Hier war die letzten Tage trotz guter Vorsätze nicht viel los. Dies unter anderem weil ich sonst sehr viel um die Ohren habe. Später diese Woche werde ich noch über einen Teil davon berichten. Zur Überbrückung hier aber etwas harte Wissenschaft: Ein Artikel der sich der wichtigen Fragen des Lebens annimmt. Es geht um Bier, Gläser und Trinktempo.
In der Woche in der das Weisse Haus das Bierrezept ihres Homebrews veröffentlicht hat (“Ale to the Chief“) komme ich nicht darum hin, auch kurz über Bier zu schreiben. Es geht mir aber nicht darum, inwiefern Obama sich von Romneys Mormonen-Abstinenz abgrenzen will, oder um die Inkonsequenz, dass Obama trotz der behaupteten Bier-Feinschmeckerei am “Biergipfel” ein Bud Light getrunken hat (da lasse ich es persönlich lieber gleich bleiben).
Es geht um etwas ganz anderes: Einen in PLoS ONE veröffentlichen Artikel, der die Trinkgeschwindigkeit in einen Zusammenhang mit Glasformen bringt. Bierfans wissen in der Regel sowieso, welches Glas zu welchem Bier gehört. Für weniger entschiedene, für solche die eine Bar betreiben und für Alkoholpräventionsstellen gibt es nun ein paar zusätzliche harte Zahlen zum Berücksichtigen.
Die zwei verglichenen Gläser waren eines mit gerader Wand gegen ein gebogenes Flute Glas (was in der Schweiz die übliche Form von dem ist, was bei uns “Stange” heisst).
Quelle: Angela S. Attwood, Nicholas E. Scott-Samuel, George Stothart, Marcus R. Munafò (2012). Glass Shape Influences Consumption Rate for Alcoholic Beverages
Die Testpersonen kriegten ein Glas vorgesetzt. Dieses Glas war entweder voll oder halbvoll und mit Limonade oder mit Bier gefüllt. Sie mussten dann einen Dokumentarfilm gucken und anschliessend Fragen beantworten um sie über den eigentlichen Untersuchungsgegenstand im dunklen zu lassen.
Tatsächlich zeichnete sich ab, dass das Trinktempo konstant ist mit einer Ausnahme: Das volle geradwandige Glas wurde langsamer geleert. Halbvolle Gläser im Allgemeinen und Limonade wurde schneller getrunken.
Quelle: Angela S. Attwood, Nicholas E. Scott-Samuel, George Stothart, Marcus R. Munafò (2012). Glass Shape Influences Consumption Rate for Alcoholic Beverages
Die Hypothese der Autorinnen und Autoren ist, dass die trinkenden bei Alkohol ihr Tempo mässigen möchten. Als Referenzpunkt dient die “halbvoll” Marke. Nun ist diese schwieriger einzuschätzen wenn ein Glas nicht gerade ist. Die Testpersonen wurden zur Nachbefragung nochmals herbeizitiert. Tatsächlich schätzten sie halbvoll konsequent falsch ein in gebogenen Gläsern. Eine alternative Erklärung die die Forschenden anbieten ist, dass das gebogene Glas mehr mit Alkoholkonsum in Verbindung steht und darum die Teilnehmenden die so auf “mehr Durst” konditioniert waren, schneller getrunken haben.
Ich denke hier ist definitiv “more research needed.” Ich stelle mich der der Wissenschaft gerne dafür zur Verfügung.
Angela S. Attwood, Nicholas E. Scott-Samuel, George Stothart, Marcus R. Munafò (2012). Glass Shape Influences Consumption Rate for Alcoholic Beverages PLoS ONE DOI: 10.1371/journal.pone.0043007
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