Dieser Gastartikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb. Alle eingereichten Beiträge werden im Lauf des Septembers hier im Blog vorgestellt. Danach werden sie von einer Jury bewertet. Aber auch alle Leserinnen und Leser können mitmachen. Wie ihr eure Wertung abgeben könnt, erfahrt ihr hier.

sb-wettbewerb

Dieser Beitrag wurde von T. eingereicht.
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Ich bin auf der Suche nach Motiven. Seit Jahren. Motive die Menschen veranlassen so zu sein wie sie sind. Und zwar beim Arbeiten, im Büro, im Arbeitsalltag halt.
Irgendwo habe ich mal gehört, dass Menschen nichts unternehmen ohne einen Grund für Ihr Handeln zu haben. Ich glaube das war ein Artikel über Kriminalität, kann aber auch der allsonntägliche “Tatort” gewesen sein. Egal! Es klingt jedenfalls plausibel und wir setzen es im Folgenden vorraus. Menschen tun nichts ohne ein Motiv!
Und genau diese Motive suche ich. Konket: Was veranlasst den “Typ-Ü Arbeiter”, “ü-typisch” zu sein?
Typ-Ü? ü-typisch? Was?

Wir fangen ersteinmal ganz vorne an. In meinem fast 20-jährigen Berufsleben habe ich drei Typen Arbeiter/Angestellte/Kollegen kennengelernt. Ich bin mir sicher, ihr erkennt sie wieder:

Typ-Z: “Zufrieden”. Er macht seine Arbeit gut. 40 Stunden in der Woche seinem Job nachgehend. Unaufgeregt, kompetent. Er meckert nicht, ist mit sich im Reinen und zufrieden.

Typ-C: “Chaotisch”. Er ist ein Chaot, nicht zwangsläufig negativ gemeint. Nur schlecht organisiert, immer irgendwie gestresst. Macht drei Dinge gleichzeitig, erledigt seine Arbeit gut aber immer auf den letzten Drücker. Er meckert nicht, ist zufrieden mit sich und seinem Job.

Typ-Ü: “Überarbeitet”. Er lässt keine Gelegenheit aus mitzuteilen wie überarbeitet er ist. Objektiv macht er die gleiche Arbeit wie seine Kollegen, er weiß das auch. Auch er macht seine Arbeit gut und ist kompetent, aber in seinen Augen hat ER Stress, niemand anderes.

Mir geht’s um genau um diese Motive. Was veranlasst “Ü” jedem mitteilen zu müssen dass er gerade wieder so unglaublich viel Arbeit hat? Ich versuche es zu verstehen indem ich mich in Ü hineinversetze und suche nach den Gründen. Wir wissen ja: Es muss sie geben, Menschen machen nichts grundlos.

Anerkennung: Eine Möglichkeit wäre die ihm entgegengebrachte fehlende Anerkennung. Diese wird er aber von seinen Kollegen nicht bekommen, zumindest nicht auf diese Weise. Keiner seiner Kollegen wird ihm sagen:”Stimmt, du hast echt viel Stress und Arbeit.” Warum sollten sie das auch tun? Sie machen die gleiche Arbeit und meckern nicht.

Schutzhaltung: Nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Er weiß dass er eigentlich nichts zu tun hat und versucht durch Übertreibung seinen Job zu schützen. Kann eigentlich auch nicht sein. Eine Stelle die es nicht braucht, gibts nicht, zumindest nicht in der freien Wirtschaft. Ü macht seine Arbeit gut und wird gebraucht. Auch das weiß er, warum dann dieses Schauspiel?

Mangelnde Stressresistenz: Glaube ich nicht. Ü erledigt seine Arbeit ja gewissenhaft und zufriedenstellend. Fehler streichen sich meist nur bei tatsächlicher Überforderung ein. Diese findet nicht statt.

Fakt ist: Leute die 10-20% ihrer Arbeitszeit damit verbringen zu meckern dass sie viel Arbeit und Stress haben, werden das Problem wohl alleine nicht in den Griff bekommen.
Wie kann man ihnen helfen oder sie anregen sich selbst zu helfen?

Auf dem Weg meiner Suche habe ich auch jetzt noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden. Wahrscheinlich sind die Motive eine Mischung aus all den genannten und es bleibt als Fazit festzuhalten, dass der Arbeitsalltag vermutlich auch langweilig wäre, gäbe es nur Typ-Z Kollegen.

