Gestern war ein schöner klarer Abend bei mir in Jena und ich konnte den zunehmenden Mond gut sehen. Eine schmale Sichel lag wie eine Schüssel am Himmel und ich dachte mir: Schön! Und dann dachte ich mir: Hmm – das wird sicherlich wieder einige Menschen verwirren die nicht daran gewöhnt sind, dass die Mondsichel ab und zu mal auf dem Rücken liegt und nicht immer nur aufrecht steht. Vermutlich werden einige wieder irgendwelche Verschwörungstheorien spinnen und sich absurde Geschichten ausdenken über eine wackelnde Erde (als wäre dann die Lage der Mondsichel das einzige, woran man das merken würde…). Andere sind vielleicht aber auch einfach nur verwundert und wollen wissen, warum das so ist. Entsprechende Anfragen habe ich jedenfalls schon per Mail bekommen und ich möchte die Gelegenheit nutzen, noch mal auf meinen Artikel aus dem Februar 2012 hinzuweisen.
In “Warum der Mond manchmal auf dem Rücken liegt” habe ich genau das erklärt. Es ist ein klein wenig knifflig und man muss ein bisschen darüber nachdenken, aber im Endeffekt ist es kein großes Mysterium. Es hängt alles davon ab, auf welcher (scheinbaren) Bahn Sonne und Mond über den Himmel ziehen. Verläuft diese Bahn flach, dann sieht der Mond “normal” aus; verläuft sie steil gegenüber dem Horizont, dann liegt der Mond auf dem Rücken, so wie jetzt.
Und wenn man sich dann noch ein paar grundlegende Gedanken darüber macht, wie sich die scheinbaren Bahnen von Sonne und Mond im Laufe des Jahres verändern, dann wird klar, dass sie in einer Sommernacht flacher verlaufen als in einer Winternacht wo sie tendenziell steiler ist . Hinzu kommen noch andere geometrische Faktoren der Bahnen von Sonne, Erde und Mond die den Effekt verstärken oder abschwächen können. Am Ende sieht man aber, dass eine auf dem Rücken liegende Mondsichel etwas völlig normales ist und immer wieder vorkommt.
Lest die Details nochmal in meinem alten Artikel nach, wenn ihr wollt. Es kann sich durchaus lohnen, wenn man sich mal in Ruhe ein paar Gedanken über die Bewegung der Himmelskörper macht. Man bekommt dann ein ganz neues Verständnis für unsere Position im Sonnensystem (Wenn ihr das nächste Mal Sonne oder Mond auf- oder untergehen seht, dann probiert doch mal, euch dazu zu zwingen, die Situation aus heliozentrischer Sicht zu sehen. Zu sehen, nicht nur abstrakt zu verstehen. Es ist schwer, aber wenn man es schafft ist das ein sehr seltsames Erlebnis…).
Und vor allem fällt man dann nicht mehr auf den dummen Quatsch der Panikmacher rein, die jedesmal “Verschwörung!” oder “Weltuntergang!” schreien, wenn sie irgendwo was entdecken, was sie nicht verstehen anstatt das zu tun, was normale Menschen tun würden: Sich zu informieren. Aber anstatt sich angesichts des “ungewöhnlichen” Mondes mal kurz mit Astronomie zu beschäftigen um zu verstehen was da los ist, denkt man sich lieber absurde Geschichten über umgekippte Erdachsen, fiese Experimente geheimer Mächte, Chemtrails und ähnlichen Quatsch aus.
Genießt lieber den schönen Anblick am Himmel! Der Mond wird heute Abend so gegen 19 Uhr im Westen hoch am Himmel stehen und wenn der Himmel bei euch klar ist, könnt ihr euch die schöne liegende Sichel selbst ansehen.
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