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Kennt ihr Karneid bzw. Cornedo all’Isarco? Ich hab von diesem Dorf in Südtirol mit 3330 Einwohnern bis jetzt noch nie gehört. Aber dort scheint es recht schön zu sein. Es gibt eine alte Burg aus dem 13. Jahrhundert; es gibt dort coole Erdpyramiden – und auch sonst noch jede Menge hübsche Gegend. Aber das ist nicht der Grund, warum ich Karneid – bzw. genauer gesagt das zu Karneid gehörende Dorf Gummer – so toll finde. Nein, es geht natürlich um Astronomie. Und da ist Gummer einzigartig. Dort findet man nicht nur die einzige Volkssternwarte Südtirols – sondern bald auch eine Planetenschule!

Die Pressemitteilung der Provinz Bozen klingt echt vielversprechend:

“Herzstück der Planetenschule, die Schülern Kenntnisse in Sachen Astronomie vermitteln soll, ist ein Planetarium, das für 50 Personen dimensioniert ist. „Zur Planetenschule, die gleich neben dem Kindergarten und der Grundschule Platz finden wird, gehören auch eine Bibliothek und eine Mensa, die auch von der Grundschule genutzt werden”, erklärt Hans Peter Santer, geschäftsführender Direktor des Landesamts für Hochbau Ost. (…) Auch die Flächen im Freien rund um die Planetenschule sollen mit Plattformen ausgestattet werden, auf denen die Himmelskörper beobachtet werden können. “

Echt toll, dass Südtirol und Karneid 4,5 Millionen Euro für so eine Einrichtung investieren! Ich weiß jetzt gar nicht, ob Astronomie in Italien in der Schule unterrichtet wird (aber gemeinsam mit Österreich ist es eines der wenigen Länder, in denen Astronomie noch ein eigenständiges Studium ist) – aber so oder so ist es eine super Idee. Ein Planetarium sollte eigentlich in jeder Schule vorhanden sein; selbst wenn es nur klein ist. Sowas ist einfach fantastisch; nicht nur um mehr über Astronomie zu lernen sondern generell um Wissen zu visualisieren. Hatte diese Idee eigentlich schon mal jemand? Gibt es Erfahrungen über den Einsatz von Planetarien in Schulen (die über eine simple Exkursion hinausgehen)? Ich bin überzeugt, dass sich so eine Investition lohnen würde. Aber wer investiert heutzutage denn schon ins Bildungssystem… Insofern ist die Initiative aus Karneid nochmal doppelt bemerkenswert! Und wenn ich mal in die Nähe von Südtirol komme, werde ich dort sicher vorbeischauen!


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Kommentare (24)

  1. #1 pogobi
    26. August 2010

    Unser Astrounterricht (Bayern) war so schrecklich, dass selbst die unbewandertsten sofort wieder auf reguläre Physik (Emag, Wechselstrom, etc) wechseln wollten :< Dann hab ichs mir halt fürs Studium aufgehoben.

  2. #2 FunkFish
    26. August 2010

    Danke für den Tipp. Karneid ist liegt mal knappe 120 km von mir entfernt. Vllt fahr ich mal dorthin auf ein verlängertes Wanderwochenende in Südtirol inkl. Besuch der Sternwarte. Wird sich sicher mal machen lassen.

  3. #3 Garibald
    26. August 2010

    An meiner Schule damals (bayerisches Gymnasium) war Astronomie ein Wahlfach, das man sich aussuchen konnte um ohne jeglichen Aufwand eine gute Note zu kriegen. Die Lehrerin war völlig unfähig und wir sind nur im Computerraum gehockt und haben mit Astronomie-Programmen rumgespielt. Sternbeobachtung oder Planetariumsbesuch war nicht vorgesehen.
    Die Planetenschule klingt fantastisch, so etwas hätte ich auch gerne gehabt. Bozen-Südtirol ist eben eine der reichsten Regionen Europas, die lassen sich Bildung was kosten.

