Unser Sonnensystem hat die acht bekannten Planeten: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Es ist aber durchaus möglich, dass es noch weitere, bis jetzt unbekannte Planeten gibt. Natürlich nicht im inneren Sonnensystem und schon gar nicht in der Nähe der Erde. Die ganzen Stories über Planeten wie “Nibiru” oder “Planet X” die 2012 der Erde nahe kommen und Katastrophen auslösen, sind Unsinn! Aber weit draußen, weit hinter der Bahn des Neptun könnte es noch Planeten geben, die wir nicht kennen. Und nein – das hat wirklich nichts mit dem 2012-Esoterik-Unsinn zu tun! “Planet X” ist eigentlich ein astronomischer Begriff den sich die Esoteriker und Pseudowissenschaftler irgendwann geklaut haben. Und nicht jeder unbekannte Planet stellt eine Gefahr für die Erde da!
Also – wehe ich erwische einen aus der Esoterik-Fraktion, wie er diesen Artikel hier als Beleg für den geheimnisvollen Planet X anführt 😉
John Matese und Daniel Whitmire von der Universität Louisana haben in ihrer Arbeit “Persistent Evidence of a Jovian Mass Solar Companion in the Oort Cloud” nach Belegen für die Existenz eines großen Planeten in der Oortschen Wolke gesucht. Die Oortsche Wolke stellt quasi die äußerste Grenze unseres Sonnensystem dar und besteht aus Milliarden von Asteroiden bzw. Kometen die die Sonnen kugelförmig umgeben. Und es kann gut sein, dass sich dort draußen noch der eine oder andere Planet rumtreibt. Auch wenn die schwer zu finden sind – die gravitativen Störungen, die sie auf die Kleinkörper in ihrer Umgebung ausüben, könnten einen Hinweis auf ihre Existenz geben.
Frühere Arbeiten haben schon gezeigt, dass ein Planet von der Größe des Jupiter mindestens 13500 astronomische Einheiten (eine astronomische Einheit entspricht dem mittleren Abstand zwischen Erde und Sonne) von der Sonne entfernt sein muss. Ansonsten hätten wir schon seine gravitative Auswirkung auf die Asteroiden im Kuipergürtel außerhalb der Neptunbahn bemerkt.
Matese und Whitmire haben nun die Bahnen von Kometen untersucht, die aus der Oortschen Wolke stammen. Wenn da draußen nämlich ein unbekannter Planet existiert (Matese und Whitmire nennen ihn “Tyche”), dann müsste man das an der Form der Bahnen der Kometen erkennen, die ihm im Laufe der Zeit begegnet sind. Ihre sonnennächsten bzw. sonnenfernsten Punkte würden – je nach der Bahn von Tyche – bestimmte gemeinsame Werte aufweisen. Die Analyse ist ein wenig knifflig. Erstens mal sind ja bei weitem nicht alle Kometen aus der äußeren Oortschen Wolke bekannt (genaugenommen haben wir bis jetzt nur eine fast verschwindend geringe Menge entdeckt). Und dann gibt es noch weitere Kräfte, die die Bahn der Kometen beeinflussen können. Dazu gehören auch die galaktischen Gezeiten (die aus dem gleichen Grund existieren wie die Gezeiten auf die Erde – nur werden sie diesmal nicht durch den Mond ausgelöst sondern durch die gesammelte Anziehungskraft der Milchstrasse).
In aufwendigen Simulationen und Berechnungen haben Matese und Whitmire nun nachgesehen, welche Bahnen die Kometen nun haben sollten, wenn nur die anderen Kräfte (galaktische Gezeiten, etc) wirken – und dann nachgesehen, was die bisherhigen Beobachtungsdaten dazu sagen. Daraus schließen sie, dass die Bahnen von bestimmten Kometengruppen einen zusätzlichen Einfluss zeigen, der auf die gravitativen Störungen eines Planeten zurückgeführt werden könnte (es wäre allerdings auch möglich, die Daten mit dem Einfluss eines weiter entfernten Sterns zu erklären). Sollte Tyche tatsächlich existieren, dann lässt sich seine Bahn mit den vorliegenden Daten allerdings nicht wirklich gut eingrenzen. Wenn Tyche etwa so schwer wie Jupiter bzw. bis zu vier mal schwerer ist, dann befindet er sich irgendwo zwischen 10000 und 30000 astronomischen Einheiten.
Das die Beobachtungsdaten nicht ausreichend sind, um genaueres zu sagen, ist schlecht. Gut ist aber, dass sich das bald ändern könnte. Der Wide-Field Infrared Survey Explorer (WISE), ein neues Weltraumteleskop der NASA, das seit Anfang des Jahres Daten liefert, wäre in der Lage, Tyhe zu entdecken. Wir dürfen also gespannt sein!
Kommentare (407)