In der New York Times findet sich heute ein interessanter Artikel zu rechten Propagandaposter.
Der Artikel findet sich im Kunst und Design Teil der New York Times, das Thema ist aber politisch. Es geht um rechte Propaganda Poster.1
Am interessantesten fand ich diesen Aspekt des designtechnischen Rückschritts. Nicht wild flackernde und schnell geschnittene Videoclips, die man viral im Netz zu verbreiten versucht, sind das Mittel der Wahl. Altmodische Plakate feiern in diesen Kampagnen ein Comeback. Dies passt zur altmodischen, simplen Grafik. Sie spreche genau die Zielgruppe an und vermittle ein ‘Zurück zur guten alten Zeit’-Gefühl. Die Botschaften seien extrem simpel und auschliesslich emotional. Die Botschaft ist also ein Gefühl und kein Argument. Obwohl immer wieder gesagt wird, dass man diese Ängste ernst nehmen müsse, bin ich mir nicht sicher, ob eine direkte Demokratie damit funktionieren kann (und meist muss sie zum Glück auch nicht). Durch die Provokation wird die Werbung dann budgetschonend durch die Medien weiterverbreitet (wahrlich keine neue Strategie).
Mit dem Artikel kommt eine Klickstrecke. Ebenfalls nicht uninteressant ist das Poster mit einem Zitat des General De Gaulles vom Front National (Zitat ebenfalls gefunden hier):
C’est très bien qu’il y ait des Français jaunes, des Français noirs, des Français bruns. Ils montrent que la France est ouverte à toutes les races et qu’elle a une vocation universelle. Mais à condition qu’ils restent une petite minorité. Sinon, la France ne serait plus la France. Nous sommes quand même avant tout un peuple européen de race blanche, de culture grecque et latine et de religion chrétienne.
zu Deutsch:
Es ist sehr gut, dass es gelbe Franzosen, schwarze Franzosen und braune Franzosen gibt. Dies zeigt, dass Frankreich offen für alle Rassen ist und dass es eine universelle Berufung hat. Dies aber unter der Bedingung, dass sie eine kleine Minderheit bleiben. Sonst wird Frankreich nicht mehr Frankreich sein. Wir sind trotz allem ein europäisches Volk weisser Rasse, aus einer griechischen und lateinischen Kultur und christlicher Religion.
Dieser Diskurs erinnert einem doch sehr an was heute oft vom Rechts zu hören ist, sei es zur Immigration allgemein und immer häufiger auch in einem religiösen Kontext (das Zitat wird wohl auch nicht zufällige von einer heutigen Rechtspartei als Botschaft benutzt). Nur die Bedeutung der Hautfarbe wird nicht mehr so deutlich angesprochen (oder vielleicht nur verklausuliert und indirekt, zum Beispiel wenn es um Racial Profiling geht).
Fünf der neun Plakate in der New York Times Klickstrecke sind leider Schweizer Abstimmungsplakate. Dies ist vermutlich nicht nur weil die SVP2 sich besonders gerne deren bedient, sondern auch weil sie hier in der Schweiz durch die vielen Abstimmungen schlicht auch mehr Gelegenheit dazu kriegen.
1 Dieses Design-Genre gibt es natürlich auch auf der Linken. Der Artikel befasst sich aber, trotz einer kurzen Erwähnung Stalins, vor allem mit rechten Plakaten.
2 Ich stelle mit einer gewissen Genugtuung fest, dass die in der Regel sehr vorsichtig formulierende New York Times die SVP als ‘ultranationalistisch’ bezeichnet. Von wegen bürgerliche Zentrumspartei. Es gibt also auch Stimmen von aussen die meine Meinung teilen (wurde mir in diesem Blog doch schon ideologische Verblendung vorgeworfen).
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