8 Patrick
    April 27, 2009

    Ich bin zu blöd.
    Hier noch mal der Times- Link:Klick

  9. #9 Jürgen Schönstein
    April 27, 2009

    @Patrick
    Es ist ein Unterschied, ob man über Ereignisse berichtet (die mögen ja dramatisch sein – 1800 Infizierte und 150 Tote sind ja nicht ganz von der Hand zu weisen), oder ob man künstlich Ängste schürt, in dem man über Szenarien spekuliert etc. Nach dem Motto; “Müssen wir nun alle sterben?” Dass die Sache dramatisch ist, bestreitet ja niemand – es ging mir darum, dass dies nicht nur eine Konsequenz der Medienberichterstattung ist.

  10. #10 ali
    April 28, 2009

    @Jürgen

    Mein Eindruck der Berichterstattung scheint ein anderer zu sein als deiner. Ich könnte dir höchstens Einzelbeispiele vorlegen, aber die belegen natürlich wenig.

    Der Post war für einmal eigentlich gar nicht so als ‘Medienschelte’ gedacht. Ich glaube nicht, dass die Medien ‘künstlich Ängste schüren’ sondern die Ängste eher ein Nebenprodukt der Berichterstattung sind. Es ist nicht einmal nur der Inhalt der vermeintlichen Information sondern auch die schiere Quantität. Die genauen Inhalte und die Wahrnehmung davon können ausserdem divergieren.

    Was ich sagen wollte ist, dass die Medien am Anfang einer Dynamik stehen, in der alle ihr Rolle spielen (auch die Politik und die Medienkonsumenten) mit den oben beschriebenen Folgen.

  11. #11 Patrick
    April 28, 2009

    @ali:
    Ich glaube nicht, dass die Medien ‘künstlich Ängste schüren’ sondern die Ängste eher ein Nebenprodukt der Berichterstattung sind.

    Mit Ausnahmen diverser Blätter (weltweit). 😉

  12. #12 Jürgen Schönstein
    April 28, 2009

    @Ali
    Die US-Medien sind jedenfalls wirklich sehr unaufgeregt. Wie es in Europa aussieht, kann ich aus der Distanz nicht wirklich beurteilen, aber ich glaube, dass – im Gegensatz zum klassischen Schema, wo die Nachricht um so größer sein muss, je weiter weg sie noch wahrgenommen werden will – hier mit der Entfernung die Intensität der Wahrnehmung wächst. Eine EU-Warnung vor USA-Reisen, wegen 40 Fällen, die glimpflicher verlaufen sind als die normale Saison-Grippe – an der, diesem Paper https://aje.oxfordjournals.org/cgi/content/full/163/2/181 zu Folge, in einem durchschnittlichen Jahr zwischen 75 und 150 Amerikaner täglich sterben? Da muss jemandem auf dem Weg ins Büro das Hirn rausgefallen sein!

    Aber als Journalist weiß ich natürlich, dass es das Neue ist, was die Nachricht macht. Wir würden unsere Leser auch informieren, wenn es einen neuen Cluster von Fußpilz gäbe, der Reisende nach Mallorca “bedroht” … So gesehen stehen wir Medien immer sehr nahe am Anfang der Informationskette. Aber die Panik ist eine Reaktion, die nicht durch die Nachricht gemacht wird (wenn man mal von einigen Boulevardblättern absieht, die hier manchmal anders gestrickt sind), sondern durch die Wahrnehmung von Nachrichten. Das ist etwas, was man lernen muss – Zeitung lesen sollte heute, soweit ich weiß, längst zum Schulunterricht gehören.

  13. #13 ali
    April 29, 2009

    @Patrick
    Ich meinte damit wohl, dass nichts berichtet wird, dass faktisch falsch wäre. Aber du hast schon recht, je nach Suggestionsgrad sind die Grenzen da fliessend.

    @Jürgen
    Eine Frage ist sicherlich, ob die Medien für die fehlende Medienkompetenz des Publikums verantwortlich gemacht werden können. Schliesslich klagen wir hier bei ScBl.de auch häufig darüber, wie Wissenschaft wahrgenommen wird, weil das Publikum häufig nicht bereit ist, sich darauf einzulassen (Denken muss man halt selber).

