Vor drei Tagen habe ich auf einen Blogeintrag bei Chronologs einen eigenen Eintrag geschrieben. Gleichzeitig habe ich bei un/zugehörig mich ebenfalls an der Diskussion beteiligt.

Leider sind unsere grossen inhaltlichen und methodischen Differenzen wieder zu Tage getreten. Mein letzter Kommentar hat Yoav nicht mehr veröffentlichen wollen. Ich habe darin meiner Frustration mit seiner Argumentationsweise Ausdruck verliehen und wollte auf die Aussage er hätte ‘besseres zu tun’ als zu recherchieren reagieren.

Ich bin der Ansicht ich habe meinen Kommentar trotz der zugegebnermassen scharfen Kritik höflich und sachlich formuliert. Yoav schrieb mir per e-mail, dass ich auf seine Aussagen vertrauen soll oder aber selber recherchieren müsse. Er würde den Kommentar nur freischalten, wenn ich ihn inhaltlich so abändere, dass ich seinen Standpunkt zumindest anerkenne und ihn so formuliere, dass er sich ‘nicht mehr lange verteidigen muss’. Ich antwortete, dass ich unter diesen Bedingungen nicht bereit bin den Kommentar neu zu formulieren.

Darum möchte ich mein Blog als meine persönliche Psychologen-Couch benutzen und den Kommentar hier veröffentlichen. Es steht jedem Blogger frei zu veröffentlichen und zu sperren was ihm in den Kram passt. Dies reflektiert die persönliche Diskussionskultur. Wie es um diese bei un/zugehörig steht, soll jeder für sich selber entscheiden.

Hier ist mein Kommentar von heute Sonntag Morgen 10. Januar 2010 bei Yoav im Blog:

Schade das unsere Diskussionen nach ein paar hin und her immer in eine so lange Reihe von ‘Ich verstehe nicht’ deinerseits enden müssen. Vielleicht verrenne ich mich und werde unklar in meinen Argumenten. Vielleicht und ich bitte dich, dies auch in Betracht zu ziehen, bist du nicht bereit einige Dinge zu Ende zu denken. Ich schätze das müssen aber andere Entscheiden.

Hier nun meine eigene Frustration: Ganz grundsätzlich habe ich den Eindruck du gehst nicht auf ‘methodische’ Mängel deiner Thesen ein (Scheinkorrelationen, post hoc ergo propter hoc, Einzelfälle etc). Das macht für mich die Diskussion schwierig, da ich die fehlerhafte Logik als Ausgangspunkt akzeptieren muss. Das dir eine sauber Methode für deine Behauptungen nicht sehr wichtig zu sein scheint, habe ich aber schon bei der Diskussion damals bei Weitergen feststellen dürfen.

Noch konkret zu Israel: Israel habe ich als ein Beispiel verstanden zur Untermalung eines Argumentes. Man kann natürlich auch spezifisch über die Politik von Israel diskutieren. Das ist aber keine Diskussion mehr über ‘Diskriminierung’ und ‘Westliche Werte’ sondern eben eine über Israels Politik (und deren Auswirkung auf diese Punkte in Israel). Eine solche Diskussion zwischen uns wäre kaum produktiv und wenn es dir darum ging, dann habe ich mich wohl in die falsche Diskussion eingeschaltet.

Zum Schluss noch dies, du schreibst:

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob du dir wirklich denkst, dass ich nichts Besseres zu tun habe als deine Recherchen… Auch jetzt schon nimmt diese in Kreisen verlaufende Diskussion viel zu viel Zeit in Anspruch

Dann verzichte ich hier auf eine weitere Diskussion. Wenn du solche Thesen verbreitest, solltest du diese auch belegen wie ich finde. Wenn du keine Lust dazu hast ist das natürlich dein Blog und du kannst machen was du willst. Dann werde ich hier aber nicht weiter diskutieren. Wenn du für deine Behauptungen einfach einen Freipass verlangst und deine Fakten frei erfinden kannst, dann ist die Diskussion zwecklos. Auf einer Plattform die sich der Wissenschaftskommunikation verschrieben hat, halte ich persönlich diesen Ansatz für verfehlt. Doch dies ist nicht mein Entscheid.

