Astrologie funktioniert! Allerdings nur insofern, als dass viele Menschen zu einem Astrologen gehen, sich dort diverse Dinge erzählen lassen und danach der Meinung sind, der Besuch wäre das Geld wert gewesen. Astrologie funktioniert selbstverständlich nicht, wenn man sie an ihren eigene Maßstäben misst. Astrologie ist keine Wissenschaft; Astrologie kann die Zukunft nicht vorhersagen; Astrologie ist nicht geeignet, die Psyche von Menschen zu erforschen; Astrologie kann nichts über die “Zeitqualität” oder andere erfundene Konzepte aussagen. Und so weiter. Astrologie ist Unsinn. Ihr fehlt jegliche logische Basis und aus einer beliebigen Grundlage können nur völlig beliebige Aussagen folgen die damit natürlich auch keinen echten Inhalt haben. Warum Astrologie trotzdem zu funktionieren scheint, habe ich in einem ausführlichen Artikel früher schon einmal erklärt: Es liegt am sogenannten Barnum-Effekt der dafür sorgt, dass wir Menschen dazu neigen, uns in völlig nichtssagenden Charakterisierungen wieder zu erkennen und dabei nicht bemerken, dass sie nicht uns speziell, sondern alle Menschen beschreiben. Lesen wir irgendwo zum Beispiel “Du bist ein unabhängiger Geist und akzeptierst die Aussagen anderer Menschen nicht blindlings.” dann stimmen wir dem natürlich zu. Wer denkt schon von sich selbst: “Hey, ich bin ein leichtgläubiger Idiot und lass mir von anderen jeden Scheiß einreden!”. Oder wie wäre es mit “Du neigst dazu, kritisch dir selbst gegenüber zu sein.”. AUch hier denken wir ALLE, dass dieser Satz auf uns zutrifft. Wir alle denken, dass wir kritisch gegenüber uns selbst sind.
Aussagen dieser Art beschreiben alle Menschen auf dieser Welt und sind deswegen völlig ungeeignet um Individuen zu charakterisieren. Es ist leicht, eine Beschreibung wie die folgende zu formulieren: “Du bist ein Mensch. Du hast zwei Arme und zwei Beine. Du hast zwei Augen und eine Nase. Du atmest ständig ein und wieder aus. Du isst und du trinkst. Jeden Abend schläfst du ein und jeden Morgen wachst du wieder auf.” Und keiner würde so eine Beschreibung lesen und dabei denken: “Ach du meine Güte – diese Beschreibung trifft exakt zu! Erstaunlich – wie konntest du das so genau wissen? Du musst übersinnliche Fähigkeiten haben!!”. Nein, jeder würde denken: “Was soll der Scheiß – das ist völlig nichtssagendes Zeug das auf jeden zutrifft. Warum willst du mir das als persönliche Charakterisierung verkaufen?”.
Horoskope (und nicht nur die in der Zeitung, auch die angeblich so viel besseren – und teureren! – individuellen Horoskope) funktionieren allerdings exakt so. Der Astrologe (der das meistens wahrscheinlich gar nicht merkt) legt seinen Kunden einen nichtssagenden Satz nach dem anderen vor und wir sind begeistert, wie genau er unsere Persönlichkeit erkannt hat. Dass die “Charakterisierung” allerdings auch auf alle andere Menschen zutrifft, übersehen wir dabei völlig. Deswegen “funktioniert” Astrologie und es ist schwer, sich dem Barnum-Effekt zu entziehen. Seit er 1949 vom Psychologen Bertram Forer erstmal postuliert worden ist sind immer und immer wieder entsprechende Experimente durchgeführt worden die immer zu den gleichen Ergebnissen geführt haben: Legt man Menschen einen beliebigen Text voller Barnum-Aussagen vor, dann halten sie das für eine äußerst treffende persönliche Charakterisierung.
Die amerikanische Fernsehsendung “Would You Fall for That?” hat das erst kürzlich wieder eindrucksvoll demonstriert (Danke an David für den Hinweis). Ein gefakter Astrologe trägt den Menschen Barnum-Texte vor und die sind höchst beeindruckt:
Wie die Sendung weiter geht, kann ich leider nicht sagen. Der zweite Teil wurde offensichtlich nicht im Internet veröffentlicht. Aber vielleicht hat ja jemand zufällig die Sendung im amerikanischen Fernsehen gesehen? Ich vermute, die Leute waren trotz der Aufklärung über die Barnum-Texte weiterhin überzeugt, dass der “Astrologe” echt ist. Entsprechende Experimente gab es ja auch schon mit Zauberkünstlern. Ich weiß nicht mehr, wer dieses Experiment durchgeführt hat (ich glaube ich habe darüber in einem Buch von Sagan oder Dawkins gelesen), aber es ging um einen Zauberkünstler, der vor Studenten aufgetreten ist. Einmal wurde er als Zauberkünstler vorgestellt; vor einer anderen Gruppe aber als Mensch mit übersinnlichen Fähigkeiten. Am Ende waren in dieser Gruppe natürlich mehr Menschen davon überzeugt, dass es sich um echte übersinnliche Fähigkeiten und keinen Fake handelte. Seltsamerweise waren aber immer noch einige aus dieser Gruppe überzeugt, der Zauberer seie echt, selbst als sie über den Fake aufgeklärt wurden. Manchmal ist das, was man mit eigenen Augen gesehen hat (bzw. gesehen zu haben glaubt) stärker als jede andere Information…
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