Wie so oft komme ich im Moment nicht zum Bloggen. An Themen würde es mir nicht mangeln. Um so mehr zögere ich in solchen Phasen über Themen zu schreiben, die nicht zum “Kerngeschäft” (sprich Internationale Politik) dieses Blogs gehören. Aber als ich heute Morgen meinen Feed Reader öffnete wurde mir von google eröffnet, dass es seinen Google Reader per 1. Juli aus dem Verkehr zieht. Darüber muss ich nun doch kurz schreiben. Es hat auch durchaus einen Zusammenhang mit diesem Blog, meinen Themen und meiner Arbeit.
Sollten hier jemand mitlesen und nicht wissen um was es sich genau handelt: Die meisten Webseiten und Blogs bieten einen sogenannten RSS Feed an (auch die Scienceblogs tun das). Wie in einem Newsticker plätschert da rein, was auf der Seite neu eingestellt wird. Diese Feeds kann man dann “abonnieren” via einen Dienst wie eben zum Beispiel den Google Reader oder viele andere apps und auch e-mail Clients. So hat man alles worüber man auf dem Laufenden sein will, schön an einem Ort.
Dieser Google Reader wird nun eben eingestellt. Nicht dass er mich je begeistert hätte. Das war kein Rennpferd, sondern mehr ein treuer Arbeitsesel. Einfach gestrickt und tat was er tun sollte. Ich habe ihn vor allem angefangen zu nutzen, weil ich Apps auf verschiedenen Geräten benutze und die sich via Google Reader eben synchronisieren. So lange ich vor dem Computer sitze, habe ich dann meist gleich die Webvaraiante benutzt. Die Darstellung ist dort simple, das ganze war einfach zu organisieren und funktionierte eigentlich ganz passabel.
Das Google Reader nun eingestellt wird ist kein Weltuntergang. Ich bin auch nicht traurig nicht so viele Dienste, die ich nutze, bei Google zu konzentrieren. Während einer kurzen Zeit habe ich mir aber Sorgen gemacht, dass das von mir benutzte Programm (Reeder) nicht mehr funktionieren wird (die Sache hat sich zum Glück schnell geklärt).
Aber was hat das alles mit zoonpolitikon zu tun? Das ist ja kein Techblog hier.
Ganz einfach: Mir wurde durch den Google-Entscheid bewusst, wie sehr ich auf RSS angwiesen bin. Nur dank dieser kann ich bekennender Newsjunkie mit der Informationsflut im Netz umgehen. Nicht weil ich das alles lese, ganz im Gegenteil: Es erlaubt mir schnelles rausfiltern von dem, das ich nicht lesen will. Es erlaubt mir schnell durch die Schlagzeilen einer grossen Zahl von Webseiten zu gehen und Artikel zu merken. Und weil diese Schlagzeilen in einem atemberaubenden Tempo und riesigen Massen auf einem hereinstürzen ist es auch nützlich dies auch tun zu können während man auf den Bus wartet oder auf der Post am Schalter steht.
Dies gilt nicht nur für Nachrichten. Die interessieren mich natürlich auch wegen meiner Arbeit, aber ich habe auch die Feeds wissenschaftlicher Journals, Think Tanks und Blogs in meinem Fachbereich abonniert. Dank dieser Technologie kann ich Strategien nutzen, relativ effizient vom Unwichtigen zum Wichtigen vorzustossen. Wenn man mal länger offline war (ich denke an Tage) kann ich dann schnell alles zur Seite schieben, was ich sicher nicht nachlesen werde und zum Beispiel Artikel in arbeitsrelevanten Zeitschriften noch finden. Es ist ein wenig wie mit ungeleerten Kühlschränken nach dem Urlaub: Je länger die Absenz, desto mehr muss weggeworfen werden.
Das zweite, das mich überrascht hat, war dass ich anscheinend zu einer Minderheit gehöre (auch wenn sich Google vielleicht etwas verschätzt). Das war einfach wie ich es machte und implizit nahm ich an, dass sich alle irgendwie ähnlich organisieren. Die ganzen Diskussionen um die Schliessung von Google Reader haben mir nun aber vor Augen geführt, dass dem nicht so ist. Nun würde es mich interessieren was sich andere für Strategien zurechtgelegt haben um von den Informationsmassen nicht erdrückt zu werden? Ich nehme mal an, dass sich unter den Scienceblogs Leserinnen und Leser einen überdurchschnittlichen Anteil von RSS Nutzenden finden. Aber das gilt kaum für alle. Was gibt es für Alternativen? Wie ertrinkt ihr nicht im Internet?
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