Seit ich mein Blog im Februar 2008 begonnen habe, hat der Frühling fünf mal begonnen. Naja, eigentlich zehn Mal. Wir vergessen ja oft, dass wir auf einer Kugel wohnen und die Leute auf der anderen Hälfte ganz andere Jahreszeiten haben. Wenn bei uns Winter ist, ist auf der Südhalbkugel Sommer und wenn bei uns der Frühling beginnt, fängt dort der Herbst an. Bei uns IST aber heute Frühlingsanfang. Und zwar genau um 12:02 Mitteleuropäischer Zeit.
Man kennt den Zeitpunkt des Frühlingsanfangs deswegen so genau, weil es sich dabei um ein exakt definiertes astronomisches Ereignis handelt. Die Erde kreuzt auf ihrem Weg um die Sonne genau zwei Mal den Himmelsäquator – das ist der auf den Himmel projizierte Äquator der Erde. Einmal kreuzt sie den Himmelsäquator von Süden nach Norden und ein halbes Jahr später wieder von Norden nach Süden. Die Zeitpunkte der beiden Kreuzungen nennt man Äquinoktien beziehungsweise Tagundnachtgleichen. Heute findet das Frühlings-Äquinoktium statt. Von der Erde aus gesehen heißt das, dass die Sonne nun immer länger am Himmel stehen wird; der Tag wird wieder länger als die Nacht und es wird Frühling und dann Sommer. Erst am 22. September um exakt 22:44 MEZ wird die Erde den Himmelsäquator ein zweites Mal kreuzen und dann wird es wieder Herbst und Winter.
In der Astronomie können wir den Beginn der Jahreszeiten also immer exakt angeben (Sommer und Winter beginnen, wenn die Sonne von der Erde aus gesehen am höchsten über beziehungsweise am tiefsten unter dem Himmelsäquator steht). Auch die Meteorologie hat den Anfang der Jahreszeiten genau definiert. In der Meteorologie möchte man ja gerne Statistiken machen und Daten vergleichen. Wenn man den Frühling 2013 mit dem Frühling 2001 oder dem Frühling 1977 vergleichen will, sollte es sich aber auch gleiche Zeiträume handeln. Und das ist bei der astronomischen Definition nicht sicher gestellt. Der Frühling kann am 19., 20., oder 21. März beginnen – je nachdem, ob unser Kalender im Vergleich zur realen Bewegung der Erde um Sonne gerade vor oder nach geht (momentan geht er vor). Deswegen macht man es in der Meteorologie ganz einfach und sagt: Der Frühling beginnt jedes Jahr am 1. März. Der Sommer dann am 1. Juni, der Herbst am 1. September und der Winter am 1. Dezember.
Aber der eigentliche Frühling beginnt dann, wenn es draußen endliche wieder warm wird. Wenn der ganze verdammte Schnee endlich geschmolzen ist, die Sonne scheint und die Pflanzen anfangen zu blühen. Und dafür gibt es natürlich kein fixes Datum. Dieser phänologische Frühlingsbeginn hängt vom Wetter ab und wird über die Blühzeiten von bestimmten Pflanzen definiert. Der sogenannte “Vorfrühling” beginnt, wenn Märzenbecher und Schneeglöckchen anfangen zu blühen. Der “Erstfrühling” startet mit der Blüte von Forsythie, Stachelbeere und Kirschbäumen. Und “Vollfrühling” ist es schließlich, wenn die Apfelbäume und der Flieder blühen.
Die Pflanzen fangen natürlich an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten an zu blühen. In Südeuropa viel früher als im Norden. In warmen Städten früher als am kalten Land. In der Ebene früher als auf Bergen. Also beginnt auch der phänologische Frühling an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten. Nach Deutschland kommt der Frühling aus Südwesten; aus Portugal, wo er als erstes beginnt. Bis er von Süden in den hohen Norden Europas gelang ist, kann mehr als ein Monat vergehen. Man kann sogar eine durchschnittliche Geschwindigkeit angeben, mit der sich der Frühling fortbewegt: Circa 1,5 Kilometer pro Stunde. Wer Lust hat, kann dem Frühling also problemlos zu Fuß davon laufen. Aber wer will das schon! Es wird Zeit, dass der Winter nicht nur meteorologisch und astronomische vorbei ist, sondern auch in echt! Ich werde mich gleich mal auf die Suche machen und schauen, ob ich nicht doch irgendwo ein Schneeglöckchen oder einen Märzenbecher finde…
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