Etwas vom Schwierigsten beim Verfassen einer Doktorarbeit ist so denke ich, dass es ein einsames Unterfangen ist. Vielleicht hat man Freundinnen oder Freunde in der gleichen Situation, arbeitet mit anderen in einem Labor und natürlich erhält man Rückmeldungen vom Betreuer oder der Betreurin. Das ändert aber nichts daran, dass man am Ende mit seiner Arbeit trotzdem alleine ist. Wer selbst kein ähnliches Projekt angepackt hat kann dies vielleicht nur bedingt verstehen. Um so mehr freut man sich über die Solidarität von gegenwärtigen und ehemaligen Mitleidenden.

Was hat das mit den Doktortiteljägern zu tun mag man sich fragen. Ganz einfach, ich verdächtige viele von ihnen, dass sie Plagiieren, Dünnbrettbohren und andere Methoden anwenden, um eben nicht durch dieses Tal der Tränen gehen zu müssen an dem für viele kaum ein Weg vorbeiführt. Ich bin überzeugt, dass man dies auch an der Wertschätzung für solche Forschungsarbeit durch diese Individuen ablesen kann. Eine Wertschätzung wird vor allem geäussert, wenn es die eigne Leistung in einem besseren Licht erscheinen lässt. Sie bleibt aber oberflächlich und darf nichts kosten.

Ich möchte dies mit zwei Beispielen erklären. Eines bezieht sich auf meine eigene Forschungsarbeit, dass andere betrifft die Dissertation von Frau Ministerin Kristina Schröder. Beginnen wir mit der Anekdote aus meinem persönlichen Erfahrungsbericht:

Ich habe für meine Forschung Interviews mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Büros des Repräsentanten für Handel der USA (Office of the United States Trade Representative) geführt. Trotz des unscheinbaren Titel eines Repräsentanten handelt es sich um ein Mitglied des Kabinetts. Um diese Interviews führen zu können habe ich Anfragen verschickt, wenn möglich direkt an spezifische Personen adressiert. Bei der höchsten Stelle die mir ein solches Interview gewährte (und sehr viel höher hätte ich die Leiter nicht rauf gekonnt) handelte es sich um eine Person, die eine Professur hat und von Akademia für einen Sabbatical in die Politik geholt wurde.

Ich habe mir nicht sehr viele Hoffnungen gemacht bezüglich dieser spezifischen Anfrage. Ich ging davon aus, dass diese Person besseres zu tun hätte als mir 90 Minuten Rede und Antwort zu stehen. Doch obwohl die Person nur eine E-mail Nachricht hatte und meine Behauptung ich würde an einem Dissertation zum Thema arbeiten, kam prompt eine freundliche Zusage zurück: Klar sei sie bereit mir bei meiner Forschung zu helfen, dies sei schliesslich wichtig und selbstverständlich, wisse sie doch, wie sehr man auf solche Kooperation angewiesen sei. Ich sympathisiere natürlich sehr mit dieser Begründung. Das ist auch der Grund warum ich bei Umfragen (auf Papier oder per Telefon) mitmache, wenn ich weiss, dass sie Forschungszwecken dienen.

Nun zu meinem zweiten Beispiel: Frau Doktor Kristina Köhler, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Ihre Dissertation war vor bald zwei Jahren ebenfalls in der Kritik. Ihr wurde zwar kein Plagiat nachgewiesen aber wie ihre Dissertation gemäss Medienberichten zustande kam, muss allen als Hohn vorkommen, die sich harter Knochenarbeit sich ihren Titel alleine erarbeiten müssen oder mussten.