Ich finde auch nach erneuter Lektüre nichts anstössiges in meinem Kommentar. Vielleicht finden meine Leserinnen und Leser etwas. Persönlich denke ich wer vorschlägt eine grosse Gruppe an Menschen wegen ihres Aussehens und ihrer Herkunft unter Generalverdacht zu stellen, sollte wohl auch etwas härter im Nehmen sein, was die Reaktionen darauf betrifft.

Kommentare (26)

  1. #1 Thilo Kuessner
    Januar 10, 2010

    Das Problem der “Chronologs” im allgemeinen ist m.E., daß dort die Grenzen zwischen persönlichen Meinungen/Überzeugungen und wissenschaftlichen Argumenten immer wieder verwischt werden.
    Natürlich leben wir in einer Demokratie, wo auch abwegige Meinungen geäußert werden dürfen und natürlich kann es durchaus interessant sein, solche Meinungen “aus erster Hand” präsentiert zu bekommen.
    Wissenschaftlich kann sich zu einem Thema aber nur äußern, wer eine gewisse innere Distanz hat. Unvoreingenommenheit ist Grundvoraussetzung wissenschaftlichen Arbeitens.
    Blogs, denen diese Unvoreingenommenheit fehlt, können natürlich trotzdem interessant sein, eben als Meinungsbild. Problematisch wird es nur, wenn dann die Meinungen als wissenschaftliche Erkenntnisse verkauft werden und immer wieder der Eindruck wissenschaftlicher Objektivität, z.B. durch Anbringen selektiv ausgewählter Zahlen und Statistiken, erweckt wird. (Und wenn die Zahlen sich als falsch herausstellen und eigentlich gerade die Gegenthese stützen, dann wird auch schon mal die komplette Diskussion gelöscht, wie vor einiger Zeit auf “Natur des Glaubens”.)

  2. #2 ali
    Januar 10, 2010

    @Thilo

    Ich sehe das ähnlich.

    Ich gebe hier zugegebenermassen auch des öfteren meine Meinung zum Besten. Ich hoffe aber, dass ich zumindest wenn ich dies tue a) transparent bin und b) nicht den Anspruch erhebe, meine Wertungen seien objektive Fakten.

    Vermutlich gelingt mir diese Unterscheidung nicht immer. Genau darum finde ich braucht es die Kommentare als Korrektiv. Dies hat Yoav nun auf rein inhaltlicher Ebene ausgeschaltet und das geht in meinen Augen definitiv zu weit.

    Am meisten stört mich wohl, dass Yoav tut als ob er seine (in meinen Augen kruden) Thesen sozialwissenschaftlich belegen kann aber nicht einmal grundlegendes von der Arbeitsweise in den Sozialwissenschaften verstanden hat.

  3. #3 Ludmila
    Januar 10, 2010

    Finde ich völlig in Ordnung. Nicht jede Diskussion muss in großer Harmonie enden – und tut sie auch meist hier nicht. Ich finde es aber auch befremdlich, wenn man Thesen aufstellt, aber sich dann drumherum drückt diese zu recherchieren und das sogar anführt, um nicht weiter diskutieren zu müssen.

    @Thilo: Na ja, das ist bei Texten, die von Menschen geschrieben werden, immer so ein bisschen die Gefahr. Die persönliche Meinung kann und wird immer mit hineinfließen. Das ist nicht spezifisch für die Chronologs. Wenn man sich dessen bewusst ist und darauf hinweist, dann ist das ok. Wenn man aber nicht in der Lage ist, darin eine potentielle Gefahr zu erkennen, dann wird es problematisch.

  4. #4 Ulrich
    Januar 10, 2010

    Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser.

  5. #5 Thomas J
    Januar 10, 2010

    @ali

    Ich schätze deine Blogeinträge und genauso deine Reakionen auf Kommentare hier sehr für die pragmatische Sachlichkeit und Stringenz in deinen Argumentationen (fast schon beängstigend für einen Geisteswissenschaftler). Nichts Anderes ist mir in der Diskussion mit Yoav aufgefallen.
    Ich werde aus Yoav nicht ganz schlau, zuviele vage Behauptungen, schwer fassbar für mich.

  6. #6 rolak
    Januar 10, 2010

    mein Blog als meine persönliche Psychologen-Couch

    🙂 Das wäre doch eine schöne Nebenwirkung. Auch wenn sie eigentlich offensichtlich ist.