  4. #4 Thomas Weisbach
    26. August 2010

    In Chemnitz gibt es in der Albert-Schweitzer-MS ein Planetarium und eine Sternwarte, welche im Unterricht genutzt werden und deren Leiter ich zufälligerweise bin… 😉

    In der früheren DDR gab es eine ganze Menge solcher Einrichtungen, einige haben Wende und Kürzungen im Schulbereich überstanden und arbeiten nach wie vor an der Verbreitung astronomischen Wissens. Leider ist in Sachsen das Unterrichtsfach Astronomie abgeschafft worden, aber astronomische Inhalte finden sich in vielen anderen Fächern und genau diese Möglichkeiten gilt es zu nutzen… 😉

    Unsere Einrichtung kommt im Jahr auf etwa 10.000 Besucher bei einem breit gefächertem Angebot für alle Schultypen. Der Besuch bei uns ist kostenlos, einfach mal anrufen und Termin für Schulklasse oder Bildungseinrichtung (auch für KiTas) vereinbaren…

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Weisbach

    P.S. Ein “Daumenhoch” für den Blog, der bei mir zur täglichen Pflichtlektüre gehört!
    P.P.S Ich hoffe, das war nicht zu viel Werbung für uns… 😉

  5. #5 Florian Freistetter
    26. August 2010

    @Thomas: “Ich hoffe, das war nicht zu viel Werbung für uns.”

    Für sowas kann man hier gerne Werbung machen!

  6. #6 Endymion
    26. August 2010

    Super, dass auch mal die abgeschiedene Provinz prominent präsentiert wird.

    Thomas schreibt, dass ein einfacher Anruf reicht, um einen Termin für eine abendliche Führung mit Vortrag zu vereinbaren. Aber so simpel ist das dann doch nicht: Will man seinen Nachwuchs in diese Richtungen biasen, muss man auf Monate voraus buchen, trotz der werbetechnisch vermarkteten 300 Sonnentage / Jahr in Südtirol nicht immer ein einfaches Unterfangen. Auf der anderen Seite spricht das ganz eindeutig für die Einrichtung…

  7. #7 deepsouth
    26. August 2010

    @Florian:
    Danke für den Beitrag.
    Und weil es mal ein Thema ist, das keine Eso-Typen anlockt, also ein Thema, das hauptsächlich von Astronomie-Begeisterten gelesen wird,
    möchte ich Euch…
    @alle Mitleser:
    …auf eine atemberaubende Internetseite hinweisen, die vielleicht noch nicht jeder kennt.
    Faszinierende Zeitraffer-Filme des Nachthimmels in höchster Qualität und von beeindruckender Schönheit!
    (über das ein oder andere Feedback würde ich mich auch freuen)
    Gruß
    sky-in-motion: (playlist auswählen!)
    https://www.theskyinmotion.com/

  8. #8 Gobold
    26. August 2010

    Sorry vorab, denn ich mache mich jetzt mal unbeliebt. Ich mag diesen Blog sehr, aber das heute sehe ich als einen typischen Auswuchs der Spezialisierung: Man befasst sich mit einem Spezialgebiet und weil man das mehr als 12 Stunden am Tag tut, nimmt man es irgendwann als normal hin und erwartet, dass jeder andere das auch in entsprechendem Maße tut. Daraus resultieren dann Forderungen nach Planetarien, Sternwarten und Astronomieunterricht in der Schule.

    Das Problem ist nun folgendes: Wenn wir das konsequent durchziehen, müssen die Schüler eine Trölf-Millionen-Stunden-Woche mit zusätzlichen Fächern wie Astronomie, Mechatronik, Elektronik, Nuklearmedizin, Kybernetik usw. machen, statt wie vorher in Physik und Chemie nebenbei so Themen wie Atome, Halbleiter, Resonanzen usw. zu behandeln.

    Außerdem müssten Fächer, wie z.B. Philosophie oder Ethik, die wenn überhaupt nur als Wahlfach angeboten werden, ebenfalls zu vollen Fächern hochgestuft werden. Und über Fremdsprachen, derer es nun wirklich genug auf dieser Welt gibt, reden wir besser gar nicht erst.

    Jetzt kann man einen Schritt weiter gehen und sagen gut, dann bieten wir es zumindest als Wahlfach, AG o.Ä. an. Dann muss ich aber wieder fragen: Lohnt sich ein Planetarium für eine Schule, die eine Astronomie-AG anbietet, in der pro Schuljahr dann etwa 10 Leute sitzen?

    Es gibt heute schon spezialisierte Schulen, die von der mittleren Reife zum Fachabi führen, wie z.B. höhere Handelsschulen. In dem Rahmen könnte ich mir sowas noch vorstellen. Aber an allgemeinen Schulen? Nein.

