Heute wurde angekündigt, dass Google Scholar Citations für alle zugänglich gemacht wird. Wenn auch nicht perfekt, ist es ein interessantes Instrument um die Vernetzung von wissenschaftliche Publikationen besser zu verfolgen.
Viele Mitlesenden kennen und nutzen sicher Google Scholar. Es ist für mich eine der ersten Adressen, wenn ich mich auf die Suche nach wissenschaftlichen Artikeln zu einem Thema mache. Die Benutzer der Seite wissen, dass Google bei den Suchresultaten immer auch Anzahl Referenzen (Citations) anzeigt. Die Zahl zeigt wie oft auf eine spezifische Arbeit in der von Scholar erfassten Artikel verwiesen wird. Klickt man auf den entsprechenden Link, erhält man eine Liste von Artikeln, die den besagten Text referenzieren. Nicht selten eine wichtige Hilfe bei der Suche nach weiteren relevanten Texten. Bisher waren diese Zahlen nicht Autorenbezogen erhältlich.
Nun hat Google einen Dienst der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, der sich diese Datenschatztruhe zu Nutzen macht. Für alle die akademisch Arbeiten wird dies von besonderem Interesse sein. Bei einer Anmeldung führt es die verzeichneten Publikationen auf diesen Namen zusammen und gibt an wie oft diese Artikel oder Bücher von anderen zitiert wurden. Man kann diese Seite öffentlich schalten oder nicht und somit auch als gezielten Auftritt nutzen.
Scholar deckt eine grosse Datenmenge ab und ist somit diesbezüglich wesentlich weniger auf spezifische Quellen beschränkt als andere ähnliche Systeme wie zum Beispiel Thomson Reuters Social Sciences Citation Index (es gibt in den Naturwissenschaften, von wo diese Well zu den Sozialwissenschaften schwappte, bestimmt viele andere Anlaufstellen). Auch Microsoft hat einen ähnlichen Dienst der aber wesentlich weniger Artikel abdeckt.
Abgesehen von den ganzen typischen Kritikpunkten, die solche Quantifizierungen mit sich bringen und hier beiseite gelassen werden sollen, gibt es mit Google Scholar Citation noch ein paar zusätzliche Fragezeichen. Das grösste davon sind die (vermutlich) eher grobschlächtige Kriterien, wann ein Artikel von Google Scholar als “wissenschaftlich” erfasst wird. Es reicht dazu offensichtlich, wenn er aussieht als ob er wissenschaftliche sei (darum findet man darin zum Beispiel auch Kreationistenschriften etc.). Es braucht halt mehr als ein paar Fussnötchen und eine Zusammenfassung am Anfang um dem Anspruch gerecht zu werden. Eine solche Gewichtung findet bei Google vermutlich kaum oder nicht statt. Doch dies ist vielleicht auch eine Stärke. Gute Publikationen, die nicht in erfassten Topjournals gemacht wurden, können bei anderen Messarten verloren gehen. Es werden sogar Blogartikel erfasst sollten solche zitiert werden. Dies ist gerade für das Wissenschaftsblogging sehr interessant, sollte sich das System etablieren und zu einem Referenzwert werden. Es wird übliche auf Peer Review und etablierten Journals basierende Messmethoden kaum ersetzen, aber Google Scholar Citations scheint Potential zu haben, diese mit einer leicht zugänglichen und umfassenderen Methode zu ergänzen.
P.S.: Es gibt übrigens eine Visualsierung wie verschiedene Fachgebiete gegenseitig auf einander verlinken. Ich nehme aber an, dass dies wegen der Automatisierung mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen ist, da man nicht weiss, wie die Katalogisierung zustande kommt.
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