Gemäss einem Artikel der Süddeutschen Zeitung von Ende 2009 konnte sie sich auf Unterstützung verlassen, die für den grössten Teil der Doktoranden und Doktorandinnen ein nicht zu erreichender Luxus ist. Ihre Arbeit Gerechtigkeit als Gleichheit? Eine empirische Analyse der objektiven und subjektiven Responsivität von Bundestagsabgeordneten basiert offensichtlich (ich konnte keine vollständige Version im Netz finden) vor allem auf einer Umfrage unter CDU Abgeordneten und CDU Mitgliedern. Sie verschickte gemäss SZ 180 Fragebogen an Abgeordnete und 1000 an Mitglieder. Von ersteren erhielt sie 75% zurück von den zweiten 48%. Alleine diese traumhaften Rücklaufquoten lassen vermuten, dass da gut nachgeakt worden ist. Natürlich bleibt auch dem fleissigsten trotzdem ein solcher Zugang zu den Abgeordneten verwehrt. Auch der Zugang zur CDU Mitgliederdatenbank ist wohl nur möglich, wenn man über entsprechende gute Beziehungen verfügt. Das mag den einen oder anderen empirisch forschenden etwas neidisch machen, aber man kann Frau Schröder meines Erachtens nicht ihre privilegierte Position zum Vorwurf machen.

Schon etwas zweifelhafter ist, dass das Sekretariat (immer noch gemäss SZ) die Stichproben vornahm und die Fragebogen verschickte (und ich vermute bei der Rücklaufquote auch nachhakte). In die gleiche Kategorie fällt, dass ein wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Formatierung, Dateineingabe und das Layout für Fragebogen und Arbeit bezahlt wurde. Aber wie schon geschrieben, es geht mir nicht um eine Neiddebatte. Dies klingt zwar alles unschön und riecht nach privilegierter Behandlung, ist aber im Gegensatz zu einem Plagiat nicht klar unredlich (alleine die Tatsache dass es sich um eine empirische Arbeit handelt, reduziert ausserdem die Möglichkeiten zum Plagiat). Daran ändert auch nicht, dass die Arbeit thematisch eher als Fleissarbeit statt als neuer wissenschaftlicher Beitrag erscheint. Man muss davon ausgehen, dass Frau Schröder durchaus die erforderte wissenschaftliche Eigenleistung erbrachte auch wenn sie diese erfolgreich minimierte.

Warum also diese aufgewärmte Geschichte von 2009? Mein Problem ist folgendes: Ein Freund von mir hat zur Zeit als Frau Schröder noch mit ihrer Arbeit beschäftige war, für seine eigene Doktorarbeit Bundestagsabgeordnete aus einem spezifischen Ausschuss interviewen wollte. Unter diesen befand sich auch Frau Schröder (damals noch Köhler). Man könnte nun meinen, dass die Dame, die dank ihren Privilegien zu dieser Zeit einen einzigartigen Zugang zu Abgeordneten und Parteimitgliedern erhielt zumindest genug Empathie mit weniger gut positionierten Leidesgenossen haben könnte, dass sie zumindest den Versuch sich etwas Zeit zu nehmen hätte machen können. Doch die Absage kam in ihrem Auftrag, kurz, knapp, floskelnhaft und endgültig.

Es ist natürlich möglich, dass es tatsächlich terminliche zu dieser Zeit nicht möglich war für Frau Schröder. Doch die Antwort (die mir vorliegt) wirkt ziemlich klar nach einem standardmässigen gar-nicht-erst-eintreten-wollen. Die Prioritäten lagen schlicht anders. Auf jeden Fall kontrastiert diese Absage einer Bundestagsabgeordneten für mich klar mit meiner Zusage eines relativ gut positionierten Mitarbeiters der US Exekutive, der aber selber auch forschte. Ich bin überzeugt dass dies eine Reflektion der Wertschätzung der Doktorarbeit ist. Für viele Politikerinnen und Politiker ist der Doktor mehr wie ein Badge bei Foursquare. Die Forschung ist nicht einmal Mittel zum Zweck. Sie ist reine Nebensache ja fast schon ein lästiges Übel und genau das ärgert mich. Sehr viele Doktorandinnen und Doktoranden kämpfen sich nämlich durch Projekt, weil sie einen gewissen Anspruch haben (auch wenn das Resultat dem dann nicht immer gerecht werden kann). Die Titeljäger schmücken sich so mit dem Ruf und der harten Arbeit von anderen.

