Ihr habe ein Regime zu Fall gebracht, geleitet durch eine Inspiration die höher ist als die Ethnie, die Identität, die Religion oder der Stamm. Ihr habt euch über den Chauvinismus und Vorurteile gestellt. Eure Freiheit hat sich von der Identität losgelöst. Oder noch eher, die letzten Überbleibsel der Dekolonialisierung zu überwinden war eure Identität. Ihr habt nicht gegen die westliche Kultur, den Imperialismus, den Zionismus, gegen die Ungläubigen, gegen die Juden revoltiert. Nein. Ihr habt euch gegen euch selber aufgelehnt.

Und was tut ihr jetzt?

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Kommentare (12)

  1. #1 KommentarAbo
    Januar 31, 2012

  2. #2 wereatheist
    Januar 31, 2012

    Dies ist ein mutiger und begrüssenswerter Schritt.
    Schade nur, dass es in le Monde und nicht in einer tunesischen Zeitung veröffentlicht werden musste(?).
    Wikipedia entnehme ich, dass es in Tunesien z.Z. nur ca. 1500 Juden gibt.
    Hoffentlich kommt es einmal so weit, dass die tunesische Gesellschaft die Flucht der Mehrheit der Juden als Verlust begreift, und dies nicht nur unter dem Aspekt, dass dadurch die aliya gestärkt wurde.

  3. #3 BreitSide
    Januar 31, 2012

    Zweiter…

  4. #4 ali
    Januar 31, 2012

    @wereatheist

    Warum es es im Monde erschien ist reine Spekulation. Béji hat in Paris gelebt und dort bestimmt gute Kontakte, gerade die gut gebildeten Schichten schauen in Richtung französische Welt und lesen auch französische Medienerzeugnisse, die wohl auch prestigeträchtiger sind. Daraus kann man a priori keine Rückschlüsse ziehen.

  5. #5 wereatheist
    Januar 31, 2012

    Was denken Sie, haette eine tunesische Tageszeitung diesen offenen Brief abgedruckt? (ehrliche Frage, weil ich keine Idee zur Weiterentwicklung in Tunesien habe)

  6. #6 wereatheist
    Januar 31, 2012

    Die Anspielung auf “Wir sind alle deutsche Juden” von ’68 ist mir erst etwas spaet bewusst geworden 😉
    Und der Mangel an Umlauten liegt nicht daran, dass ich eigentlich der Mossad bin 😉
    Salut

  7. #7 ali
    Februar 1, 2012

    @wereatheist

    Was denken Sie, haette eine tunesische Tageszeitung diesen offenen Brief abgedruckt? (ehrliche Frage, weil ich keine Idee zur Weiterentwicklung in Tunesien habe)

    Ja, da sehe ich kein Problem. Ich kann darüber nur im Bezug auf die französischsprachigen Medien spekulieren, da ich kein Arabisch spreche.

    Aber eine andere Frage die ich mir gerade stelle ist, würde die BILD einen solchen offenen Brief an die Deutschen abdrucken (mein Gefühl sagt nein, aber um das einzuschätzen lese ich zugegebenermassen zu wenig BILD)?

  8. #8 MartinB
    Februar 1, 2012

    @ali
    Und mir stellt sich die Frage, ob wir Deutsche uns angesichts der Nazi-Morde einen ähnlichen Brief schreiben lassen müssten bzw. ob es gerechtfertigt wäre, einen solchen Brief zu schreiben.

    Aber dass die Menschen jemals das reflexhafte Gruppendenken aufgeben, ist wohl nicht zu erwarten.

  9. #9 ali
    Februar 1, 2012

    Vielleicht war das eh klar, aber um es noch explizit gesagt zu haben: Meine Frage beschränkte sich darauf ob bei uns ein Massenblatt (oder ein konservatives Medium) einen Brief abdrucken würde der so seine Leserschaft und dessen Mythen/Selbstverständnis kritisiert. Ich wollte keine Analogie mit der Deutschen Vergangenheit herstellen.

  10. #10 MartinB
    Februar 1, 2012

    @Ali
    Schon klar (und selbst wenn, wäre der Vergleich nicht unbedingt illegitim). Ich fragte mich aber, ob ich einen solchen Brief, der “die Tunesier” quasi für den Vorfall mitverantwortlich macht. Solche Sippenhaftargumente (die Tunesierm die Deutschen, die Christen…) mag ich grundsätzlich nicht.

  11. #11 wereatheist
    Februar 2, 2012

    Da der Axel-Springer-Verlag (BILD etc.) ausdrücklich gegen Antisemitismus positioniert ist, könnte ein vergleichbarer Brief sehr wohl in BILD erscheinen (dafür gibts dann Hetze gegen so ziemlich alle sonstigen Minderheiten).

  12. #12 ali
    Februar 2, 2012

    @MartinB

    Ich were mich normalerweise ja auch gegen diese Verallgemeinerungen und die Sippenhaft. Ich glaube aber Béji will nicht etwas wie eine Kollektivschuld etablieren. So wie ich den Artikel verstehe ist da zuerst einmal die Enttäuschung, dass die Revolution, die in ihren Augen eben idealistisch war und solche Abgrenzungen überschritt nun so diese moralische Überlegenheit abgibt (gerade auch die Fundamentalisten wurden ja vom Regime unterdrückt). Dann hält sie glaube ich auch vielen einen Spiegel vor. Die Tunesier sind stolz auf “ihre” Revolution, was “sie” erreicht hätten und wie “das Volk” sich gegen den Diktator aufgelehnt hat. Wenn man als Kollektiv Lorbeeren beansprucht, dann muss man auch als Kollektiv Verantwortung übernehmen. Für mich ist das dann aber eher auf einer diskursiven Ebene zu verstehen und nicht wörtlich im Sinne von “jeder Tunisier ist somit verantwortlich für die skandierten Sprüche”. Aber dies wird so im Text nirgends explizit gesagt, das ist zugegebenermassen wie ich ihn verstehe (und ich würde ihn ansonsten auch etwas weniger gut finden).

    @wereatheist

    Ich bezog mich, wie weiter oben schon geschrieben, nicht primär auf die Verurteilung von Antisemitismus. Aber selbst in diesem Zusammenhang, vermute ich (aber das ist natürlich reine Spekulation), dass man klar den Antisemitismus verurteilen würde aber von einer solchen breiten Anschuldigung absehen würde. Vielleicht könnte man schauen ob die BILD anfangs 90er zu Hoyerswerda, Rostock und Solingen etwas in diesem allgemein verurteilenden Stil veröffentlicht wurde (gab ja genug Applaudiernde drum herum). Es würde mich erstaunen. Schon alleine weil die BILD halt auch ein kommerzielles Unternehmen ist und seinen Lesern Schuldgefühle machen, sich nicht gut verkauft. Das verstehe ich ja auch, aber dies muss natürlich auch den tunesischen Zeitungen zugestanden werden.