  9. #9 Basilius
    26. August 2010

    @Gobold
    Ich finde Sie übertreiben. Aber unbeliebt machen Sie Sich damit bei mir noch nicht.

  10. #10 deepsouth
    26. August 2010

    Ich schließe mich der Meinung an, daß Gobold zur Übertreibung neigt.
    Ein Lehrplan muss sich ändern.
    Nach der Entdeckung der Elektrizität musste dieser Bereich in den Lehrplänen mit einbezogen werden, inkl. Physiklabore, in denen Experimente dazu durchgeführt werden konnten.
    Nach der Entdeckung der Astronomie (und diese passiert nicht augenblicklich, sondern wir sind mitten drin) sollte man sich nicht gegen die Einführung in den Lehrplänen stellen, auch nicht gegen mehr “Labore”, in denen Astronomie betrieben werden kann.
    Gruß

  11. #11 Florian Freistetter
    26. August 2010

    @Gobold: “Man befasst sich mit einem Spezialgebiet und weil man das mehr als 12 Stunden am Tag tut, nimmt man es irgendwann als normal hin und erwartet, dass jeder andere das auch in entsprechendem Maße tut.”

    Ja, sowas passiert. Aber ich mach jede Menge anderen Kram außer Astronomie und weiß durchaus, dass nicht jeder was damit anfangen kann.

    “as Problem ist nun folgendes: Wenn wir das konsequent durchziehen, müssen die Schüler eine Trölf-Millionen-Stunden-Woche mit zusätzlichen Fächern wie Astronomie, Mechatronik, Elektronik, Nuklearmedizin, Kybernetik usw. machen,”

    Das hab ich nicht gefordert. Ichhab nur gesagt, dass es recht cool wäre, wenn Schulen Planetariumsprojektoren besitzen und einsetzen würden. Damit kann man nämlich nicht nur Sterne simulieren sondern auch jede Menge anderes Zeug super visualisieren. Und die Schüler wären sicher motivierter als es bei handgeschriebenen Overhead-Folien der Fall ist.

    “Lohnt sich ein Planetarium für eine Schule, die eine Astronomie-AG anbietet, in der pro Schuljahr dann etwa 10 Leute sitzen?”

    Wie gesagt: in einem Planetarium kann man mehr als nur Astronomie machen. Schau einfach mal in einem vorbei – du wirst überrascht sein, was die dort alles machen.

  12. #12 Bjoern
    26. August 2010

    @Gobold:

    Wenn wir das konsequent durchziehen, müssen die Schüler eine Trölf-Millionen-Stunden-Woche mit zusätzlichen Fächern wie Astronomie, Mechatronik, Elektronik, Nuklearmedizin, Kybernetik usw. machen, …

    Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen der Astronomie und den danach genannten Beispielen: die Astronomie vermittelt ein modernes Weltbild! Es gibt auch heutzutage noch viel zu viele Menschen in Deutschland, die nicht mal wissen, was ein Stern eigentlich ist oder sogar nicht mal, dass sich die Erde um die Sonne bewegt, wie Jahreszeiten oder Finsternisse zustande kommen usw. usf. Das ist natürlich alles kein unbedingt nötiges Wissen – man kann auch ohne gut leben. Aber trotzdem sollte man in unserer modernen Welt doch zumindest die absoluten Grundzüge der Astronomie kennen (dazu gehört neben dem oben genannten auch eine grobe Vorstellung von astronomischen Größen und Entfernungen und dem Alter des Universums – und auch, woher man das weiss!) – einfach, wie gesagt, weil dieses Wissen zum modernen Weltbild gehört.

  13. #13 Gobold
    26. August 2010

    @Basilius Das ist ihr gutes Recht 🙂 Doch ich meine es ernst.

    @deepsouth: Dass Lehrpläne angepasst werden müssen, bestreite ich nicht. Dass im Rahmen dieser Anpassungen auch mal Fächer dazukommen und seltener welche rausfliegen sehe ich ebenfalls voll und ganz ein. Man hört allerdings sehr oft Forderungen, dass dies das oder jenes Schulfach werden sollte, hier eben die Astronomie und ich finde man sollte sehr genau abwägen, was davon nun wirklich Schulfach werden sollte. Und bei der Astronomie, so sehr sie mich persönlich als Laien auch interessiert und fasziniert, sehe ich das eben nicht.