Kommentare (27)

  1. #1 cydonia
    September 29, 2011

    Interessante Geschichte…..vielleicht könnte man eine Art Testverfahren entwickeln für mutiplen Gebrauch. Es ist ja auch im Netz manchmal recht leicht die Windbeutel anhand ihres unfreundlichen und unverschämten Benehmens zu enttarnen.
    Kompetente Menschen verhalten sich meiner Erfahrung nach ganz allgemein oft wesentlich freundlicher, und sind weitaus geduldiger und kooperativer als Menschen, die eine Demontage befürchten müssen.
    Außer natürlich sie bekommen es mit sich selbst überschätzenden Querulanten zu tun: dann krachts selbstverständlich…auch zur Selbstreinigung, damit man wieder Kraft und Geduld hat für die, die es verdienen.
    Das Beispiel deckt sich übrigens voll und ganz mit meinen Erfahrungen.

  2. #2 Nele
    September 29, 2011

    Danke für diesen Artikel.

    Ich erinnere mich gut daran, wie ich Ende der 90er, damals mit einem Stipendium des Landes Hessen in Höhe von 1400 Mark und dem Verbot, was dazuzuverdienen, eine Woche im sauteuren London verbracht habe; geschlafen habe ich in so einem vergammelten Student-Hostel, in dem irgendwelche dummen Studies jede Nacht Party machen mussten. Mein Laptop war kurz zuvor kaputt gegangen, so dass ich den ganzen Tag in einem der “rare book reading rooms” gesessen und mit Bleistift Seite um Seite aus frühmodernen, staatstheoretischen Büchern exzerpiert habe. Abends konnte ich dann noch die Kröten für ein mageres Pint zusammenkratzen und das war’s. Und trotzdem war das ein unglaublich tolles und einprägendes Erlebnis.

    Und dann das Schreiben – diese Perioden der, ganz un-hyperbolisch, der Verzweiflung, wenn einen der leere Computerbildschirm anstarrte und mit Worten gefüllt werden wollte, die man nicht hatte. Tagelang. Und zu anderen Zeiten dann die Tage, an denen der Text nur so aus den Fingern floss und man nicht einmal aufhören konnte, wenn man es gewollt hätte. Und der eine Morgen, an dem ich in der anglistischen Bibliothek in Dortmund gesessen habe, und dann meine Frau angerufen habe: “Du, ich glaube ich bin fertig!”

    Der Satz, der Kampf mit PDFs, die Telefonate mit dem Verlag, musste man ja alles selber machen, die reprofähige Vorlage.

    Ich glaube diese Missachtung, diese Verächtlichkeit der “Titeljäger” ist nicht nur Vorsatz – ich glaube, die ist zum Teil wirklich aus Unwissenheit geboren. Diese Leute haben keine Ahnung, wovon sie reden und was wissenschaftliche Arbeit wirklich im Kern ist. Deswegen verstehen sie wahrscheinlich auch ganz aufrichtig die Aufregung nicht, so wie halt der Rest des größeren Teils der Bevölkerung, der nicht weiß, worum es geht.

    Das macht die Sache natürlich nicht weniger ärgerlich, nur noch erbärmlicher…

  3. #3 BreitSide
    September 29, 2011

    Quod licet Krissi, non licet Ali…:-)))
    oder: an der Quelle saß der Knabe (bzw die Knäbin)

    Auch unser Kohl-Groupie wurde von Mutti sicher nicht wegen ihrer wissenschaftlichen Leistungen, sondern wegen ihrer tollen Eignung als Ministerin ausgewählt (was macht die nochmal?). Sind ja, wie wir wissen, zwei gaaaaaanz verschiedene Sachen…