    Außerdem (ok, Erbsenzählerei) in meinem Nebenjob als Vorkämpfer für richtiges Zitieren: Wenn man schon nicht die Langfassung über ‘die Losung der marxistischen Arbeiter’ bringt, dann doch bitte, bitte, bitte die wesentlich sinngemäßere Kurzform “Mißtrauen ist gut, Kontrolle ist besser”. Nix für ungut.

  7. #7 mrbaracuda
    Januar 10, 2010

    @rolak

    Du hast den korrekten Gebrauch von das und dass vergessen! 😀

    @ali

    Och, Internetdrama? Ist das nötig? 😛

  8. #8 Sven Türpe
    Januar 10, 2010

    Ich finde auch nach erneuter Lektüre nichts anstössiges in meinem Kommentar.

    Es gibt auch keinen Grund, nach Anstößigem zu suchen. Mancher erliegt nun mal der Verführung der Moderationsfunktionen und versucht, sich die Welt in seinem Sinne zu formen. Wer als Opfer solchen Tuns daraus lernen wollte, würde auf Dauer verrückt, deshalb lässt man das besser. Die Unterdrückung von Kommentaren jenseits der Spamfilterung und Kriminalitätsbekämpfung übermittelt stets und ausschließlich eine Information: Jemand hat die Selbstbeherrschung verloren. Andere Schlussfolgerungen sind daraus nicht zu ziehen.

  9. #9 Julius Cäsar
    Januar 11, 2010

    Es steht jedem Blogger frei zu veröffentlichen und zu sperren was ihm in den Kram passt. Dies reflektiert die persönliche Diskussionskultur. Wie es um diese bei un/zugehörig steht, soll jeder für sich selber entscheiden.

    Du zensierst doch auch. Also was soll das Gejammer?

  10. #10 ali
    Januar 11, 2010

    @Julius Cäsar

    Ja ich moderiere. Dies geschieht sehr selten und betrifft persönliche Beleidigungen und Dinge die strafrechtlich relevant sein könnten. Zudem beschränke ich mich auf die spezifischen Passagen und mache dies kenntlich. Ich moderiere nicht Texte nur weil sie meine Argumente in Frage stellen oder mir widersprechen. Die wenigen Fälle bei der Minarettverbotsinitative wo ich eingegriffen habe darfst du gerne mit meinem obigen Kommentar vergleichen. Das ist definitiv eine ganz andere Liga.

    Ich habe Yoav auch nicht das Recht abgesprochen zu moderieren. Ich kritisiere seine Diskussionkultur (wie das aus dem Zitat eigentlich ersichtlich wird). Ich habe mich nie um die Diskussion gedrückt. Ich habe nur die deftigsten Beleidigungen und Beschimpfungen klar kenntlich gelöscht.

  11. #11 ali
    Januar 11, 2010

    @mrbaracuda

    Ich bin halt eine IDQ (Internet Drama Queen).

    Abgesehen davon, wenn ich Zeit aufwende einen Kommentar zu schreiben, möchte ich ihn auch veröffentlicht sehen. 😉

  12. #12 ali
    Januar 11, 2010

    So zum Thema Diskussionkultur: Yoav hat jetzt übrigens seine AGB geändert. Liest man diese könnte man meinen er sei beschimpft und beleidigt worden und hätte heftige Israelkritik begegnen müssen. Dabei stammte das einzig wirklich Provokative aus seiner Feder.

    Das beste ist aber dies wie ich finde:

    Oft geht meine Verfügbarkeit nur so weit, dass ich meine Kenntnisse in Form von Hinweisen zur Verfügung stelle, wie es etwa bei Gesprächen an der Universität üblich ist. Keiner muss mir glauben: Zweifelt man an solchen Hinweisen, so kann (und soll) man mich prüfen, etwa indem man selber recherchiert.

    Dies ist die Umkehr der Beweislast (und stellt man die Korrektheit der Aussagen tatsächlich in Frage, darf man nicht mehr mitdiskutieren). Es braucht schon eine gewisse Unverfrorenheit so etwas auf einer Plattform die der Wissenschaftskommunikation dienen soll in die AGB zu schreiben.

