Als ich heute Morgen hörte, dass Stephen Hawking vor einer Kontaktaufnahme mit Ausserirdischen gewarnt hat, wusste ich gleich, dass ich darüber noch bloggen muss. Als Scienceblogling, der auf Internationale Beziehungen spezialisiert ist, kann ich natürlich dieser natürlichen Erweiterung meines Interessengebietes nicht widerstehen.
Nun musste ich feststellen, das nicht nur Jörg von Diax’s Rake zuvorgekommen ist, sondern auch noch Dan Drezner. Was solls, langsam oder nicht, hier kommt auch noch meine tiefschürfende Analyse. Schliesslich kennt sich Drezner eigentlich viel besser mit Zombies aus und Jörg ist wie Hawking auch nur Physiker und kann so natürlich kaum sehr viel neues dazu beitragen.
Was haben wir also zu erwarten, falls unsere ins All geschickte Nacktfotos (siehe Illustration) tatsächlich bei einem Empfänger gelandet sind und diese uns einen Besuch abstatten? Hier nochmals wie Hawking in der Times Online zitiert wird:
He suggests that aliens might simply raid Earth for its resources and then move on: “We only have to look at ourselves to see how intelligent life might develop into something we wouldn’t want to meet. I imagine they might exist in massive ships, having used up all the resources from their home planet. Such advanced aliens would perhaps become nomads, looking to conquer and colonise whatever planets they can reach.”
He concludes that trying to make contact with alien races is “a little too risky”. He said: “If aliens ever visit us, I think the outcome would be much as when Christopher Columbus first landed in America, which didn’t turn out very well for the Native Americans.”
Was hier auffällt ist wie Hawking vom Homo Sapiens auf die Ausserirdischen schliesst. Zugegegeben, das ist wahrscheinlich die beste Vorstellung, die wir uns von intelligentem Ausserirdischen Leben machen können. Man könnte bestenfalls argumentieren, dass ein Vergleich mit uns in ferner Zukunft gemacht werden muss. Also wenn wir in der Position sind, andere zu besuchen und darum der Vergleich mit der Menschheit zu diesem Zeitpunkt erst zulässig wäre. Zumindest regional gesehen, hat die Kriegshäufigkeit in der Geschichte der Menschheit durchaus abgenommen, das heisst wohl auch, dass Krieg vermutlich nicht unvermeidbar in der Natur des Menschen liegt. Ausserdem sind die Ausserirdischen vielleicht näher an den Bonobos als den Schimpansen.1
Gehen wir also davon aus, dass diese potentiellen Besucher uns tatsächlich sehr ähnlich sind und auf der Suche nach natürlichen Ressourcen durchs Universum reisen. Eine erste Frage wäre dann, wie auch von Drezner angemerkt, welche Ressourcen werden gebraucht? Uran, Plutonium, Wasser, Granit? Je nach Antwort würde dies ein grösseres oder kleineres Problem für uns darstellen.
Die nächste ist eine Frage die im Grunde auf die Kultur abzielt. Warum nimmt Hawkings an, dass sich die Ausserirdischen diese Ressourcen mit Gewalt von einem bewohnten Planeten unter den Nagel reissen würden? Je nach Typ und Ausgangsposition würde ich bei Menschen argumentieren, dass dies zu Tauschen bereit sind. Man kann so mit weniger Risiko (sie sind uns zwar überlegen, aber den einen oder anderen können wir vielleicht trotzdem mitnehmen) mehr herausholen. Die Geschichte der Menschheit ist nicht nur eine von Kriegen, sondern auch eine von Kooperation. Spieltheoretische Modelle zeigen, dass die die mit Abstand erfolgreichste Strategie das simple “Tit for Tat” ist: Grundsätzlich kooperiert man. Wird man in die Pfanne gehauen, hört man mit dem unfreundlichen Gegenüber auf zu kooperieren. Zeigt sich die andere Seite hingegen kooperative, bleiben wir auch dabei. Das kann sich doch auch auf anderen Planeten etabliert haben und zwar inklusive dazugehörigen Moralvorstellungen.
Das grösste Risiko sehe ich in der Bedrohungswahrnehmung und dem Potential für Missverständnisse. Die Menschheit könnte sich durch das Ankommen eines Raumschiffs bedroht fühlen. Kommunikation könnte schwierig bis unmöglich sein. Diese ist aber ein wichtiger Schlüssel um ein Sicherheitsdilemma zu verhindern. Jede (Schutz)-Geste könnte als kriegerischer Akt interpretiert werden. Das wir gegen Lebewesen die es bis zu uns geschafft haben, per Definition technologisch vermutlich keine Karte hätten einen Konflikt zu überstehen, ist das ein Szenario, welches es auf jeden Fall zu verhindern gelte. Es ist auch schwer einzuschätzen wie die Ausserirdischen uns sehen würden.
Ausserdem müssten wir Erdlinge uns irgendwie zusammenraufen. Es bräuchte politische Zusammnearbeit. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass bei einem solchen Welterschütterndem Ereignis wie Kontaktaufnahme mit Ausserirdischen, ein solches gemeinsames Vorgehen durchaus im Bereich des Möglichen liegt (eine Art Bildung einer globalen Wagenburg). Vermutlich wäre es der Sicherheitsrat der sich der Sache annehmen würde. Dann muss man einfach hoffen, dass nicht irgend jemand ausschert oder gar durchstartet (alle blicken gespannt auf Nordkorea).
Zusammengefasst kann man die Frage von der anderen Seite betrachten: Da wir von uns Rückschlüsse auf die Ausserirdischen ziehen, können wir so auch Vermutungen anstellen, was wir an ihrer Stelle tun würden. Würde die Menschheit, wenn sie mit Ausserirdischen Kontakt aufnehmen wird, dies in kriegerischer Absicht tun? Wäre es uns egal, was mit anderen Lebewesen passiert und würden wir für deren Ressourcen über Leichen gehen? Oder überwiegt bei E.T. vielleicht doch auch die Neugierde und die Frage was man denn von und über den anderen alles lernen könnte. Das klingt nach Kitsch. Aber ist es nicht das, was der Faszination am Gedanken im Universum nicht alleine zu sein zu Grunde liegt?
1 Dies ist eine schnippische Bemerkung und kein biologisches Statement. Es ist mir bewusst, dass es sich nicht um unsere Vorfahren handelt und das Bonobos nicht die Hippies sind für die sie oft gehalten werden.
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