Aber auch im Zusammenhang mit der dritten Funktion, der Kommunikation nach Aussen, riskiert das Fach der Internationalen Beziehungen eine Chance zu verpassen. Eigentlich hat die Disziplin nahezu ideale Voraussetzungen um mit Blogs ein bedeutendes Publikum zu erreichen. Es besteht ein grosses Interesse: Aussenpolitische Themen sind in der Regel sehr populär (man denke zB. an Schweizer Volksabstimmungen, Diskussionspalten und Leserbriefe in Zeitungen, etc). Man kann davon ausgehen, dass es hier auch entsprechend Platz für akademische Stimmen gibt. Dieser Platz wird im Moment leider all zu oft durch (oft selbsternannte) ad hoc Expertinnen und Experten eingenommen. Im Fach tobt auch immer wieder mal die Diskussion wie relevant die Forschung für die eigentliche Aussenpolitik überhaupt ist (auch das war schon Thema hier im Blog). Es gibt historische Beispiele wo publizierte Texte ganz direkt die Aussenpolitik beeinflusst haben (lange vor der Existenz von Blogs). Da wäre beispielsweise der Artikel von George Kennan der nach erscheinen die Containment Politik gegeüber der Sowjetunion prägte (hier ist der Artikel in voller Länge). Dank Blogs ist eine solche Publikation viel einfacher, unmittelbarer und eine grosse Leserschaft kann problemlos erreicht werden. So hat Juan Cole von Informed Comment, ein Professor der den Eindruck hatte, in den traditionellen Medien kein Gehör zu finden, via Blog ein riesiges Publikum gefunden. Dank seines Blogs wurde er dann auch schon zu einer Anhörung im Senat als Experte eingeladen, weil er eines der ersten Suchresultate bei Google war. Renommierte Zeitungen wie die Washington Post oder die New York Times haben Blogger in ihrem online Auftritt integriert (zB. The Monkey Cage Blog für die Washington Post oder der Nobelpreisträger Paul Krugman bei der New York Times). Blogs werden gelesen, auch von Entscheidungsträgern.
Ich werde hier nun mit den drei (etwas zugespitzten) Thesen schliessen, mit denen ich den Artikel bei der ZIB beginne, in der Hoffnung die Diskussion hier weiterführen zu können.
- Blogs werden in der Zukunft einen wichtigen Platz im wissenschaftlichen Diskurs haben. Darauf muss sich unsere und andere Disziplinen einstellen.
- Die Internationalen Beziehungen eigenen sich gut wenn nicht sogar besser als viele andere sozialwissenschaftliche Fächer um vom Potential von Blogs zu profitieren, insebesondere wenn es um die Kommunikation nach Aussen geht.
- Die Deutschsprachige IB-Welt ist dabei diese wichtige Entwicklung zu verschlafen. Dies könnte desaströse Folgen für die Zukunft des Fachs im deutschsprachigen Raum haben.
Oder um es in den Worten eines Nature Editorials zu sagen: It is good to Blog.
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