    Noch zur Einschätzung des Alarmismus: Ich habe keinen Fernseher und gehe einfach davon aus, dass dort alles eine Stufe schriller ist, eine Faustregel die sich häufig bewährt. Es gibt bestimmt Abstufungen zwischen FAZ und BILD (oder NZZ und BLICK hier). Mir schien selbst die BBC etwas sehr spekulativ (die NYT war tatsächlich relativ gemässigt). Ich hab mir gestern dann noch die Daily Show vom Montag angeschaut und was Jon Stewarts Leute da aus dem TV zusammengeschnitten haben schien mir doch ziemlich in Richtung Panikmache zu gehen. Aber ich kann die Repräsentativität der Clips nicht beurteilen.

  14. #14 H. Inge Schaut
    April 29, 2009

    Fragen über Fragen…. hier ein paar Gedanken

    Amerika kollektiv im 9/11-Schweinefieber. Von möglichen Hintergründen und Folgen der so genannten “swine flue”

    Ein Großteil unseres Denkens bleibt unbewusst und ist geprägt von Metaphern und Deutungsrahmen, so der Klappentext des Buches “Auf leisen Sohlen ins Gehirn” von George Lakoff und Elisabeth Wehling.

    – Propaganda-Begriffe wie “Swine flu” schaffen Metaphern, Bilder in den Köpfen der Bevölkerung mit der Folge, dass sich die Einstellung zu ihren Mitmenschen ändert.

    Hintergründiges aus den USA. – Man sollte derzeit genau hinschauen, was dort passiert…..

    Fragen stehen im Raum:
    Warum wurde in den USA die SchweineGrippe mit “Swine flu” in den öffentlichen Diskurs gebracht? – Zufall?
    Warum wurde nicht “pig grip” oder “pig flu” verwendet? –

    Eine Repräsentativumfrage in den USA vor dem vergangen Wochenende wäre Interessant.
    Fragestellung:
    Was verbinden Sie gedanklich, bildhaft mit dem Wort
    a) swine
    b) pig.
    Gibt es Unterschiede?

    Die These ist:
    Im englischsprachigen Raum oder in den Südstaaten der USA wird “Swine” hauptsächlich als Schimpfwort verwendet. Also was passiert derzeit unbewusst in den Köpfen der US-amerikanischen Bevölkerung durch den Propagandabegriff „Swine flu“?
    Dient der Begriff “Swine” nicht als metaphorischer Bildspender für sexuelle, hygienische oder moralische Ausschweifungen, als Synonym für verachtenswerte menschliche Charakterzüge?

    Aktuell (seit gestern genauer gesagt) will man sich nun auf den Begriff “Mexiko-Grippe“ oder “Neue Grippe” einigen, doch möglicherweise ist das “mexikanische Swine” bereits in den Brunnen gefallen, hat sein Branding erhalten.

    Mexico – Swine – Influenza

    Seit vergangenem Wochenende wurde – mittels amerikanischer Propagandamaschine – der mexikanische Migrant, in den Köpfen der US-Amerikaner unbewusst zum „Todfeind“ erklärt und mit einem „Swine“ in Verbindung gebracht.
    “Der Mexikaner könnte ja ansteckend sein…, mein Leben bedrohen…”
    Auf leisen Sohlen hat sich der Virus ins Gehirn geschlichen.

    Um die Problematik zu verstehen, was zur Zeit in Amerika passiert, hier ein paar Hintergrundinformationen:
    In den USA steigt derzeit rapide die Arbeitslosigkeit, immer mehr Menschen leben in Zeltstädten und die Wirtschaft ist weit mehr als verschnupft.
    Aus Südamerika haben ausländische Banken auf Grund der weltweiten Wirtschaftskrise ihre Gelder abgezogen.- Und dies mit katastrophalen Folgen. Möglicherweise wird es zur verstärkten Völkerwanderungen von Süd- nach Nordamerika kommen.
    Trotz verschärfter Sicherheitskontrollen an den US-Grenzübergängen sollen sich ca. 2,5 Milionen illegale Einwanderer aus Mexiko in den USA aufhalten und dort arbeiten. Jährlich kommen ca. 400.000 neue Migranten hinzu.
    “Remesas”, (Geldüberweisungen) sind mittlerweile für Mexiko und andere Länder Mittelamerikas zu einer der wichtigsten Devisenquellen (derzeit 20 Mrd. USD p.a.). Ca. ein Zehntel der mexikanischen Bevölkerung lebt und arbeitet in den USA (10,23 Millionen Einwohner der USA sind in Mexiko geboren worden).