  4. #4 Gunnar
    September 29, 2011

    Da fällt mir doch eines der Argumente ein, mit dem die Parteifreunde unserer Frau Schröder immer so gerne für Studiengebühren werben: was nichts kostet, kann ja auch nicht viel Wert sein, bzw. wird als nicht viel Wert erachtet. Wer auf so viel Unterstützung bauen konnte, wem Parteifreunde, wissenschaftliche Mitarbeiter und dergleichen alle Härten des Promovierens aus dem Weg räumten, wer nie unter “Blut, Schweiss und Tränen” seine Dissertation anfertigte, wie soll derjenige denn überhaupt eine Wertschätzung dafür entwickeln?
    Faszinierender Weise sind aber genau die Titeljäger, die sich entweder durch schummeln oder, wenn auch erlaubter Hilfsmittel bedienen, um den Härten und Klippen zu entgehen, diejenigen, die hinterher so auf ihrem derart erworbenen Titel bestehen und darauf herumreiten.
    Ein kluger Mensch (der Name ist mir momentan entfallen) sagte einmal, es gäbe zwei Möglichkeiten, es zu etwas zu bringen. Erstens, etwas zu leisten vorzugeben. Zweitens, etwas zu leisten. Er selber würde zu letzterem raten, denn da wäre die Konkurrenz deutlich geringer.

  5. #5 Frank Wappler
    September 30, 2011

    Ali Arbia schrieb (29.09.11 · 17:18 Uhr):
    > Sehr viele Doktorandinnen und Doktoranden kämpfen sich nämlich durch [ihr] Projekt, weil sie einen gewissen Anspruch haben (auch wenn das Resultat dem dann nicht immer gerecht werden kann). Die Titeljäger schmücken sich so mit dem Ruf und der harten Arbeit von anderen.

    Erstere lehren sich dabei, Ansprüchen treu zu bleiben; Letztere lediglich eventuellen Privilegien.

    p.s.
    > natürlich erhält man Rückmeldungen vom Betreuer oder der Betreurin.

    Wie kommst du darauf? Das schiene … anspruchslos.
    (Sich zu beklagen wäre allerdings ungerecht; schließlich wird u.U. nach Leibeskräften für den Lebens(unt)erhalt gesorgt; und — beinahe zwangsläufig — für hinreichend Gelegenheit zum Verfolgen von Projekten, die dem eigenen Anspruch gerecht werden könnten.)

  6. #6 Torben
    September 30, 2011

    Ich sage mal Jehova! Es pfeiffen doch die Spatzen von den Dächern, dass Doktortitel im Berich Medizin nur in den seltensten Fällen als “Nachweis der Befähigung zu vertiefter wissenschaftlicher Arbeit” zu verstehen sind.

    Ich sehe ein, dass die Leute in Deutschland eben daran gewöhnt sind, zu einem “Onkel Doktor” anstatt zu einem “Arzt” zu gehen, aber die Versäumnisse der Vergangenheit rechtfertigen nicht, das so fortzuführen. Liebe Medizinwissenschaftler, bitte mistet aus und haltet euren Stall dann sauber.

    Wir durften nun auf denkbar unwürdigste Weise dazulernen, dass es in den Rechtswissenschaften an einigen Fakultäten nicht viel besser aussieht und vermutlich werden noch in viel zu Vielen Bereichen allzu leichtfertig Titel für schicke Visitenkärtchen vergeben.

    Mir persönlich scheint der Aufruhr in der deutschen Wissenschaft angesichts der Abgründe, in die Guttenberg, Koch-Mehrin und Schröder uns nur beiläufig haben blicken lassen, eher verhalten und insofern hält sich mich Bedauern über den Verlust der Anerkennung für wissenschaftliche Titel in Grenzen. Dramatischer ist schon eher, dass damit auch der Ruf der Wissenschaft an sich leidet.

