Es war etwas still hier im Blog die letzten Tage und die meisten konnten sich wohl denken, dass es etwas mit meinem Washington-Aufenthalt zu tun hat. Stimmt. Ich bin hier im Moment noch auf Internetentzug. Das trifft mich als News-Junkie und www-Abhängiger heftig. Cold Turkey. Zur Selbsttherapierung möchte ich euch hier nun ein wenig vorklagen.
Am Anfang lief alles gut. DSL Anschluss für die neu gefundene Wohnung bei Verizon bestellt, der Anschluss schien möglich, zwei Tage später meldete der Provider, die Leitung sei bereit und das Modem wurde auch schon geliefert. Ich habe also alles angezapft, doch irgendwie fand das doofe Modem kein Signal. Ich habe dann nochmals genau die Installationsanleitung für Dummies studiert, in der man mit grossen Bildern sicher etwa fünf Mal darauf hingewiesen wird, den Rauschunterdrücker nicht zwischen Telefonbuchse und Modem anzuschliessen. Doch das habe ich nicht getan und ich konnte auch sonst keinen Fehler finden. Darum beschloss ich den Provider anzurufen.
Wie so häufig hier in den USA heisst das, dass man die ersten Minuten zuerst mit einem Computer verhandeln muss bis man einen Menschen ans andere Ende der Leitung kriegt. Der Computer versuchte mich dann noch einmal Schritt für Schritt durch die Installationanleitung zu führen:
“Haben Sie das Kabel angschlossen?”-“Haben Sie keinen Rauschunterdrücker an das Modem angeschlossen?”-“Haben Sie das Modem angeschaltet?”-“Haben Sie versucht das Modem neu zu starten” – “Warten Sie bitte während wir Ihre Leitung überprüfen”, etc.
Als ich dann endlich einen netten Herren (vermutlich in Indien) am Telefon hatte, begann das Spiel wieder von vorne:
“Haben Sie das Kabel angschlossen?”-“Haben Sie keinen Rauschunterdrücker an das Modem angeschlossen?”-“Haben Sie das Modem angeschaltet?”-“Haben Sie versucht das Modem neu zu starten” – “Warten Sie bitte während wir Ihre Leitung überprüfen”, etc.
Nach etwa einer Stunde meinte er das Problem gefunden zu haben: Meine Leitung sei noch nicht freigeschaltet und ich müsse noch rund eine Woche warten. Weder die SMS noch der angekündigte Status auf der Website seien relevant (warum teilen die einem überhaupt sowas mit, frage ich mich dann?). Ich wartete also brav ab um dann am Stichtag nach Büroschluss einen weiteren Installationsversuch zu starten. Leider war das Ergebnis unverändert.
Also auf ein Neues. Ich rief meinen persönlichen R2D2 beim Internetprovider an:
“Haben Sie das Kabel angschlossen?”-“Haben Sie keinen Rauschunterdrücker an das Modem angeschlossen?”-“Haben Sie das Modem angeschaltet?”-“Haben Sie versucht das Modem neu zu starten” – “Warten Sie bitte während wir Ihre Leitung überprüfen”, etc.
Dann am Ende endlich: “Warten Sie bis wir Sie mit einem Techniker verbinden!”. Doch nach einer weiteren Minute in der Warteschleife und fast unerträglicher Konservenmusik: “Leider können wir Sie zur Zeit nicht verbinden, versuchen Sie es später nochmals!”
WIE BITTE? Fünf Minuten durchtippen um dann rausgeschmissen zu werden? Einmal ist das ziemlich nervig. Ich habe das aber so an die zehn mal gemacht an diesem Tag. Gerne hätte ich einen Computer geschüttelt, denn wenn einem zum 10. Mal die Computerstimme sagt “Ihre Leitung funktioniert einwandfrei” hilft es nicht ruhig zu bleiben.
Ich kriegte erst einen Menschen ans Telefon als ich vorgab ein Rechnungsproblem zu haben und die mich dann an die Technik weiterleiteten. Dort versprach man mir (selbstverständlich nach der üblichen “Haben Sie das Kabel angeschlossen?” Prozedur) einen Termin mit einem Techniker bei mir zu Hause, nur leider sei das System im Moment zusammengebrochen (Tatsächlich?) und man würde mich am nächsten Tag zurückrufen. Nachdem ich ein Versprechen abgerungen habe, dass dies das erste sein wird, was der Herr am nächsten Tag tun wird, legte ich auf und hoffte.
Natürlich kriegte ich keinen Anruf. Also musste ich wieder anrufen. Täglich grüsst der Telefonroboter.
“Haben Sie das Kabel angschlossen?”-“Haben Sie keinen Rauschunterdrücker an das Modem angeschlossen?”-“Haben Sie das Modem angeschaltet?”-“Haben Sie versucht das Modem neu zu starten” – “Warten Sie bitte während wir Ihre Leitung überprüfen”, etc.
Aber nur etwas drei Mal. Nun habe ich einen Termin. Am Dienstag in einer Woche. Wenn alles gut geht natürlich. Sollte aus unerfindlichen Gründen ein Verizon Mitarbeiter aus den USA mitlesen, möchte ich bitten, folgendes zur Kenntnis zu nehmen:
Erstens empfinden es Kunden als Hohn, wenn ihr Internetanschluss nicht funktioniert und sie bei jedem Anruf zwei bis drei Mal auf die Verizon Internetseite verwiesen werden, um das Problem zu lösen (dasselbe wird auch in der Broschüre gemacht). Ich bin kein Informatiker, aber ich glaube ohne Internetanschluss ist es schwierig Internetseiten zu besuchen.
Zweitens, wenn mich noch eine Person fragt ob ich den Rauschunterdrücker zwischen Modem und Telefonbuchse angeschlossen habe, kann ich nicht mehr für meine Höflichkeit garantieren.
So das wärs. Ich hoffe nächste Woche kann ich mich wieder in den unendlichen Weiten des Internets bewegen. Bis dann bitte ich um noch etwas Geduld. Ich selber habe nicht mehr viel davon übrig.
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