Kommentare (16)

  1. #1 Dampier
    13. September 2014

    Vielleicht ist Typ Ü tatsächlich überarbeitet. Die Belastberkeit kann bei Menschen sehr verschieden ausfallen, so dass der eine sich schon überlastet fühlt, während andere noch fröhlich pfeifend ihrer Arbeit nachgehen.

    Vielleicht hat Typ Ü unsere protestantische Arbeitsethik (Schuften ist der einzige Lebenssinn) einfach nicht so verinnerlicht, wie das heute noch die meisten haben (auch wenn sie nicht religiös sind). Vielleicht sieht Typ Ü nicht soviel Sinn in der Erwerbsarbeit wie andere, vielleicht kann er sich eine Menge besseres vorstellen, was er gern mit seinem Leben anfangen würde, als die beste Zeit seines Lebens an andere zu verschenken. Das kann schon zu Frustrationen führen.

    Vielleich weiß Typ Z einfach nichts mit sich anzufangen und ist deshalb froh, sich vor der inneren Leere in Arbeit flüchten zu können.

    Vielleicht wüsste Typ Ü durchaus etwas mit sich anzufangen, deshalb frustriert ihn die viele Zeit, die er gezwungen ist, auf Arbeit zu verbringen.

    Ich finde, der Mensch muss zuviel arbeiten. Bei 8 Std. täglich, 28 Urlaubstagen, und das über die gesamte Dauer deines produktivsten Lebensabschnitts, kommt man doch nie dazu, wirklich zu leben.

    Mir macht mein Job spaß aber ich finde es ist einfach viel zu viel. Eigentlich kenne ich keine Tätigkeit, der ich soviel Lebenszeit opfern möchte.

    Interessanter Beitrag @T. er regt trotz seiner Kürze sofort zur Diskussion an. So gesehen ein guter Blogartikel : )

    Grüße
    Dampier

  2. #2 Dampier
    13. September 2014

    Ergänzung: Ich denke, es gibt viele, die zwar zu Typ Ü zu zählen sind, die aber nicht permanent klagen, sondern still vor sich hin leiden. Das sind wahrscheinlich sogar mehr …

    Wie kann man ihnen helfen oder sie anregen sich selbst zu helfen?

    Du meinst “helfen, dass sie wieder freudig ihrer Arbeit nachgehen”, oder?

    Vielleicht sollte man eher helfen, dass mehr Menschen ihrem Leben einen Sinn geben können, auch wenn dieser nicht in Erwerbsarbeit liegt. Hier könnte evtl. ein bedingungsloses Grundeinkommen helfen …

  3. #3 rolak
    13. September 2014

    Da fehlt imho noch Typ-Ü2, tatsächlich keinen guten Job leistend, grotesk eigen-überbeschäftigt mit ablenkende Nebel werfer und anderen die eigenen Fehler anquasseln, grob-pampig / mobbend werdend wenn die Nummer mal nicht funkktioniert.

    vermutlich auch langweilig

    Es gibt auch positive Aspekte von ‘langweilig’ – zB nicht kontraproduktiv genervt werden.
    Es braucht auch nichts real vorhanden Negatives, um etwas Gutes genießen zu können.

    helfen?

    Funktioniert nur bei Menschen, die das auch wollen – dürfte selten sein bei einem Weltbild, in dem ‘auf Kosten anderer’ eine jederzeit nutzbare Option ist.

  4. #4 Martin
    13. September 2014

    “Eine Stelle die es nicht braucht, gibts nicht, zumindest nicht in der freien Wirtschaft?”

    Da kann ich Dir nicht ganz recht geben… Braucht es ernsthaft Herrscharen von Lobbyisten, PR Beratern, Manager von private equipty Funds… usw.?

    Wieso müssen wir überhaupt 40-50 Stunden die Woche arbeiten wenn doch ein Großteil der manuellen Arbeit in den letzten 100 Jahren automatisiert wurde?

    Ansonsten kenne ich den Typ Ü. auch und kann Dir in vielen Punkten recht geben. Vielleicht hat Typ Ü. auch einfach einen Bullshit Job, weiß es Unterbewusst, kann es sich allerdings nicht eingestehen und muss deshalb als Abwehrreaktion alle anderen damit nerven wie viel er doch zu tun hat.

  5. #5 Dampier
    13. September 2014

    @rolak

    helfen?

    Funktioniert nur bei Menschen, die das auch wollen – dürfte selten sein bei einem Weltbild, in dem ‘auf Kosten anderer’ eine jederzeit nutzbare Option ist.