    Und dann kam “Swine flu” …

    Es wird geschätzt, dass von den ungefähr 35 Millionen in den USA lebenden Lateinamerikanern, sich etwa 6 bis 10 Millionen illegal in den USA aufhalten. Davon sollen ca. 60 Prozent Mexikaner sein und die meisten mexikanischen Migranten leben in Karlifornien, dem Bundesstaat in welchem am 28. April 2009 Arnold Schwarzenegger der Notstand ausgerufen hat.

    In diesem Zusammenhang bekommt “Swine flu” ein ganz anderes Gesicht.
    Man sollte genau hinschauen, was derzeit in Amerika passiert.

  15. #15 Tobias
    April 29, 2009

    @H. Inge Schaut
    Weil Ihr Schulenglisch Ihnen “pig” als korrekte Übersetzung für Schwein vorschlägt, heißt das nicht, dass deshalb die wissenschaftliche Nomenklatur geändert werden muss.
    Swine influenza ist der medizinisch korrekte Begriff.

  16. #16 ali
    April 29, 2009

    @Inge
    Denke nochmals durch was du hier als Argumente für deine meines Erachtens äusserst wirre Verschwörungstheorie vorbringst.

    Das Muster gleicht sich (und übrigens funktioniert auch bei anderen Verschwörungstheorien so): Zuerst braucht man etwas, das schwer fassbar erscheint, ausserordentlich oder gar bedrohlich (Schweinegrippe, 9/11, etc.). Dann liefert man selektive Fakten (Migration, Wirtschaftssituation, etc.). Das ganze garniert man dann mit einer Suggestion (kann das Zufall sein…).

    Schaut man aber das Argument inhaltlich an, sieht man keinerlei Mechanismus, nur nebulöse Entscheidungsgewalten und dunkle Mächte und das absolute Fehlen von echten Zusammenhängen oder gar Belege für auch nur eine solche Verbindung.

    Wenn du hier jemanden von so etwas abstrusen überzeugen möchtest (ich bin mir nicht einmal ganz sicher was du genau behauptest), dann musst du wohl etwas mehr Belege vorbringen und expliziter werden.

    Übrigens ist die “Swine Influenza” nicht erst letzte Woche ‘entdeckt’ worden und heisst schon eine Weile so. Der Ausbruch 1976 startete bei US Rekruten in New Jersey. Dann war die Namensgebung damals eine Kampagne um die US Armee zu diskreditieren?

  17. #17 Jürgen Schönstein
    April 29, 2009

    @H. Inge Schaut
    Kann es sein, dass Sie das obige in einem grippalen Fieberwahn geschrieben haben? Mit den Realitäten in den USA – wo es, entgegen Ihrer Annahme, bisher keine Anzeichen von Grippehysterie gibt – haben Ihre Thesen wirklich nichts zu tun. Wenn es durch die Nomenklatur der “Swine Flu” ein “Feindbild” gibt, dann ist es die Schweinezucht (die mit dem Ausbruch übrigens auch nichts zu tun hat). Denen bricht nämich der Markt weg, was den Landwirtschaftsminister Tom Vilsack bereits dazu gebracht hat, um eine offizielle Umbenennung der Schweinegrippe zu bitten.
    Die historische Entstehung der Bezeichnung “Swine Flu” hat Ihnen ja Ali eben schon erklärt; Ihre Annahme, dass “swine” ein schlimmeres Schimpfwort ist als “pig”, kann ich auch nicht nachvollziehen, da letzteres sogar geläufiger scheint.
    Generell entbehrt Ihre Annahme, dass die Schweinegrippe als Verstärkung der Ressentiments gegen Einwanderer aus Mexiko (oder Lateinamerika generell) instrumentalisiert wird, jeglicher sinnvoller Grundlage.

  18. #18 Stephan
    April 30, 2009

    für mich hat sich als sehr objektive Informationsquelle die Website der WHO herausgestellt. Bei der WHO laufen alle Fäden zusammen und die Daten sind mMn vertrauenswürdig (https://www.who.int/csr/don/2009_04_29/en/index.html).
    Interessant fande ich, dass das RKI Zahlen eher aus den Medien recherchiert hat, als sich an der “übergeordneten” offiziellen Stelle zu informieren.

