Das Weisse Haus hat eine Petitionsseite. Schafft man es innerhalb von einem Monat 25’000 online Unterschriften zusammen zu kriegen, verspricht es eine Antwort. Im November wurde eine Petition zum Bau eines Todessterns zwecks Wirtschaftsankurbelung eingereicht. Sie schaffte die Unterschriftenhürde und ist inzwischen bei über 30’0000 Unterschriften. Nun werden vermutlich ein paar Praktikantinnen und Praktikanten damit beauftragt, Memos zu schreiben, die dann ihren Weg durch die Hierarchie machen, bis dann ein Kommunikationsmensch einen neu verpackten Text, schleift und abstempelt. Ich habe mir gedacht, ich helfe aus. Das Memo zu den strategischen und diplomatischen Implikationen soll also hier schon vorab veröffentlicht und zur Diskussion gestellt werden.
MEMORANDUM “PETITION TODESSTERN“
18 Dezember 2012 Memo Ref: 181212-42-aa
Grundsatzüberlegungen zu möglichen völkerrechtlichen, militärischen und aussenpolitischen Implikationen im Falle einer Konstruktion eines Todessterns durch die Vereinigten Staaten von Amerika
Wir wurden damit beauftragt, uns zu den möglichen völkerrechtlichen, militärischen und aussenpolitischen Konsequenzen Gedanken zu machen, sollten die Vereinigten Staaten von Amerika einen Todesstern bauen. Leider geben uns die Petitionäre kaum Anhaltspunkte über die genauen Zielsetzungen des Projektes:
By focusing our defense resources into a space-superiority platform and weapon system such as a Death Star, the government can spur job creation in the fields of construction, engineering, space exploration, and more, and strengthen our national defense.
Als Hinweise auf mögliche strategische Absichten finden wir die “Überlegenheit im All” und die “Stärkung nationaler Verteidigung.” Zumindest eine teilweise militärische Nutzung scheint den Absichten der Petitionäre zu entsprechen. Um die Konsequenzen zu beurteilen, werden wir von einer solchen ausgehen da einige spekulative Annahmen bei einem solchen Projekt unvermeidbar sind.
Rechtliche Konsequenzen
Zuerst muss festgehalten werden, dass der Vertrag über die Grundsätze zur Regelung der Tätigkeiten von Staaten bei der Erforschung und Nutzung des Weltraums einschliesslich des Mondes und anderer Himmelskörper vom 27. Januar 1967 der vereinten Nationen vermutlich anwendbar ist. Artikel IV verbietet klar ein solches Vorhaben (kursiv hinzugefügt):
States Parties to the Treaty undertake not to place in orbit around the Earth any objects carrying nuclear weapons or any other kinds of weapons of mass destruction, install such weapons on celestial bodies, or station such weapons in outer space in any other manner.
Eine Kündigung oder Neuverhandlung dieses Abkommens wären wohl unumgänglich, sollten wir uns nicht eines Rechtsbruches schuldig machen wollen. In Anbetracht der wahrscheinlichen langen Projektdauer könnte dies aber wohl in der Planungsphase geschehen (für eine genauere juristische Einschätzung hierzu sollte eine Experte für den Weltraumvertrag herbeigezogen werden).
Militärischer Nutzen
Die nächste Frage ist dann, die genaue militärische Funktion, die dem Todesstern zugeordnet wird und wie diese unsere Position in der internationalen Gemeinschaft verändert. Da ein Todesstern gemäss technischen Spezifikationen [hier Dank Hinweis auch auf Deutsch] zur “Durchsetzung von Recht und Ordnung im ganzen Reich durch Androhung von planetarer Zerstörung” (“enforce law and order throughout the Empire with the threat of planetary destruction”) dient, muss er wohl als Offensivwaffe betrachtet werden. Eine grosse Unbekannte ist, gegen wen sich diese Offensivwaffe richtet. Ein vollständige “planetare Zerstörung” erscheint im Anbetracht der geografischen Lage der Vereinigten Staaten von Amerika auf eben diesem Planeten als wenig wünschenswert. Gleichzeitig können damit keine potentiellen ausserirdischen Gegner gemeint sein, verlangt die Petition doch die “Überlegenheit im All”. Da wir den extra-terrestrischen Feind nicht kennen und keinerlei Informationen über diesen haben, ist es zweifelhaft, dass eine solche Überlegenheit erreicht werden kann. Einerseits, weil eine Spezies die zum interstellaren oder gar intergalaktischen Reisen fähig ist, vermutlich technologisch jenseits unserer Vorstellungskraft liegt, anderseits weil uns schlicht ein vergleichender Massstab fehlt.