    Und da ist er schon, der ewiggleiche Vorwurf des Parasitentums, wenn jemand nur mal wagt anzumerken, dass man vielleicht auch mit weniger Arbeit glücklich werden könnte … ich sehe, die unselige protestantische Arbeitsethik ist wirklich noch tief verwurzelt.

    Früher gab es etwas, das nannte sich Solidargemeinschaft.

    Das Solidaritätsprinzip beschreibt die Solidarität als grundlegendes Prinzip der Sozialversicherung. Dies bedeutet, dass ein Bürger nicht allein für sich verantwortlich ist, sondern sich die Mitglieder einer definierten Solidargemeinschaft gegenseitig Hilfe und Unterstützung gewähren.

    (Wikipedia)

    Sprich: davon, dass andere auf “meine Kosten” leben, profitiert die ganze Gesellschaft.

    Gerade heute ist ein interessanter Artikel erschienen, der zeigt, dass sich durchaus etwas bewegt:

    https://www.zeit.de/2014/36/arbeitszeit-verkuerzung-maenner/

    Weniger Arbeit für alle! Find ich gut. Dann wird es auch weniger Typ Ü und mehr Z geben.

    grz
    Dampier

  6. #6 rolak
    13. September 2014

    Ich weiß ja nicht, was für Bilder Du weswegen im Kopf gehabt hattest, als Du Dir die Antwort zusammengestellt hast, Dampier, mit meinem Text dürften sie allerdings rein gar nichts zu tun haben. ‘Auf Kosten anderer’ bezieht sich eindeutig auf das Verhalten derjenigen, betreffs derer Mr T seine ‘wie helfen’-Frage stellte. Also, um es haarklein vorzukauen, das rücksichtslose Bahandeln von Mitmenschen, konkret seinen internen und typischerweise von sonstwo mitgebrachten Frust an Kollegen auslassen.

    Nächtes Mal vielleicht den Text und nicht Deine von ihm völlig losgelöste, höchsteigene Interpretation beantworten.

  7. #7 Peroppi
    13. September 2014

    Ich finde es imemr etwas problematisch, Menschen in grobgerasterte Kategorien einzuteilen. Das passiert meiner Meinung nach gerade in der Arbeitspsychologie sehr oft. Da gibt es Gelbe, Blaue, Rote; Typ Z und Ü, die aus dem ersten bis vierten Quadranten etc pp.
    Eigentlich spielen ja so viele Dimensionen eine Rolle dass man solche Einteilungen immer ungerecht vornehmen muss. Wenn ich allein die beiden Dimensionen “zufrieden sein” und “meckern” betrachte, gibt es ja schon 4 Kategorien, wenn ich nur ganz grob in 0/1 denke. Diejenigen die zwar unzufrieden sind, aber kaum meckern, habe beispielsweise in der Einteilung nach Typen Z, C und Ü nicht gefunden.

    Ich weiß schon, das Ganze ist selbstverständlich ein Modell, was die Wirklichkeit gezwungendermaßen nur vereinfacht abbildet. Aber darin liegt die Gefahr, Menschen falsch einzuordnen. Wir lassen uns von den Möglichkeiten des Rasters begrenzen. Das sollte eine gute Führungskraft nicht tun. Das sollten wir auch in der Beurteilung von Kollegen oder Menschen generell nicht tun.

    Vielleicht ist der Ü-Typ ja gerade darum überarbeitet und unzufrieden, weil sein Chef auf einem Management-Seminar etwas über “Typen” gelernt hat und ihn nicht als individuellen Menschen sondern nach einer unpassenden Kategorie behandelt? Und nach dieser Lektüre sagen auch noch alle Kollegen über ihn “Oh, er sagt er hat zu viel Arbeit –> also ein Ü-Typ –> also meckert er sowieso, egal wie viel Arbeit er hat –> also hat er nicht zu viel Arbeit” 😉

    Ich stimme dem ersten Kommentar zu, ein guter Blogartikel regt auch zum diskutieren an, und das tut er. Außerdem hat er eine angenehme Länge im Verhältnis zum Informationsgehalt und liest sich sehr flüssig. Gefällt mir. Danke dafür!

  8. #8 Dampier
    13. September 2014

    @rolak

    na, man gut dass ich meine Antwort sogar nochmal entschärft habe vor dem Abschicken : ) Da habe ich dich wohl wirklich missverstanden. Sehr eindeutig fand ich es allerdings nicht formuliert. Schwamm drüber.

