Mitblogger Marcus Anhäuser hat mich auf Twitter auf eine wunderbare Rede von Michel Friedman hingewiesen. Obwohl von letztem Jahr, passt es gerade ausserordentlich gut zu vielen Diskussionen, die dank Pegida gerade wieder aufflammen.
Hintergrund ist ein “Theatergericht” bei dem die schweizerische Weltwoche auf der Anklagebank sass. Die Weltwoche hat sich von einem Blatt mit Linksdrall zu einem Megaphon der rechts-konservativen Bewegung in der Schweiz gewandelt. Wir verdanken ihr Titelseiten, die man kaum anders als hetzerisch bezeichnen kann. Hier eines der schlimmeren Beispiele:
Ansonsten wird auch gerne die Angst vor einer Islamisierung geschürt und natürlich sonst allem Fremden. Regelmässige Leserinnen und Leser beim Achsenbruch des Guten (wo man im Moment erstaunlich viel Verteidigungen von Pediga lesen kann) können sich problemlos ein Bild von Ton und Stil machen. Wohl auch nicht zuletzt weil dort auch immer wieder Artikel aus der Weltwoche verlinkt werden.
Wer sich die ganze Rede nicht anhören mag, hier einige Zitate:
Es geht doch nicht um die Frage ob man nicht alles sagen darf. Ja alles soll gesagt werden, auch von Journalisten der Weltwoche, aber wer etwas sagt muss sich in einer freien Gesellschaft verantworten für das was er gesagt hat oder geschrieben hat. (…)
„Die“ ist immer Aufhetzung, wenn es heissen würde „die Schweizer,“ bin ich Schweizer, wenn es heissen würde „die Muslime,“ dann werde ich Muslim, wenn es heissen würde „die Glatzköpfe mit Brille,“ werde ich Glatzkopf mit Brille. Sie meinen und ich meine vielleicht es betrifft uns gerade nicht, es sind gerade die Muslime, die Roma und Sinti, aber wenn das möglich und alltäglich wird, können wir einfach ein paar Jahrzehnte zurückblicken dann sind es wieder die Juden. (…)
Es geht auch nicht wie hier versucht wird zu diskutieren um Links oder Rechts. Es geht um Menschen. Es geht darum wie wir über Menschen reden. Und es geht darüber wie man aus einem Einzelfall eine Generalität von Fällen entstehen lässt und eine Gruppe zum Sündenbock werden lässt. (…)
Man darf alles sagen. Das ist Freiheit. Und die Weltwoche soll weiter schreiben was sie will. Aber sie muss sich verantworten. Wenn sie Grenzen überschreitet, die mit Humanismus nichts mehr zu tun hat [sic]. (…)
An diesem Punkt kann ich nur noch einmal warnen und appellieren. Alles was uns hier erzählt wird. Es geht darum die Meinungsfreiheit in der Schweiz einzuschränken. Nein. Es geht darum den Kompass wieder zu regulieren, wo Rassismus Rassismus ist. Volksverhetzung Volksverhetzung ist. Aufwiegelung von der Bevölkerung, Aufwiegelung der Bevölkerung ist. Und ob das stattfindet in einem Pseudobuchdeckel als sogenannte „Literatur“ oder als pseudojournalistisches Pamphlet, darf uns da nicht täuschen und das ist nicht der Vordergrund unserer Entscheidung, sondern ob die Texte, die Art wie argumentiert wird, ein Verstoss gegen die Verantwortung gegenüber Menschen ist, wie wir es verstehen. (…)
Aber es geht hier nicht um Meinung. Es geht hier auch nicht um Streitkultur. Wenn die Streitkultur in der Schweiz sich etablieren sollte à la Weltwoche, das heisst, dass man Gruppen gegeneinander aufhetzen kann, Vorurteile noch mehr verstärkt, dann ist das nicht Streitkultur, sondern das ist tiefste primitivste Demagogie. Ja, sehr vorsichtig und sehr zurückhaltend bin ich hier, aber Rassismus muss man Rassismus benennen können. Ob von der Weltwoche oder von wem auch immer, in einem freien Land das der Menschlichkeit verantwortet ist.
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