  13. #14 Andrea N.D.
    Januar 12, 2010

    “Oft geht meine Verfügbarkeit nur so weit, dass ich meine Kenntnisse in Form von Hinweisen zur Verfügung stelle, wie es etwa bei Gesprächen an der Universität üblich ist. Keiner muss mir glauben: Zweifelt man an solchen Hinweisen, so kann (und soll) man mich prüfen, etwa indem man selber recherchiert.”

    Das ist wirklich der absolute Hammer. Journalismus pervertiert. Da sind zwei Dinge nicht mehr weit (habe ich schon öfters gehört, wie hieß dieser Spounge Bob noch?): 1. Musst ja nicht lesen, wenns Dir nicht passt 2. Ich behaupte, dass es einen Gott gibt. Jetzt geh Du einmal recherchieren und bweise das Gegenteil.

    Der Herr scheint weit entfernt von einem wissenschaftlichen Diskurs – vermutlich ist er daran gar nicht interessiert.

  14. #15 Peter
    Januar 12, 2010

    Seit wann gibt es in den Geisteswissenschaften, den modernen, und insbesondere in den Sozialwissenschaften, deren Vertreter sich grösstenteils als Konstruktivisten verstehen, so etwas wie Beweise ? Was soll das denn sein ?
    Es gibt allenfalls logische Folgerungen, mehr oder minder plausible Erklärungen. Der penetrante Anspruch des Belegs, dass irgend ein anderer den gleichen (Un)-sinn auch schon mal irgendwo gesagt hat, kann auch nicht wirklich überzeugen.
    In den weiten des Internets findet sich mit ausreichender Geduld bei der Recherche immer der geforderte Beleg.
    Wissenschaftlicher Diskurs ? Geisteswissenschaften ? Das ist wirklich witzig ! 🙂

  15. #16 ali
    Januar 12, 2010

    @Peter
    Habe ich hier zwar schon Sympathien für den Konstruktivismus geäussert, ich würde mich aber nicht in diese Denkschule einordnen. Zumindest in meinem Fach stellen diese immer noch eine Minderheit. Aber das hat hier eigentlich wenig zur Sache.

    Es mag in den Sozialwissenschaften die (mathematischen) Beweise so nicht geben, trotzdem entbindet das nicht davon Behauptungen zu belegen. Solche Belege können dann methodisch oder inhaltlich kritisiert werden. Man wird zwar nie die Wahrheit(TM) finden dabei, trotzdem gibt es gewisse Regeln und Praktiken die Transparenz schaffen. Wäre dem nicht so, würden alle Sozialwissenschaftler ja bloss ihre Zeit verschwenden und man könnt sich auf Palavern beschränken. Übrigens arbeiten auch die meisten Konstruktivisten (zumindest bei mir im Fach) hart daran, ihre Behauptungen zu belegen. Sie mögen dies mit anderen Methoden tun, aber es handelt sich keines Falls um das anything goes, das du suggerierst.

    Einfach zu sagen “so ist es, glaubt es mir” läuft nicht, auch nicht in den Sozialwissenschaften. Yoav liefert ein schönes Beispiel mit seiner Behauptung mit dem Zusammenhang zwischen Sicherheit und Bewaffnung. Es gibt enorm viele Studien und Literatur zu Kleinwaffen die genau dem widerspricht (genug dass man schon fast von ‘Beweisen’ sprechen könnte). Er ignoriert dies aber, behauptet das Gegenteil und verweigert jegliche Rechtfertigung. Darf man nun keine Belege für solche Behauptungen einfordern weil man es nicht in einem naturwissenschaftlichen Sinn ‘beweisen’ kann?

    Klar findet sich im Internet immer ein Beleg für alles. Diese können aber dann diskutiert werden und die mitlesenden können sich ein Urteil bilden was denn nun plausibel und methodisch überzeugender ist. Genau diesen Diskurs wurde aber verhindert und nicht einmal (wie ich immer noch glaube, sachliche) Kritik zugelassen.

  16. #17 Peter
    Januar 13, 2010

    Belege sind ja keine schlechte Sache, sofern man behauptet, es gäbe seriöse Studien, welche die eigenen Behauptungen zu stützen vermögen. Dann ist die Forderung nach Quellenangabe natürlich gerechtfertigt.
    Meist wird die Forderung nach Quellenangabe aber nur erhoben, um sich einer argumentativen Auseinandersetzung zu entziehen. Zu dieser Behauptung hab ich keinen Beleg. Wie denn auch, es ist eine Behauptung, und es bliebe auch eine Behauptung mit dem Nachweis, dass sich irgendjemand schon gleich oder ähnlich geäussert hat.