    Grüße
    Dampier

  9. #9 rolak
    13. September 2014

    Sehr eindeutig fand ich es allerdings nicht

    Eine direkte Entgegnung auf ein eindeutiges Zitat? Dann lerne evtl erst mal lesen, Dampier, so ab ca Kindergarten funktioniert das Spielchen mit der Schuidübertragung im Normalfall nicht mehr reibungslos.

  10. #10 Gaius
    13. September 2014

    Ich schließe mich Dampier an: anregend. Mir allerdings etwas zu kurz.

    Die Frage der Überforderung verlangt eine individuelle Betrachtung. Eine (wie auch immer definierte) “Menge” der Arbeit alleine kann kein ausreichendes Kriterium sein. Wer die Potentiale seiner Mitarbeiter nutzen möchte, sollte daran interessiert sein, was jeden einzelnen antreibt, motiviert, oder eben frustriert. Und das kann unglaublich verschieden sein. Wer sich als Vorgesetzter dafür nicht interessiert oder meint, keine Zeit für sowas zu haben, wird auf ziemlich viel Leistung seines Teams verzichten müssen (und öfter mal Neue einarbeiten …).

    @ rolak
    auch hier schließe ich mich Dampier an: deine Aussage war durchaus interpretationsfähig. Zum Stil: während er deeskaliert hat, kommst du ziemlich aggressiv rüber – lies einfach noch mal die Worte, die du verwendest. Es schadet deiner Aussage.

  11. #11 rolak
    13. September 2014

    durchaus interpretationsfähig

    Na das müßtest Du aber noch deutlich genauer erklären, Gaius, denn um aus (um es zu verdeutlichen, in der Langform)

    -Fakt ist: Leute die 10-20% ihrer Arbeitszeit damit verbringen zu meckern dass sie viel Arbeit und Stress haben, werden das Problem wohl alleine nicht in den Griff bekommen.
    Wie kann man ihnen helfen oder sie anregen sich selbst zu helfen?
    -Funktioniert nur bei Menschen, die das auch wollen – dürfte selten sein bei einem Weltbild, in dem ‘auf Kosten anderer’ eine jederzeit nutzbare Option ist.

    das herauslesen zu können, was Dampier oben beschreibt, braucht es schon ein gerüttelt Maß an Vorsatz und brachialer, textferner Eigeninterpretation – die er ja schon in seinem ersten Kommentar darlegt. Denn es kann überhaupt nicht um Mehr- oder Wenigerbelastung oder mehr oder weniger Arbeitszeit gehen, da dieser Schlag Menschen genau dieselbe Nummer auch nach reduziertem Arbeitspensum abziehen würde (Beispiele schon genug erlebt).
    Aus meinem Satz dann den Vorwurf des asozialen Denkens zu zimmern, ist nicht nur mehr als fragwürdig in der Begründung, sondern schlicht unverschämt.Und wie Du seinen Versuch, diese katastrophale Fehlleistung auch noch mir anzuhängen, als ‘Deeskalation’ einsortieren kannst, ist mir völlig unverständlich.

    Aber wenn ihr hier unbedingt irgendwen madig machen wollt – viel Spaß weiterhin in diesem Sandkasten, unbehelligt von der Realität oder mir.

  12. #12 Florian Freistetter
    14. September 2014

    Nicht streiten…

  13. #13 T
    14. September 2014

    “Nicht streiten…”
    Genau! Und den Blogartikeleintrag vielleicht nicht ganz so bitterernst nehmen.

    “Ich finde es imemr etwas problematisch, Menschen in grobgerasterte Kategorien einzuteilen.”
    Du hast Recht, das wird dem jeweiligen Menschen auch nicht gerecht, da sein Wesen und Denken wohl deutlich zu komplex und kompliziert ist, um ihn in ein solches Raster zu packen.
    Aber wie schon erwähnt: Nehmt den Artikel nicht zu ernst. Schön dass hier ausgiebig diskutiert wird. 😉

    Grüße, T

  14. #14 T
    14. September 2014

    Wie ich an anderer Stelle schon mal bemerkt habe: Dieser T bin nicht ich, und als T poste ich hier seit 2010. Einer von uns beiden wird sich einen anderen Nickname suchen müssen. Ich hänge nicht daran, wenn du ihn also unbedingt haben willst …

  15. #15 T2
    15. September 2014

    Nein, ich hänge nicht dran. Hat nur mit der Tatsache zu tun, dass der Artikel anonym veröffentlicht wurde. Florian hat sich dann für das kurze “T” entschieden, ich habs aufgegriffen.
    T gehört dir. 😉