  7. #7 CM
    September 30, 2011

    Meine Frau hat – da war Frau Köhler noch nicht Ministerin – die besagte Dissertation als Beispiel für schlechte Fragestellung und mangelnde Auswertung in den Seminaren verwendet, die sie selbst unterrichtet hat. Das nur mal so als unqualifizierte Randbemerkung.

  8. #8 DrNI
    September 30, 2011

    Diese Geschichte spiegelt auch mein Gefühl wieder: Die Wissenschaft wird von der Politik meinem Empfinden nach sowieso nicht so sehr gemocht. Selbst in den Bundesländern, in denen man finanziell relativ gut dasteht, verwalten die Hochschulen den Mangel. Und das, wo die allermeisten Politiker selbst studiert oder gar promoviert haben. Das kann denen ja nie so besonders wichtig gewesen sein, wenn sie hinterher kein Herz dafür haben.

    Wenn man als “kleiner Doktorand” dann so an seinem Schreibtisch sitzt und brütet, zum Beispiel gerade versucht sich in einem Themengebiet möglichst schnell einen Überblick zu verschaffen, konfrontiert mit der eigenen Unwissenheit, dann ist es doch verhöhnend, danach Herr oder Frau Doktor Politiker in der Glotze zu sehen: Offenbar keine Ahnung, aber immer eine Meinung. Wie oft erlebt man das? Zu oft.

    Trauriger aber ist die Gefahr, dass die eh schon viel gescholtenen Akademiker in der breiten Bevölkerung nun auch mit Doktortitel nichts mehr wert sein könnten.

  9. #9 Sven Türpe
    September 30, 2011

    Das hätte man kürzer schreiben können: “Ich habe mir für meine Doktorprüfung den Arsch aufgerissen. Jemand anderes hat es sich leichter gemacht, gerade noch erlaubte Hilfe genutzt und trotzdem bestanden. Und mir nicht geholfen. *Heul,* wie ungerecht die Welt doch ist!” Oder?

  10. #10 Sven Türpe
    September 30, 2011

    Trauriger aber ist die Gefahr, dass die eh schon viel gescholtenen Akademiker in der breiten Bevölkerung nun auch mit Doktortitel nichts mehr wert sein könnten.

    Was ist daran traurig? Was jemand in der Öffentlichkeit wert ist, hängt ganz demokratisch von der Qualität seiner Eigen-PR ab und nicht von einer bestandenen Prüfung, die zu den Traditionen der Wissenschaft zählt. Ein Doktortitel — oder dessen Abwesenheit — sagt nichts darüber aus, was die Trägerin oder Nichtträgerin wert ist.

    Dass Akademiker nichts Besonderes mehr sind, dürfte übrigens daran liegen, dass heutzutage jeder einer werden kann.

  11. #11 ali
    September 30, 2011

    @Sven Türpe

    Das hätte man kürzer schreiben können: “Ich habe mir für meine Doktorprüfung den Arsch aufgerissen. Jemand anderes hat es sich leichter gemacht, gerade noch erlaubte Hilfe genutzt und trotzdem bestanden. Und mir nicht geholfen. *Heul,* wie ungerecht die Welt doch ist!” Oder?

    Nein. Ich schreibe explizit, dass es nicht um eine Neiddebatte geht. Offensichtlich hast du den Text nicht verstanden. Nochmals lesen!

  12. #12 DrNI
    September 30, 2011

    @Sven Türpe: “Was jemand in der Öffentlichkeit wert ist, hängt ganz demokratisch von der Qualität seiner Eigen-PR ab”

    Sehr lustig und modern gedacht. Dann geh mal in die Durchschnittsbevölkerung und mach Eigen-PR. Schnell wirst Du feststellen, was für ein Gegenwind dem Wissenschaftler und Akademiker da entgegenbläst, wenn er auch nur sagt, was seine Berufsbezeichnung ist. Der Flaschner und der Maurer hingegen haben Deiner Logik nach eine wundervolle Eigen-PR, denn deren Berufe sind anerkannt. Denen glaubt man, dass sie was können, die müssen das nicht jedem immer neu beweisen.