  17. #18 Bernd W.
    Januar 13, 2010

    @ Peter, 12.01.10, 22:46 Uhr

    Seit wann gibt es in den Geisteswissenschaften, den modernen, und insbesondere in den Sozialwissenschaften, deren Vertreter sich grösstenteils als Konstruktivisten verstehen, so etwas wie Beweise ? Was soll das denn sein ?
    Es gibt allenfalls logische Folgerungen, mehr oder minder plausible Erklärungen. Der penetrante Anspruch des Belegs, dass irgend ein anderer den gleichen (Un)-sinn auch schon mal irgendwo gesagt hat, kann auch nicht wirklich überzeugen.

    Alis Ausführungen (12.01.10, 23:57 Uhr) stimme ich zu und frage mich außerdem, was hier (mal wieder) für ein Bild von ‘modernen’ Sozialwissenschaften in den Köpfen der Leute (insbesondere Peters Kopf) ‘herumspukt’. Es wird (inzwischen = modern) in den empirischen Sozialwissenschaften ein nicht unerheblicher methodisch-statistischer(, aber auch theoretischer) Auswand getrieben, um (theoriegeleitete) Behauptungen empirisch (= ‘mit Daten’) zu belegen. Natürlich sind das, wie Ali anmerkt, keine (mathematischen) Beweise; menschliches Verhalten (besser: soziales Handeln) ist leider (? 😉 nicht deterministisch.

    Wissenschaftlicher Diskurs ? Geisteswissenschaften ? Das ist wirklich witzig ! 🙂

    Hmmm, oder bin ich da einem Troll ins Netz gegangen? Man weiß es ja nicht…

    Zur mehrfach zitierten AGB von Yoav Sapir fällt mir nichts mehr ein; Andrea N. (12.01.10, 13:03 Uhr) hat eine einigermaßen diplomatische Bewertung des Sachverhalts formuliert 🙂

  18. #19 Peter
    Januar 13, 2010

    Ich ein Troll ? Keineswegs.
    Ich zweifle nicht, dass seriöse Sozialwissenschaftler bemüht sind, ihre Daten nach wissenschaftlichen Kriterien auszuwerten. Die alles entscheidende Frage ist aber, welche Daten erhoben werden.
    Es ist mir bis heute nicht gelungen, die Unterschiede zwischen Sozialwissenschaft und einer geschickt begründeten Ideologie festzustellen. Und manchmal, allzu oft, ist das, was als Sozialwissenschaft daherkommt, nichts als Unsinn, wie der Fall “Sokal” eindrücklich gezeigt hat.

    Es wäre leicht, meine Auffassung durch einige Exemplare “sozialwissenschaftlicher Studien” zu verdeutlichen.

    Um grad ein ganzes Forschungsfeld zu nennen, seien die vielfältigen “feministischen Studien” genannt, die ihre politische Maxime schon im Namen führt, und deren Ergebnisse lediglich ihre Voreingenommenheit belegt. Wissenschaft ? Nein, meine Ansprüche sind dann doch etwas höher.

  19. #20 Bernd W.
    Januar 13, 2010

    @ Peter, 13.01.10; 06:47 Uhr

    Ich zweifle nicht, dass seriöse Sozialwissenschaftler bemüht sind, ihre Daten nach wissenschaftlichen Kriterien auszuwerten. Die alles entscheidende Frage ist aber, welche Daten erhoben werden.
    Es ist mir bis heute nicht gelungen, die Unterschiede zwischen Sozialwissenschaft und einer geschickt begründeten Ideologie festzustellen. Und manchmal, allzu oft, ist das, was als Sozialwissenschaft daherkommt, nichts als Unsinn, wie der Fall “Sokal” eindrücklich gezeigt hat.

    Um den Unterschied zwischen “Sozialwissenschaft und einer geschickt begründeten Ideologie” zu erklären, müssen “einfach die”[1] Kriterien guter Wissenschaft angelegt werden. Wer den Entstehungsprozess der Daten zu erklären vermag, wer seine Analysen transparent und nachvollziehbar macht (am besten mit entsprechendem Programmcode + Freigabe der Daten), der macht sich angreifbar und kann begründet Gegenstand einer wissenschaftlichen Diskussion werden.

