In fast allen Buchläden an denen ich hier in Washington vorbeikomme, ist ein grosses Poster zu einer Neuerscheinung kaum zu übersehen. Das Buch hat schon eine Kontroverse ausgelöst obwohl es offiziell gar noch nicht veröffentlicht wurde. Es handelt sich um das Buch von der gescheiterten Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin: Going Rogue – An American Life (Harper-Collins 2009).
Auch wenn es kaum jemanden überraschen wird, möchte ich gleich zum Anfang erwähnen, dass Sara Palin das Buch nicht selber geschrieben hat, sondern dies (wohl zum Glück) einer Ghostwriterin überliess (eine gewisse Lynn Vincent hat diese Arbeit übernommen). Trotzdem werde ich um es einfach zu halten von Sarah Palin als Autorin schreiben.
Medienwirksam sind nun die ersten Detatils aus dem Buch durchgesickert und haben schon zu Diskussionen vor der Veröffentlichung geführt. Ein Interview mit Oprah Winfrey, eine Obama unterstützende TV Moderatorin, die an Popularität kaum und an Tiefgang äusserst einfach zu überbieten ist, wurde im Netz angekündigt (siehe Video unten). Was die kontroversen Behauptungen anbelangt vermute ich gezielte Indiskretionen (gerade wegen dieser wirksamen Lancierung) doch von offizieller Seite heisst es, es wurden zwar Vorabkopien an Getreue verteilt, aber man bat um Diskretion.
Ich werde das Buch ziemlich sicher nicht lesen. Ich glaube, dass wir wenig über Sarah Palin lernen werden und noch weniger Einblicke in die McCain Kampagne erhalten werden. Alles bis jetzt weist daraufhin, dass jemand aufgepasst hat, dass das Buch taktisch das Image von Palin ‘zurechtrückt’. Die Washington Post hatte einen Artikel zu diversen durgesickerten Details. Die Behauptungen sind so unglaubwürdig, dass ich es mir nicht anders erklären kann, dass Sarah Palin entweder völlig entrückt ist, hoffnungslos naiv (wohl zu naiv um in der US Politik überleben zu können) oder aber nur bei der konservativen Basis, ihren treusten Fans also, wieder in Stellung gebracht werden soll.
Sie behauptet zum Beispiel, dass ihr die McCain eine 50’000 $ Rechnung hinterlassen hätte für die Überprüfung der Kandidatin (das vetting) und das viele Geld, welches für die Neueinkleidung draufging, sei ihr versichert worden, sei ‘ein Teil des Parteitags’. Erstens kann ich mir nicht vorstellen, dass das Überprüfen von Sarah Palin sehr teuer war, da sie politisch ein unbeschriebenes Blatt war und selbst wenn die Summe stimmt, sie wird wohl kaum einfach eine Rechnung gekriegt, sondern auch irgendwann irgendwas unterschrieben haben. Das ist in der Regel nicht das Land, wo man die Dinge einfach mündlich vereinbart.
Die dümmste Behauptung ist aber, dass ihr desaströses Interview mit Katie Couric auf betreiben der Kampagne weitergeführt wurde obwohl sie bedenken hatte. Dies behauptet sie selber im Interview mit der Quotenkönigin Oprah. Um es mit einem Mitarbeiter der McCain Kampagne zu sagen, der im Washington Post Artikel treffend zitiert wird: “No sentient person would look at that and say that”. Dies und ihr Vorwurf, die Kampagne hätten von ihr vorsichtiger umgeschriebene Pressemitteilungen zu ihrer Familie verschärft, klingen sehr unglaubwürdig. Es entsteht fast der Eindruck, die Mitarbeiter in der Kampagne hätten versucht die Wahl zu verlieren, nur um Sarah Palin zum Scheitern zu bringen. Angebliche Passagen aus dem Buch in der Palin ein Kampagnenmitglied schon fast der Sabotage beschuldigt, scheinen die Existenz dieser an Verfolgungswahn grenzenden Ideen zu bestätigen.
Das nun in der Huffington Post Mails veröffentlicht wurden, die die Darstellung von Sarah Palin wiederlegen sollen, ist schwer einzuordnen. Wenn die Kampagne eines Repuplikaners der ziemlich linken Huffington Post e-mails zuspielt, wird klar was man eh vermuten muss, hier wird intrigiert und es ist schwer die Authenzität dieser e-mails einzuschätzen. Aber auch ohne diese ‘Belege’ ist es offensichtlich, dass Palin nicht wirklich das Format hat um in der Liga zu spielen in der sie gerne mitmischen würde. Ihre schon fast ans hysterisch grenzende Lacher zum Beispiel beim Erwähnen der Couric Interviews, zeigen das schön: Es scheitert schon alleine an den schauspielerischen Fähigkeiten.
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