    @Florian Freistetter:
    1. Eine Ergänzug zu der 12-Stunden-These: Ich bin selbst Fachidiot, in meinem Fall für Informatik, habe aber auch schon Kurse gehalten und kenne die Problematik. D.h. wir sind uns, so weit ich das beurteilen kann, einig, dass das passieren kann, aber nicht muss.
    2. Zu Planetariumsprojektoren etc.: Okay, da lenke ich ein. Zwar kostet so was Geld, das die wenigsten Schulen haben, aber cool wäre es natürlich trotzdem, da hast du vollkommen Recht 🙂
    2a). Thema Overhead-Folien: Vergleichen wir jetzt Projektoren mit Overhead-Folien oder mit Tafelbildern? Ich denke das führt hier zu weit, aber generell halte ich interaktiven Unterrichtsstil für sinnvoller als Folienklicken/Overheadprojektor. An der Stelle liegt es aber eher am Lehrer als an der Technik, die Schüler einzubinden. Aber wie gesagt, das führt wohl zu weit.
    3. Die Sache mit dem Planetarium nehme ich mir wiederum zu Herzen, versprochen.

    @Bjoern: Wir reden teils aneinander vorbei, teils sind wir einfach verschiedener Meinung:
    1. Die Forderung, Schülern Nuklearmedizin zu vermitteln, ist genau so begründbar wie die, ihnen Astronomie zu vermitteln. Ein Argument wäre z.B., dass es grotesk ist, dass viele Menschen Angst vor Kernspintomographie haben, obwohl es eine der schonendsten Untersuchungsmethoden ist und man deshalb frühzeitig versuchen sollte, ihnen zu zeigen, dass das nicht beängstigend, sondern im Gegenteil sogar ziemlich cool ist. Es ist auch den wenigsten bekannt, dass man mit Kernspintomographen nicht nur Menschen untersuchen kann, sondern z.B. auch Autoreifen auf Lufteinschlüsse und andere Materialfehler.
    Kernspintomographie vermittelt kein modernes Weltbild, aber mit dem gleichen Recht, die Vermittlung eines modernen Weltbilds zu fordern, können andere IMHO die Vermittlung moderner Prüfverfahren fordern.
    2. Zu dem zweiten Teil muss ich sagen, dass ich das de fakto in der Schule gelernt habe, halt nur nicht in Astronomie, sondern in Physik, Geographie und Geschichte. Dass ich 3/4 davon inzwischen wieder vergessen habe, ist ein anderes Thema. Sorry, aber in dem Punkt sind wir wohl einfach verschiedener Meinung.

  14. #14 Gobold
    26. August 2010

    Und noch eine Ergänzung zu meinem letzten Abschnitt, sozusagen als Konklusion:

    Natürlich darf man die Vermittlung eines modernen Weltbildes fordern. Sollte man auch. Aber ob es ein zusätzliches Schulfach rechtfertigt sollte man sich eben ganz genau überlegen.

  15. #15 Bjoern
    26. August 2010

    @Gobold: Wir reden wohl insofern aneinander vorbei, dass du anscheinend den Zeitbedarf, den ich für die Astronomie in der Schule fordere, deutlich überschätzt. Ich dachte da an ein zweistündiges Fach, das ein Jahr lang unterrichtet wird – mehr nicht. Selbst ein einstündiges Fach für ein Jahr wäre schon ein guter Anfang!

    Und natürlich hast du recht, dass die Dinge, die ich erwähnt habe, teilweise (!) schon in anderen Fächern vermittelt werden – aber da bleibt’s eben immer Stückwerk, der Blick für das große Ganze fehlt. Außerdem werden wichtige Dinge, die ich erwähnt hatte (wie Vorstellungen über die Größenverhältnisse im All und das Alter des Universums) eben meines Wissens bisher *nicht* in Physik oder anderen Fächern unterrichtet. Man redet normalerweise ein wenig über das Sonnensystem – das war’s dann aber schon. Und auch das meines Wissens nur in “höheren” Schulen…

    Dass ich die Vermittlung des modernen Weltbildes so hervorgehoben hatte, liegt übrigens daran, dass genau dieser Punkt in vielen Lehrplänen besonders betont wird…

  16. #17 Bjoern
    26. August 2010

    @Florian: Danke für die Links! Damals hatte ich hier noch nicht mitgelesen… Hmmm, nach kurzem Drüberlesen kann ich nur sagen: alle Argumente schon mal gehört. Und ich finde die Argumente der Befürwörter immer noch deutlich besser als die der Gegner!

