Vor nicht all zu langer Zeit habe ich “Men who stare at goats” im Kino gesehen. Eine erfundene Geschichte über ein tatsächliches New Age Battalion der US Armee wo nach einer Art parapsychologischen Kriegsführung herumgetestet wurde. Der Film basiert auf einem Buch, das ich nicht gelesen habe und ich habe darum, trotz für dieses Blog interessantem Themenbereich, auf eine Besprechung verzichtet. Nun muss ich doch noch einmal darauf zurückkommen.
Ich möchte mich schon zum Voraus entschuldigen für diese eher esoterische Woche. Ich stolpere aber irgendwie nur über solche Themen im Moment. Ich gelobe mehr Wissenschaft in den kommenden Tagen. In einem BBC Radiobericht heute Mittag wurde über das Resilience and Restoration Center in Fort Hood, Texas, berichtet. Dort werden unter anderem Soldaten mit posttraumatischen Belastungsstörungen behandelt. Darüber berichtet wurde, weil sie unter anderen wie soll ich sagen, in ihrer Effektivität eher umstrittene Methoden anwenden. Unter anderem listen sie auf:
Alternative Therapies (Massage, Acupuncture, Yoga, Reiki)
Bei diesen in vielen Formen auftretenden Problemen, die wohl auf Traumata zurückzuführen sind im Zusammenhang mit dem Stress von Kriegseinsätzen, zweifle ich nicht, dass solche Entspannungsmethoden eine gewisse Wirkung zeigen. Die Frage stellt sich aber, wie man es rechtfertigt Steuergelder in wissenschaftlich nicht belegte Verfahren zu investieren (warum Reiki und nicht einfach Meditation). Legitimiert man doch diese Verfahren auch.
Nun sind das nicht unsere Steuergelder mag der eine oder andere einwenden. Genau das sagte ich mir auch. Bis ich beim Schweizerischen Verteidigungsministerium auf folgende Aussage zur militärischen Krankenversicherung stiess:
Seit dem 1. Januar 2003 übernimmt die Militärversicherung als Pflichtleistung ebenfalls die Kosten aus folgenden komplementärmedizinischen Bereichen:
- Klassische Akupunktur
- Anthroposophische Medizin
- Chinesische Medizin
- Homöopathie
- Neuraltherapie
- Phytotherapie
Die Schweiz ist nicht Deutschland. Unser Nachbar im Norden würde bestimmt seinen Soldaten nur erstklassige medizinische Versorgung zukommen lassen. Ganz so sicher bin ich mir da nicht. Es bleibt zwar ein Restzweifel, da der Artikel mit 1. April datiert ist und der Arzt noch dazu Hanemann heisst. Doch nach zweimaliger Lektüre des Artikels befürchte ich, dass Chiropraktik und ähnliches einen Platz in der medizinischen Behandlung von Bundeswehrsoldaten hat.
Dann bleiben noch die Österreicher. Zumindest Akupunktur wird auch hier zur Behandlung von Fersensporn aufgelistet. Ausserdem:
Der in der Naturheilkunde und in der Komplementärmedizin geschulte und erfahrene (Truppen)arzt kann außerdem auf weitere bewährte Methoden zurückgreifen, um seinen Patienten zur Beschwerdenfreiheit zu verhelfen
Sollte der Staat nicht Distanz zu so zweifelhaften Verfahren markieren? Es ist mir klar, dass die Milizarmeen hier nur anbieten, was vermutlich auch nachgefragt wird. Aber man kann es nur immer wieder betonen, es gibt nunmal Dinge, die nicht per Mehrheitsentscheid geregelt werden. Dazu gehört die Wirksamkeit von Therapiemethoden. Wo zieht die Armee sonst die Grenze? Horoskope für die Einteilung in die Truppengattungen? Yogisches Fliegen bei der Luftwaffe? Telekinese für die Logistik?
Ich hoffe es gibt bei uns zumindest keine Einheiten die auf Ziegen starren. Oder müssen wir uns bald auf solche Handbücher wie jenes des 1st Earth Bataillons gefasst machen?
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