    Mir muss niemand ins Gesäß kriechen für das was ich tue. Ich wäre schon zufrieden damit, wenn ich mich dafür nicht beleidigen lassen müsste.

  13. #13 miesepeter3
    September 30, 2011

    @DrNI

    “Ich wäre schon zufrieden damit, wenn ich mich dafür nicht beleidigen lassen müsste.”

    Der durchschnittliche Mensch versteht Wissenschaftler nicht. Vor dem, was er nicht versteht, hat er Angst. Auf Angst reagiert er (auch) mit Agressivität, sozusagen evolutionsbiologisch.
    Hab Mitleid mit ihm, dem Durchschnittsmenschen. Er weiß es nicht besser.

  14. #14 rolak
    September 30, 2011

    Nochmals lesen!

    Bist Du sicher, daß ‘nochmal’ die passende Vokabel bzw an dieser Stelle überhaupt vonnöten ist? Oder hat ‘Artikel lesen’ auch die Bedeutung ‘die Augen in Richtung des Artikels halten’ oder ‘Fragmente lesen’?

  15. #15 Jeeves
    September 30, 2011

    Ich bin so ein Durchschnittsmensch: mit verkorkstem Elternhaus, simpler Hauptschule, weder Abitur noch Studium…
    Ich les’ aber gerne hier, versteh sogar das meiste, auch den Artikel hier oben über Frau Ministerins Verhalten … und muss deshalb Sven Türpe widersprechen.

  16. #16 ali
    September 30, 2011

    @Jeeves

    Ich glaube auch dass es nicht mehr als etwas Neugierde braucht. Wenn man mal von etwas Methodenschulung absieht, bin ich z.B. vor jedem Biologen/Physiker/Astronomen-Blogpost genau so ein “Durchschnitttsmensch” wie du. Trotzdem lese ich sie.

    Ich vermute eben dass es den Titeljägern an dieser Neugierde fehlt.

  17. #18 emporda
    Oktober 1, 2011

    Im Land der gläubigen Christen, die einzig auf dieser Welt die absolute und ewige Wahrheit kennen (so der Ratzfatz), gibt es viele Doktoren. Allerdings sind deren Titel so viel wert wie ein Toilettenpapier.

    Die Wissenschaftler Edgar Hare und Richard Ritland des ICR beweisen 1957 ein viel größeres Alter von Fossilien als die Vorgaben vom ICR (institute of creation research), dass keinerlei Fakten damit zusammen hängen und keine geologischen oder paläontologischen Fakten für eine Sintflut existieren. Jahre später kommen die Biologen des ICR Carl Krekeler und William Bloom von der Valparaiso University Indiana zu der Erkenntnis, das genetische Merkmale zwischen Wirbeltieren sowie Säugetieren und Schlangen mit einer Evolution innerhalb fest gegebener Arten nicht erklärbar sind. Beide Resultate reichten aus das ICR zu schließen – mitnichten. In 60 Jahren „Forschung“ hat das ICR keine der pseudowissenschaftlichen Thesen belegt, negiert wissenschafltiche Erkenntnisse in Astronomie, Geologie, Biologie, Chemie, Physik, Evolution und produziert religiöse Pamphlete und Videos in Massen.