  17. #18 Gobold
    26. August 2010

    @Bjoern, Florian: Okay. Ich kannte die Links vorher auch noch nicht und dort wird ja auch von 2 Stunden pro Woche in Klasse 10 geredet.

    Ich möchte deshalb etwas abseits des eigentlichen Themas erklären, warum ich mich so sehr dagegen wehre, dann ist es für mich auch erledigt:

    Die Sache ist nämlich die, dass ich eine sehr viel jüngere Schwester habe, die jetzt gerade in die 11. Klasse gekommen ist und das heißeste Thema in der Familie ist momentan die Frage, ob es sinnvoll ist/man es ihr zumuten kann/sie es sich zumuten kann, nach 9 Stunden Schule und anschließenden Hausaufgaben abends noch in den Theorieunterricht der Fahrschule zu gehen, bzw. ob sie sich jetzt oder erst in den Ferien in der Fahrschule anmelden soll. Denn nach der Schule ist sie einfach platt, da geht nix mehr.

    Seit G8 haben die Kiddies Stundenpläne, die sind nicht mehr feierlich. Ich hatte in der Schule nie 9 Stunden und das obwohl ich in der Oberstufe mit Wahl- und Zusatzgrundkurs das Maximum ausgeschöpft hatte. Dementsprechend wehre ich mich auch gegen jeden, der da noch mehr reinpacken will, egal wie sinnvoll es inhaltlich auch erscheinen mag. Bei Rückwechsel auf G9 lasse ich da sicher nochmal mit mir verhandeln, aber so lange G8 bleibt, wehre ich mich gegen zusätzlichen Stoff. Veraltetes renovieren ja klar, andere Fächer reduzieren oder ganz rauswerfen und ersetzen okay, aber zusätzlicher Stoff – ohne mich!

    Auf jeden Fall danke für die Links auf die älteren Artikel und für die insgesamt konstruktive Diskussion, das läuft im Netz leider nicht immer so 🙂

  18. #19 Florian Freistetter
    26. August 2010

    Also die Sache mit G8 und G9 hab ich auch nie wirklich verstanden. In Österreich (ich bin Österreicher) gibt es bis auf wenige Ausnahmen immer nur 8 Jahre bis zum Abitur. Und da läufts auch. Das ist kein Problem von G8 oder G9 sondern eines von vernünftigen Lehrplänen. Und die kann man sicher auch so gestalten, dass 1) z.B. Astronomie Platz hat, 2) auch alles andere was man so wissen muss gelehrt wird und 3) die Schüler nicht überlastet sind. Man müsste halt man richtig ausmisten und die Lehrpläne von Grund auf erneuern.

  19. #20 TheBug
    26. August 2010

    @gobold: Aufgabe der Schule kann es nicht sein alles vorhandene Wissen in einem bestimmten Bereich zu vermitteln. Viel mehr geht es darum das notwendige Rüstzeug (Grundwissen) und das Interesse zu vermitteln um die Schüler in die Lage zu versetzen sich selbst weiter zu bilden.

    Astronomie ist hier hervorragend geeignet um mindestens Interesse zu wecken.

  20. #21 deepsouth
    26. August 2010

    Beispiel gefällig?
    Mein Sohn ist 10 und absolut Astronomie-interessiert.
    (nicht durch mich – die Ansteckung erfolgte eher umgekehrt)
    Er will ALLES wissen, was es zu wissen gibt – er hat aber ein Problem:
    In der Schule erfährt er nur sehr wenig und am heimischen PC ist seine Zeit begrenzt, um autodidaktisch sein Wissen anzureichern.
    Im September wechselt er endlich von der Grundschule zum Gymnasium und wird dort (hoffentlich) mehr Antworten bekommen.
    Bis dahin (vermutlich auch darüber hinaus) verwende ich einen Großteil meiner Zeit am PC damit, für ihn Wissen zu sammeln, es weiter zu vermitteln und Bücher zu suchen, die ich ihm gebe.
    Ok, als Elternteil ist das auch meine Pflicht und ich tue das auch gerne, aber ich fände es sehr begrüßenswert, wenn im Bereich der Astronomie von den staatlichen Lehreinrichtungen endlich MEHR angeboten werden würde.
    Genau so wie ich (ich bin in der Elektrobranche / Energiegewinnung tätig) in meiner Schulzeit einen gewaltigen Input zum Thema Elektrizität im Physikunterricht bekam, genau so hat mein Sohn es verdient, diesen Input im Bereich Astronomie zu bekommen.
    Astronomie muss ja nicht zwangsläufig ein Pflichtfach sein, aber es sollte als Angebot vorhanden sein, inklusive solcher Einrichtungen wie Planetenschule, Planetarium, Teleskope u.ä..
    Gruß

