Erwachsene finden zwar die Bibel böte eine wichtige Grundlage für die Moral, kennen aber kaum deren Inhalt. Viele könnten die Geschichte aus Filmen wie Harry Potter nicht von Geschichten aus der Bibel unterscheiden. Verlockende Schlagzeilen, die heute der World Service der BBC so oder ähnlich verbreitet wurden. Atheistinnen und Atheisten haben diesen Ball gerne aufgenommen und verbreiteten die Nachricht in den sozialen Netzwerken. Interessant wie schnell manche ihre Skepsis ablegen, sobald es um eine Aussage geht, die dem eigenen Weltbild entgegenkommt.
Man tut gut daran Berichte über Umfrageresultate mit gesunden Zweifeln zu begegnen: Ein guter Anfang ist die Frage wer sie in Auftrag gegeben hat und von wem sie durchgeführt wurde. Die Antwort darauf gibt oft Hinweise, auf eine allfällige Agenda die dahinter steht und ob die Resultate vielleicht in eine bestimmte Richtung gedrückt werden. Besteht diesbezüglich ein Verdacht, dann kann man eine Schicht tiefer graben. Findet man die eigentliche Umfrage, lohnt es sich in den Anhang zu schauen um die Methode genauer zu studieren (fehlt ein solcher, dann kann man das ganze gleich unter irrelevant ablegen). Die zwei einfachsten Fragen anschliessend für eine Analyse aus dem Ohrensessel sind jene nach der Repräsentativität und nach der Fragestellung. Letzteres genügt im vorliegenden Fall schon um festzustellen, dass bei der hier zitierte Umfrage grosse Zweifel über deren Wert angebracht sind. Eine weitere Frage die man sich stellen kann, ist natürlich jene nach selektiver Berichterstattung, diese kann aber auch bei seriösen Umfragen ein Problem sein, weil jemand Rosinen pickt oder sich schlicht für die reisserische Ausschlachtung entscheidet. In diesem Fall liegt das Problem aber bei der Umfrage selber.
Das Umfragerbenis passt der Auftrageberin verdächtig gut ins Konzept. Es handelt sich um die Bible Society deren Ziel es ist, eine möglichst weite Verbreitung und Kenntnis der Bibel zu fördern. Entsprechende Werbe-Zitate der Organisation findet man dann auch in der BBC Berichterstattung wieder (z.B. “The Bible enriches life, and every child should have the opportunity to experience it.”). Die Informationen zur Methode im auf Hochglanz getrimmten Bericht sind sehr dünn und kaum einzuschätzen. Gehen wir also davon aus, dass es an der Repräsentativität nichts zu meckern gibt. Immerhin werden uns die gestellten Fragen als Editor’s Notes präsentiert. Schaut man sich diese an, versteht man auch warum 46% (was natürlich zu “rund die Hälfte” wird) aller Erwachsenen Noah nicht in der Bibel verortete aber Dan Browns Da Vinci Code hingegen schon. Hier ist wie die beiden Geschichten von ihrem Kontext befreit wurden (die genaue Fragestellung kennen wir nicht, wir wissen nur, dass die Erwachsenen befragt wurden ob es sich um Bibelgeschichten handeln würde):
In a world threatened by environmental disaster, one family embarks on a radical plan to survive and start a new life.
In einer Welt die von einer grossen Umweltkatastrophe bedroht wird, macht sich eine Familie an die Umsetzung eines radikalen Plans zum Überleben und um ein neues Leben zu beginnen.
An unexplained death triggers a quest to uncover the truth about Jesus’ family
Ein unerklärter Tod löst ein Suche zur Aufdeckung der Wahrheit über Jesus Familie aus.
Klingt beides nach Hollywood Trailern in meinen Ohren. Die Erwähnung des Namens “Jesus” ist natürlich ein sanfter Schubs in die richtige Richtung, bedenkt man dass schon subtilere Änderungen von Fragen Resultate beträchtlich beeinflussen können. Es erstaunt nicht, dass ein grosser Prozentsatz der Erwachsenen so selbst bei sehr bekannten Geschichten an der Zuordnung scheitern.
Nun glaube ich tatsächlich, dass es stimmt, das viele die sich auf die Bibel berufen, diese oft nicht sehr gut kennen oder sich nur sehr selektive erinnern wollen (wie dies auch bei Buch- und Text Fundamentalismen anderer Couleur der Fall ist). Nun sollte man aber nicht, nur weil es die eigenen (Vor-)Urteile bestätigt, darum unbesehen Werbeaktionen der Bible Society unterstützen. Skepsis darf nicht bei den eigenen Überzeugungen aufhören. Im Gegenteil.
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