Der Spielfilm Snakes on a Plane spekulierte über die Panik, die Reptilien in einem Flugzeug auslösen könnten. Wie so häufig, ist die Realität fast noch etwas besser. In der Schweiz ist ein Behälter mit Schweinegrippe-Viren in der Bahn auf dem Weg nach Genf geborsten.
Ein Mitarbeiter des Nationalen Zentrums für Influenza in Genf reiste nach Zürich um einen Behälter mit für den Menschen ungefährlichen Viren abzuholen und nach Genf zu transportieren. Dort sollte man damit an Tests arbeiten, die das Virus nachweisen können. Weil das kühlende Trockeneis falsch verpackt war, bildeten sich im Behälter Gase und es baute sich ein Überdruck auf, bis der Behälter explodierte.
Der Zug wurde vor Lausanne von der Polizei angehalten und die 61 Passagiere des betroffenen Wagons ‘medizinisch betreut’, während der Techniker, der mit den Viren unterwegs war, den produzierten Müll einsammelte. Laut dem Bundesamt für Gesundheit handelte es sich um Viren tierischen Ursprungs, die für Menschen ungefährlich sind. Man kann damit infiziert zwar leichte Grippesymptome entwickeln, ist aber überhaupt nicht mit dem momentanen Phänomen in Mexiko zu vergleichen.
Interessant fand ich vor allem die Kommentare, die unter dieser Nachricht in der NZZ oder aber auch im Boulevardblatt Blick geschrieben wurden. Ich befürchte sie geben einem einen guten Einblick in die Verunsicherungen, Angst und auch Irrationalität, die in der Bevölkerung gefunden werden können (aller Rechtschreibefehler auch im Original enthalten):
Für wie dumm hält man uns?: Wie soll aus einer für Menschen ungefährliche Virensammlung ein Impfstoff gegen die Schweinegrippe hergestellt werden?
Verantwortungslosigkeit: ist noch gelinde vormuliert, sollte sich der Verdacht bestätigen, das täglich – und in öffentlichen Verkehrsmitteln – hoch toxische und gesundheitsschädliche Substanzen “chauffiert” werden. Die Pharmaindustrie setzt sich unweigerlich in Szene und ist gleichsam ihr grösster Profiteur, ein schmutziges Geschäft indeed !
Im Zug? Wieso werden solche Viren im Zug transportiert???
Wie schon unten richtig bemerkt wurde: Dieser Virus wurde im Labor gezüchtet und ist nichts anderes als eine biologische Waffe.
Dem gegenüber stehen unzählige Kommentare, die nur ‘Panikmache’ orten und es mit der aufgebauschten Vogelgrippe-Angst vergleichen. Mir scheint, dass viele dieser Kommentatorinnen und Kommentatoren, ebenfalls die Informationen nur beschränkt einordnen oder verarbeiten können. Ein Hauptmerkmal der jetzigen Situation ist schliesslich, dass viele Fragen offen sind, aber die unmittelbare Gefahr ist zweifelsohne grösser, als dass sie bei der Vogelgrippe-Angst damals war, die (noch) nicht von Mensch zu Mensch übertragen wurde.
Ebenfalls aufgefallen ist mir, wieviel Misstrauen oder gar Wut der Pharmaindustrie aus den Kommentaren entgegenschlägt. Bei aller berechtigter Kritik man kann diese und deren Profitstreben (welches ja Systembedingt und -gewollt ist) nicht für alles Verantwortlich machen und gar Verschwörungstheorien entwickeln, die den Medikamentenproduzenten dass schlimmste unterstellt. Ich vermute stark, dass dieser Diskurs unter anderem von den Verteidigern der sogenannten Komplementärmedizin geprägt ist und sollte diesen zu Denken geben, was dieses Ablenkungsargument für Konsequenzen haben kann. Schleift eure Mistgabeln nicht zu scharf!
Aber zurück zu den Bahnviren. Der Transport war legal. Anscheinend meint das Schweizer Transportgesetz hierzu: “Als Handgepäck dürfen nicht mitgenommen werden: Sachen, die den Mitreisenden lästig fallen oder einen Schaden verursachen können.” Diese Viren durften also transportiert werden (unter der Annahme, dass sie Regelkonform verpackt waren).
Aber da alles seine Ordnung haben muss, bleibt noch eine Frage zu klären: Wer bezahlt? Der Sprecher der Schweizerischen Bundesbahnen meinte hierzu: “Wir werden mit dem Transporteur Kontakt aufnehmen und eine allfällige Rechnungsstellung für die entstandenen Umtriebe bei der SBB diskutieren.”
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