  21. #22 Gobold
    27. August 2010

    @Florian Freistetter: Das sehe ich genauso. Im Prinzip habe ich das ja auch schon gesagt so von wegen als Ersatz okay, aber zusätzliches Fach nein.

    @TheBug: Auch deine Aussage sehe ich nicht als Widerspruch. Was ich jetzt nicht explizit gesagt habe, ist, dass eine Schule nicht das gesamte Wissen eines Bereichs vermitteln kann, aber auch damit stimme ich überein.

    @deepsouth: Ich finde es gut, wenn Eltern ihre Kinder bei deren Interessen unterstützen, ehrlich. Ganz schlimm finde ich, wenn Kinder in irgendwelche Vereine gesteckt werden, wo die Eltern selbst gar nicht so genau wissen, was die da tun. Aber Hauptsache man hat mal ein paar Stunden Ruhe. Das würden Eltern so niemals zugeben, aber letztlich merkt man ja doch, ob sie sich für das interessieren, was ihr Kind da so treibt. Von daher richtig Klasse und weiter so, ehrlich!
    Aber im Rahmen dieser Diskussion hier bestärkt mich das eher in meinem allerersten Beitrag, denn hier ist es so, dass ein Kind sich für etwas interessiert und deshalb sollen es alle lernen. Meine Schwester hat sehr früh Bücher über Tierpsychologie gelesen, weil sie zumindest damals noch Tierärztin werden wollte. Also Tiermedizin & Tierpsychologie für alle? Gemäß deiner Argumentation schon. Ich habe mir autodidaktisch programmieren beigebracht und konnte auf dem Umweg Sinus und Cosinus 2 Jahre bevor es in der Schule drankam. Programmieren für alle? Auf der Schiene kommen wir eben genau an den Punkt, den ich am Anfang kritisiert habe, nämlich dass wir dann auch alles mögliche andere einführen müssen.
    Wie gesagt, wenn dafür was anderes rausfliegt, bin ich einverstanden. Wenn man es optional anbietet auch, allerdings sehe ich da die Gefahr, dass bei den momentanen Stundenplänen niemand mehr was macht, was nicht sein muss.

    Und um es nochmal ganz deutlich zu sagen: Ich sage ja nicht, dass Astronomie irgendein Schund wäre, den es um jeden Preis von Kindern fernzuhalten gilt! Es gibt aber in der Bildungspolitik immer wieder mal Eingaben, Petitionen o.Ä. man möge doch dies, das oder jenes in den Lahrplan aufnehmen. Auf Spiegel Online stand mal ein Rätsel, wo man raten sollte, was noch nicht(!) gefordert wurde. Das war echt interessant. Wenn man dann umgekehrt bedenkt, dass alles andere schon mal ernsthaft gefordert wurde, dann kann man nur den Kopf schütteln.

    Und meiner Ansicht nach machen es sich da manche zu leicht. “Das ist mir wichtig, das sollte jeder wissen. Das muss in den Lehrplan.” Dass man dafür auch mal Platz machen muss überlässt man dann lieber den anderen, denn egal was man rauswirft, darüber jammert dann auch wieder jemand. Und immer nur neuen Kram reinpacken führt genau zu der Problematik, die auch Florian schon angesprochen hat: G8 kann gehen, aber nur, wenn man nicht zu viel, bzw. noch mehr reinpackt.

    Ich persönlich würde dafür ja den Religionsunterricht kürzen, aber wenn die Aussage weitere Kreise zieht, gibt es hier einen Flamewar, unter dem der Server zusammenbricht.

