Obama hat auf seiner Asienreise auch in Japan Halt gemacht und dort den Tennō getroffen. Dabei hat er eine tiefe Verbeugung gemacht. Nun hagelt es vor allem konservative Kritik wegen dieser vermeintlichen Unterwerfungsgeste. Das Weisse Haus hingegen sprach zuerst von einer simplen Einhaltung des Protokolls.
Der Vorwurf der Unterwerfungsgeste wurde schon öfters an US Präsidenten gemacht. Obama kam schon einmal wegen einer Verbeugung vor dem Saudischen König unter Beschuss (Video hier). Konservative Kreise feuern nun schon wieder aus allen Rohren. Das Hausblatt der Neokonservativen, der Weekly Standard fragt ob Obama auch den Dalai Lama traditionell Grüssen werde. FOX News hält sich natürlich auch nicht im geringsten zurück. Das Weisse Haus verteidigte sich mit der Aussage, Präsident Obama hätte nur das Protokoll befolgt.
Ich versuchte nun herauszufinden ob eine Verbeugung wirklich eine Anforderung des diplomatischen Protokolls ist, wenn man in Japan den Kaiser offizielle trifft. Abschliessendes habe ich leider nicht herausgefunden aber es scheint als ob weder die Recht noch die Linke korrekt argumentiert. Offensichtlich haben auch schon andere Präsidenten vor Obama eine Verbeugung gemacht. Nicht nur unterwürfige demokratische Peaceniks auch der wohl über solche Zweifel erhabene Richard Nixon persönlich, machte ein Zeichen der Ehrerbietung. Es scheint aber keine protokollarische Notwendigkeit zu sein. Im Gegenteil offensichtlich hat Obama einen Fauxpas begangen. Nämlich die Verbeugung mit einer Berührung zu verbinden.
Ich vermute Obama wollte einfach höflich sein und ein Zeichen von Respekt machen. Die Hysterie zur Rechten mutet daher etwas lächerlich an. Obamas Zeichen war am Ende wahrscheinlich kulturell ungeschickt aber wohl kaum desaströs. Damit keine Missverständnisse entstehen: Symbolik kann in Verhandlungen durchaus von grosser Bedeutung sein. In diesem Fall handelte es sich aber um den Versuch, dem zeremoniellen Staatsoberhaupt eines befreundeten Staates eine gewisse Ehrerbietung zu erweisen. Der Kontext war nicht das Signalisieren von Schwäche in der heissen Phase von harten Verhandlungen mit einem anderen Staat. Im besten Fall kreierte die Geste trotzdem Goodwill, im schlimmsten versucht man das kulturelle Missgeschick möglichst schnell wieder zu vergessen. Diplomatischen Schaden sehe ich kaum. Der wahre Schaden entstand wohl an der Heimfront: (Wider besseren Wissens?) zu behaupten, es sei das übliche Protokoll war eher ein Fehler.
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