Am ehesten könnte man den Todesstern als eine späte Verwirklichung einer Weltvernichtungsmaschine nutzen. Wir sind jedoch der Meinung, dass eine solche inzwischen überholten strategischen Überlegungen entstammt und im Widerspruch zu den Zielen dieser Administration steht, die sich für die nuklearen Abrüstung einsetzen möchte. Zudem würde dies die Notwendigkeit eines von menschlichen Entscheidungen unabhängigen Auslösemechanismus bedingen. Wie wir aus Dokumentarfilmmaterial (Star Wars Episode IV: A New Hope) jedoch wissen, wird ein Todesstern durch mündlichen Befehl aktiviert (zu den technischen Möglichkeiten, dies zu ändern, kann zweifelsohne die NASA mehr beitragen).
Als Fazit kann also gesagt werden, dass ein Todessstern als Offensivwaffe beim aktuellen Entwicklungsstand der Menschheit beschränkt bis gar keinen Nutzen für die USA bringt, obwohl ein solcher kurz- und mittelfristigen absolute militärische Überlegenheit sichern würde. Überlegungen ihn als Abschreckungswaffe zu verwenden, können angestellt werden, obwohl ähnliche Überlegungen im Bereich von Nuklearwaffen schon angestellt und inzwischen mehrheitlich verworfen wurden (sieh dazu Literatur zum Gleichgewicht des Schreckens / Mutual Assured Destruction).
Konsequenzen für die Stellung der USA in der Staatengemeinschaft
Eines der grössten Probleme wäre vermutlich die internationale Wahrnehmung unserer Nation, sollten wir den Bau eines Todessterns vorantreiben. Nicht zuletzt die zu erwartende lange Planungs- und Bauphase wird der Staatengemeinschaft genügend Zeit lassen, sich entsprechend zu reorganisieren. Die meisten anderen Staaten werden sich wohl durch ein solches Vorhaben bedroht fühlen und es wird insbesondere schwierig, dies unseren Allierten zu erklären, da diese durch eine vollständige Zerstörung der Erde ebenso betroffen wären, wie unsere Gegner. Es bleibt zu erwarten, dass die anderen Staaten eine Wagenburg formieren. Die USA würden mit grosser Sicherheit von einer überwältigenden Mehrheit aller Staaten als feindlich wahrgenommen und zunehmend isoliert dastehen. Es muss mit Sabotageakten und mit Jahrzehnten von politischer Defensive gerechnet werden. Dies wird unweigerlich auch andere weniger prioritäre Politikvorhaben der USA stark in Mitleidenschaft ziehen.
Die Option, den Todesstern dazu zu benutzen, die Menschheit durch Drohung einer irrationalen Selbstzerstörung zur Kooperation und somit zur Vernunft zu zwingen (z.B. im Bereich Klimaschutz; nuklearer Abrüstung; usw.) würde wohl an dem inhärenten Widerspruch (gemeint ist eine irrationalen Massnahme zum Erzwingen von Rationalität) und dem damit verbundenen Glaubwürdigkeitsproblem scheitern.
Schlussfolgerungen und Empfehlung
Aus völkerrechtlicher, militärischer und diplomatischer Sicht raten wir darum vom Bau eines Todessterns ab. Die Nachteile und der unklare Nutzen überwiegen die unsicheren potentiellen Vorteile für die USA klar.
Bildquelle: Todesstern-Schema Star Wars Wiki
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