  22. #23 Bjoern
    27. August 2010

    @Gobold: Ich meinte es ja auch so, dass man eben nicht nur Astronomie zusätzlich einführen sollte, sondern eben auch dafür an anderen Stellen kürzen. Wobei ich zugeben muss, dass es mir schon schwerfällt, zu sagen, was genau man da rausschmeissen sollte…

    * Religionsunterricht kürzen (oder gleich ganz rausschmeissen!) ist ja eine gute Idee, aber auch der sollte nicht ersatzlos wegfallen, sondern durch Ethik/Philosophie/vergleichende Religionskunde ersetzt werden.
    * Sport? Ist irgendwie auch nötig, damit die Schüler sich auch mal körperlich betätigen (und vielleicht sogar selbst Lust darauf entwickeln – hat mir bei aber nie geklappt…) und nicht die ganze Zeit vor Fernseher, Internet, Playstation usw. sitzen.
    * Sozialkunde und Geschichte? Beides meiner Ansicht nach wichtige Fächer, um seinen Platz in der Gesellschaft zu finden und (hoffentlich) aus vergangenen Fehlern zu lernen.
    * Geographie? Auch das ist wichtig – man sollte auch seinen Platz in der Welt kennen.
    * Fremdsprachen? Englisch auf jeden Fall – aber muss eine zweite Fremdsprache sein? Vielleicht könnte man da einsparen…
    * Deutsch? Da könnte man meiner Ansicht nach zumindest ein bisschen sparen. Natürlich nicht bei der grundlegende Rechtschreibung und Grammatik – aber muss man unbedingt alle (angeblich) “großen” Werke und Autoren kennen? (z. B. auf Kafka hätte ich gerne verzichten können…) Das ist noch ein Überbleibsel aus der Zeit der humanistischen Bildung…
    * genauso Musik und Kunst – würde ich eher als Wahlfächer nehmen, nicht als Pflicht.

    So, und jetzt werden sicher alle Germanisten, Künstler und Musiker aufschreien und mich belehren, dass diese Fächer doch unbedingt nötig sind… 😉

  23. #24 Thomas Weisbach
    27. August 2010

    Zur Diskussion G8 oder G9:
    Ich habe mein Abitur nach Klasse 12 gemacht, allerdings noch zu DDR-Zeiten und wir waren keineswegs “dümmer” als heutige Abiturienten. Zusätzlich habe wir alle bis Klasse 8 damals zusammen gelernt. Erst in Klasse 9 begann die damalige Erweiterte Oberschule, die dann zum Abitur führte. Und das war gut so. Ich hatte nie das Gefühl, überlastet zu werden…
    Was wir damals aber nicht hatten, waren die Vielzahl der Medien, Computerspiele und dergleichen, die heute von den Kiddies jede Menge Konzentration und Kraft abfordern, die dann für die wichtigen Dinge des Lebens nicht mehr zur Verfügung stehen…
    Heute ist es für viele Kids wichtiger, irgendwann um Mitternacht ‘ne Serie zu schauen statt sich auf den nächsten Tag vorzubereiten! 20 Jahre Erfahrung als Lehrer zeigen mir das sehr deutlich, wo heute die Probleme liegen… Wir hatten keine Handys, iPads oder…

    Zur Diskussion um die Astronomie:
    Wir wären nicht wir, wenn vor Tausenden von Jahren unsere Vorfahren nicht zum Himmel geschaut und sich Fragen gestellt hätten.
    Unsere gesamte Kultur beruht irgendwie auf Astronomie. Die Astronomie ist das älteste Kulturgut der Menschheit. Das geht bei Zeitrechnung los, die bis in die heutige Zeit von der Astronomie geprägt ist…
    Deshalb meine Meinung: Wenn wir an den Schulen Kunst und Musik unterrichten, dann müssen wir auch Astronomie unterrichten! Eine Stunde pro Woche reicht dafür, auch wenn ich zwei Stunden natürlich lieber sähe…
    Wo die Zeit herkommen soll? Warum unterrichten wir Gemeinschaftskunde, Ethik jeweils 2 Stunden pro Woche? Beide Fächer überschneiden sich teilweise recht stark, da ist sicher Kürzungspotential…
    Religion hat IMHO an Schulen überhaupt nichts zu suchen. Ich bin nicht gegen Religion. Jeder mag glauben, was er will. Aber brauche ich ein Unterrichtsfach dazu?

    Und zu guter Letzt: Jesco v. Puttkammer hat auf einer Weiterbildung für sächsische Lehrer mal sinngemäß gesagt: “Wenn wir uns jetzt nicht mit Raumfahrt und Astronomie beschäftigen, dann sind wir praktisch schon ausgestorben.”
    Recht hat er, der Mann! 😉