Eine Firma namens Maplecroft veröffentlicht jährlich eine Liste, die man als eine Art Terrorcharts bezeichnen könnte. Trotz Fragen zur Methode, die resultierende Liste ist interessant. Dies sind also die zehn meist-terrorisierten Länder:
- Somalia
- Pakistan
- Irak
- Afghanistan
- Besetzte palästinensische Gebiete
- Kolumbien
- Thailand
- Philippinen
- Jemen
- Russland
Aufsteiger des Jahres ist der Jemen, welcher beeindruckende 13 Plätze “gut” machte und damit nun in der Zehnerliste auftaucht (nicht ganz überraschend). Griechenland ist nun das gefährlichste Europäische Land und springt von 54 auf 24. Griechenland hat somit Spanien (27) trotz ETA auf den zweiten europäischen Platz verwiesen. Die USA sind auf Platz 33 und Deutschland figuriert unter “tiefes Risiko” auf Platz 70.
Die einzigen Angaben die ich in der Pressemitteilung zur Methode gefunden habe, wirken relativ vernünftig (ich kenne aber die Details nicht). Für die Terrorziele-Top-Ten wurde die Häufigkeit und die Intensität der Attacken miteingerechnet. Um die “Intensität” zu bewerten beziehen die Maplecroft-Leute die Anzahl Opfer pro Anschlag und die Wahrscheinlichkeit von Attacken mit grossen Opferzahlen in ihre Berechnungen mit ein. Wohl um kurzfristige Auschläge im Modell zu verhindern, gibt es auch eine “historische” Komponente, die drei Jahre zurückgeht und miteinbezieht ob im Land bewaffnete Gruppen agieren. Zur genauen Gewichtung dieser Faktoren kann man natürlich nichts herausfinden und ich nehme an, dass ist ein Geschäftsgeheimnis von Maplecroft.
Sieht man einmal davon ab, dass Rankings häufig mehr Lärm machen als Informationen vermitteln, findet man in der Liste doch ein paar interessante Elemente, die teilweise vermutlich gegen die im aktuellen Terrorpanik-Klima entwickelte Intuition geht:
- Sechs der zehn Länder in der Liste und die Top Fünf sind solche, mit einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung. Die Verbindung zwischen Islam und Täterschaft ist also komplizierter. Die Terroropfer sind ebenfalls mehrheitlich Muslime.
- Der Westen scheint nicht so sehr bedroht zu sein, wie man glauben könnte, würde man auf die Politikerinnen und Politiker hören. Griechenland, welches die Liste der Europäer anführt, erhielt seinen Platz wegen linksextremen Anschlägen (und es wird betont, dass diese meistens nur auf Sachschaden abzielen) und Spanien auf Platz zwei unter anderem wegen der ETA.
- Die meisten Länder auf der obigen Liste haben etwas gemeinsam, dass nicht mit Religion zusammenhängt: Es sind (fast) alles Staaten, mit einer schwachen Zentralregierung respektive einer Regierung, die Mühe hat, ihren Machtanspruch in der Peripherie zu behaupten.
- Die Chancen Opfer eines Terroranschlags zu werden sind selbst im Listenführer Somalia immer noch relativ gering. Maplecroft schreibt von 1’437 Toten und 3’408 Verletzten. Somalia hat über 10 Millionen Einwohner. Bei einer Lebenserwartung von rund 50 Jahren und einer Kindersterblichkeit von 107 auf 1’000 Geburten ist es zumindest diskutabel, ob es Sinn macht, Ressourcen auf Terrorismus zu konzentrieren (Zahlen aus dem CIA World Factbook).
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