    Der ICR Kreationist Richard Bliss kauft 1978 einen Dr. Titel der University of Saratosa, eine Diplomdruckerei in einem Motelzimmer in Florida. 1997 genügten für einen Titel 6 Wochen Studium. Das ICR Gründungsmitglied John Grebe hat einen Titel ehrenhalber der Case-School of-Applied-Science. Der ICR Mitbegründer und Direktor Kelly Segraves gibt vor einen Dr. der Christian-University und einen Master der Sequoia-University zu haben, beide Bildungsstätten sind erfunden. Der ICR Mitbegründer Harold Slusher kauft einen Titel der Columbia Pacific University und einen Ehrendoktor der Bibelschule Indiana Christian University. Nachdem diese Universitäten nur Postfächer sind, musste er die Titel streichen. Der ICR Kreationist Cliffort Burdick hat nach zwei Anläufen einen sogenannten mailorder-Titel der University-of-Physical-Sciences in Arizona, die als Warenzeichen sogenannte ALDI-Titel verkauft. Der Kreationist Don Patton gibt vor einen Dr. Titel der Queensland Christian University haben, Beweise oder Belege seiner Anwesenheit dort fehlen.

    Dr. Norman Geisler, Co-Autor des Biologiebuches „Of Panda and People“, schwört unter Eid, die fliegenden Untertassen sind der Beweis des Teufels. Mit Darwins Theorie wird die Wissenschaft zum Feind, nur die wahre Wissenschaft beinhaltet eine Gott verherrlichende Position. Die Bibeltexte sind die absolute Wahrheit, ganz gleich welche Probleme damit verbunden sind. (Henry Morris 1972, John Morris 1995, Papst Ratzfatz 2009).

    Der Religionsclown Kent Hovind hat ein MBA des Midwestern-Baptist-College und einen Dr. der nicht anerkannten Patriot-University-Texas. Die erste Einrichtung veranstaltet Bibelkurse ohne Abschluss, die letzte organisiert im Jahr 2006 in einer Baracke Fernkurse in Lebenserfahrung und Predigerschulung bis 4 Wochen Dauer. Kent Hovind hinterzieht Steuern, da für ihn Angestellte Gottes steuerfrei sind, begeht außerdem betrügerischen Konkurs und wird zu 650.000 US$ Strafe plus 10 Jahre Gefängnis verurteilt. Der Kreationist Geradus Bauw vom Baldwin Wallace College hat Titel der nicht anerkannten Case-Western-Reserve-University. Der Protzakademiker Rev. Dr. Dr. Dr. Dr. Carl Baugh hat seine Titel gekauft, es gab keinen Nachweis. Alle Titel der Kreationisten stammen von Predigerschulen, die sich Universitäten nennen, Bibelkurse mit Pseudowissenschaft abhalten und deren Absolventen nach 4 Wochen Experten in vielen Wissenschaften sind.

  18. #19 verwundert
    Oktober 2, 2011

    @miesepeter3

    schonmal in einer der schicken szene-studenten-cocktail-wasweißichnicht-bars in berlin mitte gewesen und erklärst, du seist kfz-mechaniker, friseur oder arbeitetest bei der müllabfuhr? das mit dem “pr-marktwert” ist eine bescheuerte und nebenbei null-komm-gar-nicht demokratische idee – insofern geb ich dir ja eigentlich recht, aber trotzdem kann ich deinen kommentar so nicht unwidersprochen lassen. vor allem die nur bedingt durch ironie übertünchte arroganz des letzten satzes nicht…

  19. #20 DrNI
    Oktober 2, 2011

    @emporda: Deine ganze Hasstirate ist hinfällig, da das führen dieser amerikanischen kirchlichen Doktortitel in Deutschland nicht erlaubt und meines Wissens eine Straftat ist.

    @verwundert: ja, vermutlich ist der Miesepeter ein Teil des Problems, denn mit seiner herablassend-gutmeinende Art fühlen sich die Nichtakademiker gründlich veräppelt und recht haben sie. Da möchte man nur wünschen, dass der Klempner keinen Bock hat, wenn bei dem Herrn mal der Lokus verstopft ist. Verstehen könnte ich es.

  20. #21 Andi
    Oktober 3, 2011

    Ich erwarte von einem Akademiker (ob mit oder ohne Doktorgrad), daß er einen kurz Text zu schreiben vermag, in dem nicht mindestens 18 Kommas fehlen. Von anderen grammatikalisch-orthographischen Mängeln mal ganz abgesehen.

