Nachdem Nordkorea eine zu Südkorea gehörende Insel beschossen hat und dabei zwei Zivilisten tötete, steigen die Spannungen zwischen den beiden Ländern, die sich de facto noch im Kriegszustand befinden. Wie sind diese Ereignisse inzuordnen?
Obwohl gerade nicht sehr viel Zeit zum Bloggen, möchte ich kurz einen Aspekt aufgreifen, da dieser in meinen Augen ein wichtiges Element ist um die Situation einzuschätzen.
Nordkorea hat seit dem Waffenstillstand der 1953 dem Koreakrieg folgte immer wieder provoziert. Sei es mit militärischen Aktionen oder mit einem Katz-und-Maus-Spiel um seine Atomanlagen und den Bau einer Atombombe. Ein Grund dafür war bestimmt Verhandlungstaktik. Wie ein kleines Kind, dass die Aufmerksamkeit seiner Eltern durch von diesen als negativ empfundenen Aktionen, auf sich zieht, so hat Nordkorea schon des öfteren die USA und andere Nationen an den Verhandlungstisch gebracht. Man könnte gar argumentieren, dass die nordkoreanische Diktatur so oft auch Konzessionen erhalten konnte.
Die Gründe für die Aktionen liegen im Dunkeln und müssen beim notorisch geheimniskrämerischen Nordkorea durch Spekulationen ersetzt werden. Vielleicht möchte man einfach eine neue Verhandlungsrunde erreichen. Dazu würde das Rumzeigen vor nicht einmal zwei Wochen einer bisher nicht bekannten Urananreicherungsanlage passen. Vielleicht will man auch von dieser Ablenken. Oder vielleicht hat es etwas mit der Vorbereitung der Nachfolge von Kim Jong Il zu tun, die in Vorbereitung ist. Sein Sohn und designierter Nachfolger Kim Jong Un wurde schliesslich auf eine hohe militärische Position erhoben und vielleicht hörte er auf seine Generäle oder er etabliert seine militärischen”Street-Creds”. Vielleicht war das ganze einfach ein Unfall bei einem Manöver.
Abgesehen von der Unfall-These passt die Aktion aber gut in ein Muster des nordkoreanischen Vorgehens. Da das Regime so oft mit dem Wolf gedroht hat, muss es inzwischen ziemlich agressiv vorgehen um noch Aufmerksamkeit zu erhalten. Man erinnert sich, zuletzt haben sie im März ein südkoreanisches Kriegsschiff torpediert. Immer muss der Rest der Welt rätseln, was der Plan dahinter ist, oder ob der “Grosse Führer” vielleicht einfach ein paar durchgeknallte Sicherungen hat.
Genau das Pflegen dieser scheinbaren Irrationalität wirkt als Teil einer gezielten Strategie. Wenn Nordkorea es schafft einen Eindruck der Unberechenbarkeit zu hinterlassen, wird dies zu einer Trumpfkarte. Hat man Zweifel zur Rationalität des Gegenspieler kann man dessen Handlungen und Reaktionen nämlich nur schwer voraussagen und man bleibt mit einem Gefühl von Unsicherheit zurück. Obwohl es nicht als guter Zug für Nordkorea erscheint einen Krieg zu riskieren, weiss man nicht, ob Kim und seine Generäle das auch wissen. Da sie vermutlich auf Nuklearwaffen sitzen trägt das nicht zur Beruhigung bei.
Obama hat zurückhaltend reagiert und einen Flugzeugträger in die Region geschickt. Die Chinesen, wichtigster und fast einziger Allierter Nordkoreas, waren bisher auch eher leise. Man scheint nicht von einer Eskalation auszugehen (und möchte keine solche herbeiführen). Eine Eskalation ist auch nicht im Interesse Nordkoreas, darum wird sich die Situation vermutlich auch wieder beruhigen. Aber eben, sicher sein kann man sich nicht…
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