Die Wahlen von Anfangs Juni im Iran und die darauf folgenden Proteste haben ein riesiges Medienecho im Westen ausgelöst. Man verfolgte auf Twitter die Ereignisse minutenweise, man interessierte sich für jede Äusserung eines Mitglieds des Wächterrates und suchte nach Wegen sich mit den Protestierenden solidarisch zu zeigen. Es wurde demonstriert und und mitgefühlt. Nun sind noch ein paar grüne Avatare auf Twitter geblieben, die Medienkaravane ist weitergezogen. Übrigens, wusstet ihr schon dass Michael Jackson tot ist?
Ich schliesse mich durchaus mit ein wenn ich von diesem Aufmerksamkeitsdefizit schreibe. Ich habe während den Protesten innerhalb von drei Tagen zwei Posts (zum Ersten und zum Zweiten) verfasst und seither das Thema mehr oder weniger ignoriert.
Die Proteste im Iran gehen weiter. Bilder (eine Klickstrecke angeblich von dieser Woche) und Berichte darüber tauchen sporadisch auf, nicht mehr ganz so prominent und meistens mehr oder weniger ignoriert.
Wäre ich an der Stelle von Machthabern in einem autoritären Regime, würde ich ein paar Lektionen von Iran lernen:
- Aussperren von ausländischen Journalisten und das Kontrollieren von Information zahlt sich aus. Seit den Restriktionen im Iran, wird kaum noch berichtet.
- Aussitzen lohnt sich, zumindest was die internationale Aufmerksamkeitsökonomie betrifft.
- Nicht-Nachgeben gegenüber Forderungen (z.B. Neuauszählung, Korrektur des Resultats in die gewünschte Richtung, Konzessionen) ist eine Demonstration von Stärke.
- Hartes Durchgreifen reduziert den Protestwillen.
- Etwas spekulativer: Im spezifischen Kontext von Iran war es vermutlich nützlich, dem Ausland die Schuld zu geben.
Wollten wir das wirklich?
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