Alle die enttäuscht waren, als letzten Dezember die Welt nicht unterging, können nun wieder Hoffnung schöpfen, dass das Ende doch ganz nah ist. Nachdem sie so herzlos von den Maya im Regen stehen gelassen wurden, ist nun der neue Hoffnungsträger der Apokalyptikerinnen und Apokalyptikern ein irischer Erzbischof aus dem 12. Jahrhundert. Beim ganzen Papst-Rücktritts-Hype erstaunt es mich, dass dies noch kaum aufgegriffen wurde. Nun könnt ihr euch dafür am Ende aller Tage daran erinnern, dass ihr es hier zuerst vom Ende der Welt gelesen habt!
Dem heiligen Malachias wird eine Serie von 112 Prophezeiungen zugeschrieben. Eine Weissagung für jeden Papst seit 1143. Kurz und prägnant (aber auch vage und offen) sind dies Sätze zu jedem Papst und wie bei Nostradamus und der Astrologie ist es einfach im Nachhinein die Voraussage zutreffen zu lassen. Die Urheberschaft ist gemäss der deutschsprachigen Wikipedia umstritten, aber wir werden uns hier durch Fakten keine gute Geschichte vermiesen lassen.
Warum sind die Offenbarungen des Malachias im Zusammenhang mit dem Papstrücktritt also interessant? Ganz einfach: Der nächste Papst wird der letzte sein. Während wir noch darüber Rätseln warum Benedikt XVI zum “Ruhme des Olivenbaumes” (so sein von Malachias zugewiesenes Motto) beigetragen hat, haben wir glücklicherweise eine wesentlich klarere Voraussage für den nächsten Papst (meine Stehgreifübersetzung der verlinkten englischen Übersetzung; aber vielleicht möchte jemand seine Lateinkenntnisse einbringen):
In extreme persecution, the seat of the Holy Roman Church will be occupied by Peter the Roman, who will feed the sheep through many tribulations, at the term of which the city of seven hills will be destroyed, and the formidable Judge will judge his people. The End
Unter extremer Verfolgung, wird der Stuhl der heiligen römischen Kirche durch Peter den Römer besetzt, der die Schafe durch viele Wirrungen versorgen wird, an deren Ende die Stadt der sieben Hügel zerstört werden wird und der gewaltige Richter wird sein Volk richten. Ende.
Kurz und Gut: Der nächste Papst wird wohl ein Römer sein, die Stadt Rom wird in den nächsten Jahren zerstört und dann fällt der Vorhang. Details dazu können in den Offenbarungen des Johannes gefunden werden.
Neben der Tatsache, dass die “extreme Verfolgung” doch noch einiges zu erwarten lässt, eine kleine Einschränkung muss vielleicht doch angebracht werden: Wiederum gemäss Wikipedia (selbstredend die zweitbeste Quellen nach mittelalterlichen Prophezeiungen unklaren Ursprungs) handelt es sich bei den Weissagungen von Malachias gemäss der katholischen Kirche um Privatoffenbarungen. Eine solche sei “für die Gläubigen unverbindlich, wenn auch gegebenenfalls nicht ohne Bedeutung.” In anderen Worten, man will sich nicht festlegen, denn man weiss ja nie. Eine Strategie die auch in der Wissenschaft manchmal angewendet wird und zum täglichen Brot in der Politik gehört.
Hier sei auch die Erklärungen des Vatikans zu “Normen für das Verfahren zur Beurteilung mutmasslicher Erscheinungen und Offenbarungen” empfohlen. Eine wunderbare Anweisung, wie man es sich mit niemandem verspielt. Dieser Leitfaden von 1978 versucht eine Lösung für das Problem zu finden, dass sich heutzutage (also 1978) “dank der Kommunikationsmittel (Massenmedien) […] Nachrichten über […] Erscheinungen schneller unter den Gläubigen als in früheren Zeiten” verbreiten (ja, auch dieser Diskurs ist nicht neu). Gleichzeitig mache es die
heutige Mentalität und die Notwendigkeit einer kritischen wissenschaftlichen Untersuchung schwieriger, wenn nicht fast unmöglich, mit der gebotenen Schnelligkeit jenes Urteil zu fällen, das in der Vergangenheit die Untersuchungen zur Sache abgeschlossen hat [Quelle, Betonung hinzugefügt]
Es ist also vielleicht alles nur ein grosses Missverständnis, Malachias hat sich den Kopf gestossen oder einen über den Durst getrunken und die Welt geht doch nicht unter. Wir müssen wohl noch die “kritische wissenschaftliche Untersuchung” abwarten, für welche wir erst 418 Jahre Zeit hatten und die deswegen verständlicherweise nicht in der “gebotenen Schnelligkeit” hat stattfinden können. Wie auch immer, ich nehme Wetten an, dass auch der nächste Papst einen Nachfolger haben und Rom auch dann noch stehen wird.
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