    Es wäre leicht, meine Auffassung durch einige Exemplare “sozialwissenschaftlicher Studien” zu verdeutlichen.

    Kann ich vermutlich auch für die Physik, die Chemie, Astronomie etc. hinbekommen. Auch die Naturwissenschaften sind nicht per definitionem gegen Ideologien oder wissenschaftliches Fehlverhalten gefeit (etwa: LHC + Chemiker => schwarze Löcher)

    Um die Vorurteile gegenüber den Sozialwissenschaften abzubauen, empfehle ich mal einen Blick auf Arbeiten wie von Gary King, Andrew Gelman, Matthijs Kalmijn, Andreas Diekmann, Hans-Peter Blossfeld etc. pp zu werfen (wirklich nur eine winzige Auswahl 🙂

    (Soziologische) Journals, denen ich einen dezidiert wissenschaftlichen Anspruch unterstelle, sind etwa “Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie” (Achtung: ich bin etwas befangen :-), American Journal of Sociology, American Sociological Review… Auch diese Aufzählung umfasst nur einen Bruchteil dessen, was an guten Journals in den Sozialwissenschaften existiert.

    Die Einschränkung meiner Ausführungen zum Schluss: Natürlich weiß ich, was Peter meint, wenn er bestimmte “sozialwissenschaftliche Ansätze” anspricht und natürlich hat er damit (teilweise) Recht. Auch ich habe über die Ausführungen Sokals und Bricmonts gelacht. Letztlich bleibt als Fazit: es gibt nicht “die” Sozialwissenschaften. Für meine Arbeiten (in der Soziologie) gilt jedoch, dass ich darin versuche, die Standards guter Wissenschaft einzuhalten. Insofern fühle ich mich durch Kommentare wie von Peter immer auch etwas persönlich angegriffen (soviel zu meiner Motivation :-).

    [1] Ist nicht ganz einfach, von “den” Wissenschaftskriterien zu sprechen.

  20. #21 André
    Januar 13, 2010

    Ali, hat Yoav wirklich behauptet, dass es zwischen Sicherheit und Bewaffnung einen solchen Zusammenhang gäbe?

  21. #22 ali
    Januar 14, 2010

    @André

    Yoav gab ein Beispiel wo das Recht auf Leben eines Individums gegen dasselbe Recht eines anderen abgewogen werden muss (eine Variation auf Notwehr): Eine Person auf der Strasse wird von einer anderen mit einer Waffe angegriffen. Er meinte man dürfe den Täter erschiessen bevor er die Tat begeht.

    Ich wendete ein, dass dies nur gemacht werden darf, wenn es die einzige Möglichkeit ist das Verbrechen zu verhindern. Daraufhin schrieb er:

    Ja, erschießen. Und zwar so schnell wie möglich, damit es zu keinen weiteren Opfern kommt. In Israel sind auch viele Zivilisten bewaffnet, und viele Attentate konnten so frühzeitig, d.h. mit noch relativ wenig Opfern, gestoppt werden.

    In meinen Augen enthält dies genau diese Aussage: Bewaffnung von Zivilisten schafft mehr Sicherheit. Meinen Einspruch auf diese empirisch kaum haltbare Behauptung wollte er dann eben nicht mehr veröffentlichen. Man muss es ihm eben einfach glauben, ob es nun stimmt oder nicht.

  22. #23 André
    Januar 14, 2010

    In deinen Augen?

  23. #24 ali
    Januar 14, 2010

    @André

    Hehe. Ich bin nur sehr vorsichtig mit Interpretationen von im Netz geschriebenen Kommentaren. Die Möglichkeiten von Missverständnissen sind nahezu unendlich und ich versuche in der Regel ‘im Zweifel für den Angeklagten’ als Ausgangspunkt zu nehmen. Dies gilt besonders wenn ich mich wie in diesem Fall über gesagtes aufrege. Man hört in solchen Fällen häufig nur noch, was man zu hören erwartet.

  24. #25 André
    Januar 14, 2010

    Was bedeutet das? Dass du hier eine Behauptung gehört hast, die von deinem Gesprächspartner nicht aufgestellt wurde?

  25. #26 ali
    Januar 14, 2010

    Nein, das heisst nur ich versuche eine kritische Distanz zu meiner eigenen Meinung zu halten.