  21. #22 ali
    Oktober 3, 2011

    @Andi

    (ich gehe davon aus dein Kommentar bezieht sich auf meinen Eintrag)

    1. Habe ich nie in meiner Ausbildung eine Vorlesung auf Deutsch besucht, einen Fachartikel auf Deutsch lesen müssen oder gar eine Arbeit/Text auf Deutsch verfassen müssen. Der Zusammenhang zwischen meiner Rechtschreibung und meiner Ausbildung ist mir also schleierhaft.

    2. Gibt es durchaus andere wichtigere Qualitäten um gute Wissenschaft zu betreiben. Dies und nicht das Schreiben fehlerfreier Texte ist meine Aspiration. Wenn du dich nur um Kommata und Orthographie sorgst ist das dein Problem. Ich finde das eher uninteressant.

    3. Statt das Bein zu heben könnte man auch eine Mail schreiben, wo auf die Fehler hingewiesen wird. Ich würde solche Kritik dankend entgegennehmen und meinen Text entsprechend korrigieren. Kommt die Kritik jedoch in dieser Form daher kannst du mir offen gesagt damit den Buckel runterrutschen. Es geht da um grundlegende zwischenmenschliche Umgangsformen. Die sind übrigens noch wichtiger als Orthographie nicht nur bei Akademikern.

    4. Ich glaube mir ist es egal was du persönlich von einem Akademiker erwartest. Wenn deine Erwartungen hier enttäuscht werden, kannst du dir ein Germanistik Blog suchen oder einen bloggenden Politikwissenschaftler der deinen sprachlichen Ansprüchen genügt. Aber verschone mich in Zukunft mit deiner Sprachen-Blockwart Mentalität.

  22. #23 David
    Oktober 3, 2011

    @Ali: Ich finde es eigentlich nur saukomisch, daß er sowas mit einem Fehler/Zeile-Quotienten von 2/3 von sich läßt. Jedenfalls wenn man sich auf den Standpunkt stellt, daß es zwingend “Kommata” heißen muß, was ich aber im Umgang mit solchen Kommentatoren für sehr gerecht halte.

  23. #24 Bullet
    Oktober 4, 2011

    @David: genau. Der berühmte Glashaus-Effekt. 🙂

    Und wenns hier so stinkt, dann kanns ja eigentlich nur einer sein. Hallo Türpe.
    Was jemand in der Öffentlichkeit wert ist, hängt ganz demokratisch von der Qualität seiner Eigen-PR ab“. Nicht nur. Daß du in dieser Öffentlichkeit, in der wir uns hier gerade befinden, nichts wert bist, ist nicht nur deiner Eigen-PR (also der Darreichungsform deiner Meinung), sondern auch der Qualität deiner Beiträge (also des Inhaltes derselben) geschuldet.

  24. #25 Thomas J
    Oktober 4, 2011

    @ali

    hier noch ein paar ,,,,, für deinen letzten Kommentar 🙂

  25. #26 rolak
    Oktober 4, 2011

    Das geht nicht, Thomas J, er gleicht nur aus, was ich zuviel setze. Für mich sind die Dinger auch Lesepausenzeichen.

  26. #27 jan
    April 18, 2012

    @Andi: Und ich erwarte von einem Akademiker dass er die Hamiltonsche Mechanik beherrscht. Ach nein stimmt, Akademiker sind Spezialisten, sie müssen sich also nicht wirklich deutscher Grammatik beschäftigen. Verwechseln sie vielleicht Sekretär mit Akademiker? Die Liste berühmte Legastheniker ist beeindruckend z.B. Leonardo da Vinci, Albert Einstein, Thomas A. Edison, … .
    @Sven Türpe: Können sie mir den Zusammenhang zwischen eigen PR und “demokratisch” erklären. Eigen PR bedeutet oft Meinungen zu manipulieren, Selbstdarstellung, Leistungen zu verschleiern.