Auch wenn das hier ein Astronomie-Blog ist: mit “Veganer” sind keine Außerirdischen von der Vega gemeint. Es geht um die nicht minder geheimnisvolle Gruppe von Menschen, die keine tierischen Lebensmittel zu sich nehmen. Über diese spezielle Art der Ernährung wurde und wird ja im Moment gerade diskutiert. Und da ich selbst einige Jahre lange komplett vegan gelebt habe, dachte ich, es wäre mal an der Zeit mit einigen Vorurteilen über die vegane Lebensweise aufzuräumen.
Warum machst du das eigentlich?
Als Veganer gehört man zu einer Randgruppe in der Gesellschaft und wird auch recht oft genauso behandelt. Im Gegensatz zu den doch mittlerweile schon eher akzeptierten Vegetariern erregt man als Veganer fast immer Aufmerksamkeit. Bei jedem Essen mit Leuten, die einen noch nicht kennen wird erwartet, dass man sich rechtfertigt oder zumindest seinen Lebensstil ausführlich begründet und erklärt: “Wieso bist du überhaupt Veganer?” gehört zu den häufigsten Fragen die man zu hören bekommt.
Gründe für eine vegane Lebensweise gibt es natürlich zuhauf. Ich kann hier nur grob die Gründe umreissen, die für mich persönlich gegolten haben. Ich habe begonnen vegan zu leben weil es 1) absolut möglich ist, sich vernünftig und ausgewogen ohne tierische Produkte zu ernähren und weil es 2) für alle Beteiligten (Mensch und Tier) die beste Lösung ist. Warum soll ich Tiere umbringen oder quälen um Nahrung zu erhalten wenn das gar nicht nötig ist? Mir ist natürlich klar, dass nicht jedes Ei und jeder Liter Milch mit Tierquälerei verbunden ist. Aber dort wo Massenproduktion angewandt wird und wo es eher um den Preis als um Qualität geht (und das ist bei sehr vielen Produkten der Fall) ziehen meistens die Tiere den kürzeren.
Gegen einen verantwortungsbewußten (und “bewußt” muss hier betont werden) Umgang mit tierischen Lebensmitteln hätte ich eigentlich nichts einzuwenden. Aber die gedankliche Verbindung zwischen dem abgepackten Schnitzel im Supermarkt, dem Aufschnitt beim Fleischer, den Eiern und der Milch in verschiedensten Produkten zu den echten, lebenden Tieren herzustellen fällt in der heutigen Welt immer schwerer. Und wenn dieses Bewußtsein fehlt, dann ist es auch nicht verwunderlich, dass Tierquälerei im Zuge der Nahrungsmittelproduktion immer noch an der Tagesordnung ist.
Aber ich will hier auch gar keine große Diskussion über Tierschutz und Ethik anzetteln – darüber wird und wurde schon genug gestritten. Diese Überlegungen waren jedenfalls der Grund für meine Wandlung zum Veganer. Hat man das dann zur Zufriedenheit des Fragestellers geklärt dann folgt meistens die “Lieblingsfrage” aller Veganer.
Was darfst du denn dann überhaupt noch essen?
“Wenn du keine tierischen Produkte ist, dann bleibt doch fast nichts mehr übrig? Was darfst du denn dann überhaupt noch essen?”. Das hat wohl schon jeder Veganer gehört – diese Frage entwickelt sich im Laufe der Zeit zu den nervigsten Fragen die man beantworten soll. Erstmal “darf” ich alles essen was ich will! Als Veganer bin ich ja keiner Sekte beigetreten, die mich zu irgendwas zwingt. Ich “darf” nicht keine tierischen Produkte essen, ich will es nicht! Und trotzdem ich das nicht will gibt es noch Unmengen an Sachen die mir als Nahrungsmittel zur Verfügung stehen.
Die meisten Leute sind einfach nur an eine bestimmte Palette von Nahrungsmitteln gewöhnt und empfinden Abweichungen davon meist als Einschränkung. Wenn man die weltweit insgesamt zur Verfügung stehenden möglichen Nahrungsmittel mit dem vergleicht was der Durchschnittsdeutsche (österreicher/schweizer) zu sich nimmt, dann beschränkt man sich immer auf eine kleine Gruppe von Nahrungsmitteln. In Afrika isst man Insekten – die wenigsten Europäer würden sowas freiwillig anrühren ; in Japan z.B. isst man regelmässig die verschiedensten Fische und Meeresfrüchte: viel mehr Auswahl als in Europa zur Verfügung steht und gewünscht wird. In manchen Ländern isst man Hunde oder Vogelspinnen; Algen und Quallen sind anderswo normale Nahrungsmittel, Getreide- oder Gemüsesorten die hierzulande unbekannt sind sind in anderen Ländern fixer Bestandteil des Speiseplans. Es ist also ziemlich klar, das fast jeder Mensch sich bei der Auswahl seiner Nahrungsmittel bewußt oder unbewußt einschränkt. Als Veganer macht man das eben auch – und erweitert aber im Allgemeinen auch die Produktpalette des eigenen Speiseplans.
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