Etwas Sozialismus findet man sogar in der Hauptstadt der USA. Alle öffentlichen Museeen der berühmten Smithsonian Institutionen sind nämlich umsonst. Vor kurzem hat im National Museum of Natural History eine neue Ausstellung zu den Ursprüngen des Menschen geöffnet. Diese gab einiges zu diskutieren, wurde sie doch vor allem von einem bekannten konservativen Geschäftsmann und unterstützer der Tea Party finanziert. Ich habe mir die Ausstellung angesehen. Hier folgt nun mein Eindruck zur politischen Diskussion, morgen poste ich dann eine kurze Besprechung über die Aussstellung.
Die neue Ausstellung wurde in der US Blogosphäre gleich heftig diskutiert (z.B. Pharyngula oder bei Why Evolution is True). Der Grund dafür muss man im Land der vermutlich stärksten kreationistischen Lobby nicht lange suchen gehen und hat natürlich etwas mit den Culture Wars zu tun. Die neue Ausstellung heisst nämlich David Koch Hall of Human Origins. Koch ist nicht nur ein sehr vermögender Geschäftsman, sondern auch finanziell zumindest politisch aktiv. Die Tea Party Bewegung wird unter anderem von ihm finanzkräftig unterstützt. Da sich in dieser Bewegung viele kreationistisch Erleuchtete und andere grundsätzliche wissenschaftliche Fakten verweigernde Personen tummeln, liegt es auf der Hand, bei einem solchen Sponsoring skeptisch zu sein.
Zwei Verdachte wurden geäussert: Der erste war, dass die Ausstellung zu sehr versucht religiöse Vorstellungen (wohl vor allem christliche) mit wissenschaftlichen Befunden zu versöhnen (siehe der schon verlinkte Post auf Pharyngula und inhaltlich informativer Why Evolution is True). Der zweite Verdacht ist, dass Koch mit der Ausstellung die Risiken der menschengemachten Klimaerwärmung herunterspielen möchte, da Klimaveränderungen an und für sich eine wichtige Rolle in der Evolution des Menschen spielte und an und auch nichts neues ist (wieder Pharyngula aber auch bei climate progress).
Ich habe mir die Ausstellung angesehen und muss sagen, dass ich überrascht war. Mit einem Hintergrund in Politikwissenschaften würde ich mir naiv vorkommen, wenn ich bei einer politisch so involvierten Person wie Koch, bei einem solchen Projekt nicht auch politische Hintergedanken vermuten würde. Doch ich konnte kaum solche erkennen. Klar werden Klimaaspekte erklärt. Dies nicht zu tun, nur weil es oberflächlich zu Fehlinterpretationen führen könnte, würde eher nach Politik riechen als nach Wissenschaft. Klar wird auch auf religiöse Fragen eingegangen. Als Ausländer hier muss ich aber sagen, das wäre bei einer solchen Ausstellung mit einem öffentlichen Bildungsauftrag in einem Land mit rund 40% Kreationismusgläubigen (die Zahlen variieren je nach Umfrage) sehr erstaunlich. In der ganzen Ausstellung ist somit Religion der weisse Elefant im Raum. Das ist aber kaum die Schuld des Museums und das Thema wurde in meinen Augen auch nicht forciert.
Sollte also eine politische Botschaft in der Ausstellung versteckt sein, habe ich sie nicht entdecken können. Einige mögen ihr Weltbild mit Rosinenpicken dort noch etwas besser zusammenschustern können, ich habe meine Vorurteile gegenüber Koch hingegen nicht bestätigt gesehen. Als bestenfalls informierter Laie in Klimafragen und der menschlichen Evolution ist mir keine politische Agenda die einem aufgedrückt wird in der im grossen und ganzen solid gemachten Ausstellung aufgefallen. Falls Koch politische Motivationen für sein Sponsoring hatte, hat das Museum sich vermutlich nicht dreinreden lassen und er hat ziemlich sicher nichts gekriegt für sein Geld. Als guter Geschäftsmann hätte er es wohl in diesem Fall woanders investieren sollen. Vielleicht wollte sich Koch nur als Wissenschafts-Mäzen verewigen. Etwas anderes, dass ich im Zusammenhang mit Politk gelernt habe ist: Unterschätze nie die Macht des Egos.
Morgen folgt eine Besprechung der Ausstellung hier im Blog.
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