Ab und zu schreibe ich hier auch zu handelspolitischen Fragen. Dieser Themenbereich ist staubtrocken und darum kommt er vielleicht manchmal etwas zu kurz hier. Wer interessiert sich schon für Zölle auf Schnürsenkel, die theoretischen Vorteile unilateraler Handelsliberalisierung oder die Tarifstruktur von Mexiko im Landwirtschaftsbereich. Ab und zu gibt es aber jene Themen, die nicht zu erwähnen, einfach zu schade wären. Heute: Weihnachtsbaumprotektionismus.
Am 8. November veröffentlichte das US Landwirtschaftsdepartement (USDA, United States Department of Agriculture) eine Verordnung unter dem unverfänglichen Titel: Christmas Tree Promotion, Research, and Information Order (Weihnachtsbaum-Förderungs, Forschungs- und Informationsverordnung). Darin wird ein Industrie-finanziertes Programm angekündigt zur Förderung, Erforschung und Informationsverbreitung für “natürliche Weihnachtsbäume” (“This rule establishes an industry-funded promotion, research, and information program for fresh cut Christmas trees.”)
Nun bevor ihr all zu sehr in vorweihnachtliche Stimmung verfällt, handelt das USDA hier vermutlich nicht aus reiner Liebe zum Weihnachtsmann. Weiter unten steht dann auch vermutlich des Rätsels Lösung:
The fresh cut Christmas tree industry competes directly with the artificial Christmas tree industry. Artificial Christmas tree companies advertise heavily throughout the fall and Christmas seasons. According to data supplied by the proponents artificial tree purchases have increased from 9.8 million in 2003 to 17.4 million in 2007.
Die Industrie für natürliche Weihnachtsbäume steht in direkter Konkurrenz mit der künstlichen Bäume Industrie. Die künstliche Bäume Industrie bewirbt intensive im Herbst und während der Weihnachtszeit. Gemäss der von den betroffenen zur Verfügung gestellten Daten, hat der Kauf von künstlichen Bäumen von 9.8 Millionen 2003 auf 17.4 Millionen in 2007 zugenommen.
Dazu erfährt man weiter wichtige Details zum Markt. Zum Beispiel dass in 47 US Bundesstaaten Weihnachtsbäume produziert werden und dass 99.72% der importierten natürlichen Bäume aus Kanada eingeführt werden. Dieser 31 Millionen Bäume Markt ist 465 Millionen Dollar wert. Man kann sich nun natürlich denken, woher die Plastikbäume kommen. Genau. China.
Aber es sieht so aus, also ob doch kein natürlicheres Weihnachtsfest mit der lenkenden Hand des Staates durchgesetzt werden sollen. Jemand hat dies nämlich als eine “Weihnachtsbaumsteuer” bezeichnet. Das kommt gerade in den USA gar nicht gut an. Das klingt für viele in etwa so verlockend wie “Blutwursteis”. Das will sich nun wirklich niemand vom Staat verordnen lassen. Tatsächlich ist die Obama Administration schon wieder zurückgekrebst und hat betont, dass es immer um eine selbstauferlegte Industriefinanzierung gegangen wäre und nicht um eine Steuer. Das Projekt wird nun “verschoben und überprüft” und die Bäume werden dieses Jahr nicht 15 Cents teurerer. Die Chinesen werden also auch dieses Jahr mit den US Bürgern Weihnachten feiern und werden auch noch nächstes Jahr zum Fest da sein.
Gefunden via International Economic Law and Policy Blog
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