    Insofern muss man den Medien den Vorwurf machen, überzogene und reißerische Berichterstattung zu betreiben. In mir drängt sich der Eindruck auf, nachdem die Finanzkrise langsam langweilig wird und die Bevölkerung vielleicht mal in diese Richtung zu denken anfängt und realisiert, was auf sie zukommt, treibt man lieber schnell eine neue Sau durch’s Dorf.

    Verschwörungstheorien: Bitte mit diesem Begriff vorsichtig umgehen. Manchmal scheint die Verschwörungstheorie logischer begründet zu sein, als die Erklärungsversuche der offiziellen Stellen. Nur ist “Verschwörungstheorie” eine schöne Killerphrase, die das logische Denken sofort ausschaltet. Mein Motto: “Denken hilft”.
    Ebenso kenne ich den Begriff “Alarmismus” nicht? Was bedeutet das? Die Analogie zu “Islamismus” drängt sich auf. Wäre ein erzkonservativ katholischer Mitbürger dann “Christamistisch” eingestellt? Oder Jürgen Klinsmann “buddhamistisch”?

  19. #19 Patrick
    April 30, 2009

    @ Stephan:

    Ich glaube der Begriff “Alarmismus” wird nicht direkt auf eine einzelne Person bezogen, sondern rhetorisch auf den gegenwärtigen Zustand der Bevölkerung (inkl. Medienvertreter).

    Also würde ich jetzt meine Frau nicht als “Alarmistin” bezeichnen, wenn sie sich deswegen Sorgen machen würde.
    Im Prinzip ist es sogar nur ein weiteres Schlagwort, dass den Medien in die Hände spielt, eine möglichst reißerische Artikelüberschrift zu kreieren.

    Man könnte stattdessen auch einfach schreiben: “Panik greift um sich!”, oder so.

  20. #20 Jane
    Mai 1, 2009

    “Nur ist “Verschwörungstheorie” eine schöne Killerphrase,” Nö, Ali hat wunderbar erklärt was das ist. Aber es passt Dir nicht in den Kram schon klar. Logisches Denken und Verschwörungstheorien schließen sich übrigens gegenseitig aus.

    “In mir drängt sich der Eindruck auf, nachdem die Finanzkrise langsam langweilig wird und die Bevölkerung vielleicht mal in diese Richtung zu denken anfängt und realisiert, was auf sie zukommt, treibt man lieber schnell eine neue Sau durch’s Dorf.”

    Ah ja, wir leben also in einer Diktatur mit gleichgeschalteten Medien. Wie war das mit dem “Denken hilft”? Versuchs doch mal.

    Abgesehen davon ist gerade diese VT so was von ausgeluscht und langweilig, da fand ich Inge besser.

  21. #21 H. Inge Schaut
    August 11, 2009

    Schaue immer noch hin…

    Vorhergesagte Konsequenzen der Schweinegrippe:

    Auszug
    “…Obama und Calderón vereinbarten bei ihrem Treffen zudem eine stärkere Zusammenarbeit beider Länder, um sich gemeinsam auf die für den Herbst erwartete Zunahme der Schweinegrippe-Infektionen vorzubereiten. Die beiden Präsidenten sprachen den Angaben zufolge auch über die Situation von rund sechs Millionen mexikanischen Arbeitern in den USA….”
    AFP, 10 Aug. 2009

    Auszug:
    “…Sie hat dazu geführt, dass Hunderttausende von Mexikanern in den USA arbeitslos wurden und nach Hause zurückkehren mussten, was dort zu wirtschaftlichen und sozialen Problemen geführt hat.
    Ein Streitthema dürfte bei dem bis heute dauernden Treffen zudem die US-Einwanderungspolitik sein…”
    Hamburger Abendblatt 11. Aug. 2009

  22. #22 Vanessa
    September 3, 2009

    Dieses ganze Bla-bla um die Schweinegrippe kotzt mich echt an. Natürlich sollte man nichts bagatellisieren, aber die Leute müssen auch mal den Kopf aufmachen und sich informieren und sich nicht dem Einheitsbrei unterordnen. Die Politik fährt krumme Wege mit uns.