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Mit grossem Hype wurde Wolfram Alpha angekündigt und ging nun heute endlich an den Start. Wie meine Mit-Scienceblogglinge habe ich die “Wissenskomputationsmaschine” mal getestet und zwar auf ihre Nützlichkeit für meine Spezialisation. Ich musste feststellen, dass da viel Lärm um fast nichts gemacht wurde.

Zuerst habe ich die grundlegenden Funktionen, die auch beworben wurden, getestet. Das Bruttoinlandprodukt eines beliebigen Landes wird sofort ausgespuckt. Auch die Vergleichsfunktionen (‘GDP Switzerland Austria’) und das Aggregieren funktioniert gut (‘GDP Switzerland+Asutria’). Eine Vielzahl an Daten kriegt man so: Fläche, Bevölkerungsdichte, Einwohner, etc. Diese können auch verfeinert werden zum Beispiel kann man nach männlichen Einwohnern in einem spezifischen Land fragen. Besonders interessant schienen mir die Gesundheitsdaten. Man kann direkt nach einer Krankheit und einem Land suchen und erhält dann entsprechende Zahlen wie Anzahl Fälle pro 100’000 Einwohner, Mortalitätsrisiko, etc. Soweit so gut. Von hier an ging es aber abwärts.

Wenn man von diesen Basis-Daten abweicht, besteht meist schon nicht mehr die Möglichkeit Länder zu vergleichen. Es gibt auch sehr viele gängige Daten die interessant wären, die ich aber nicht im System finden konnte. Weder übliche Zahlen zu Direktinvestitionen (Foreign Directed Investments) noch Spezifischeres konnte ich dem System entlocken. Über Nationalbanken einfach erhältliche Zahlen wie Geldmengen konnte ich nicht finden. Noch technischere Daten waren natürlich ebenfalls nicht auffindbar. Aber auch die Verfeinerung stösst sehr schnell an ihre Grenzen: Exporte können zum Beispiel nicht nach Sektoren oder gar spezifische Güter aufgeschlüsselt werden.

Ich habe anschliessend mein Glück mit Internationalen Organisationen versucht, schliesslich finden sich in der Quellenliste auch die Weltgesundheitsorganisation und Transparency International. Es scheint, dass Wolfram Alpha vor allem die Mitgliedländer diverser Organisationen gespeichert hat (NATO, WTO, WHO, EU) und dann immer die gleichen aggregierten Geographie- und Populationsdaten ausgibt. Gerade bei der fast universellen Mitgliedschaft von vielen UN Organisationen nicht sehr interessant. Schon bei der etwas detaillierteren Frage nach der EU Kommission kapituliert Wolfram Alpha.

Mit nur noch wenig Hoffnung habe ich anschliessend versucht, wirklich fachspezifisches zu suchen. Wolfram Alpha enthält keine Daten zu Wahlverhalten, auch nicht für die US, keine Zahlen zum US Kongress und schon gar nicht für das Europäische Parlament oder gar nationale Parlamente. Ohne Illusionen versuchte ich mich noch mit dem WTO Schlichtungsverfahren (wiederum relativ einfach erhältliche Daten) natürlich ohne Erfolg. Rechtstexte sind auch nicht zu finden (ich suchte nach einem spezifischen Artikel Menschenrechtsdeklaration). Auch meine Hoffnung, dass Wolfram Alpha geographischen Abgrenzungen aus dem Seerecht kennen könnte, da geographische Daten vorhanden zu sein scheinen, wurde enttäuscht. Da erstaunte es auch nicht mehr, dass bekannte Datasets in Internationalen Beziehungen wie Correlates of War Wolfram Alpha nicht bekannt sind.

Mein Fazit: Wolfram Alpha taugt bestenfalls als Ersatz für was ich als ‘um zwei-Ecken googeln’ bezeichnen würde: Wenn ich mir beschränkte spezifische Daten beschaffen möchte, wie ein Währungsvergleich zwischen zwei Ländern oder die Mitglieder des Menschenrechtsrates muss ich so nicht mich durch die Datenbanken der Weltbank, der WHO oder dem CIA Factbook wühlen, sonder einfach kurz bei Wolfram Alpha abholen. Dies ist nützlich zum Bloggen, als Nachschlagemethode für Trivia in einem Pubquiz (‘welches ist das grösste/längste/höchste….’) und als Google-Ersatz um Daten mit einem Klick weniger angezeigt zu kriegen (eine Exportfunktion habe ich übrigens auch nicht gefunden). Für politikwissenschaftliche Fragestellungen oder in Internationalen Beziehungen taugt Wolfram Alpha im Moment wenig und ist enttäuschend. In meinen Augen verdient es nicht mehr als 3 von 10 Punkten.

Kommentare (1)

  1. #1 Niko
    Mai 30, 2009

    Wolfram alpha befindet sich noch in der Entwicklung und deswegen kann man davon ausgehen, dass noch es noch verbessert wird. Vielleicht spuckt es noch nicht die gewünschten Daten aus, aber alleine Wolfram alphas Konzept lässt Google alt aussehen. Von einem Fehlstart zu sprechen finde ich reichlich übertrieben! Man sollte sich freuen eine Vorabversion einer innovativen Suchmaschine zu sehen zu bekommen, und sie nicht sofort niedermachen. Voreilige Kritik ist primitiv und hat auf so einer seriösen Seite wie ScienceBlogs eigentlich nichts zu suchen.