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Wie funktioniert die Liebe? – Von weissen Flecken auf der Landkarte der Wissenschaft
von Kathrin Degen alias “Kathi Keinstein”
Ich bin Chemikerin sowie freischaffende Lehrerin und blogge über Natur und Wissenschaft für die ganze Familie auf www.keinsteins-kiste.ch.
Eine Leserfrage – die Frage eines Kindes – brachte mich auf die Idee zu diesem Artikel: “Welche Hormone bewirken, ob und wann wir uns verlieben?” Die Suche nach Antworten führte mich rasch du einem besonders interessanten Ergebnis: Einem weissen Flecken auf der Landkarte der Wissenschaft. Die Biochemie der Liebe ist nämlich ein Gebiet, dass erst ansatzweise wissenschaftlich erforscht ist. So zeige ich in diesem Artikel nicht einfach einige Moleküle, über deren Rolle in Liebesdingen schon einiges bekannt ist, sondern auch die Grenzen dessen, was die Wissenschaft zur Zeit erklären kann. In einfachen – hoffentlich kindgerechten wecke er die Entdeckerlust der Forscher von morgen, die eines Tages diesen und andere weisse Flecken auf der wissenschaftlichen Landkarte füllen mögen.
Als der Sommer sich dem Ende neigte, hat mich eine Leserfrage erreicht: Welche Hormone bewirken, ob und wann wir uns verlieben?
Das ist eine spannende Frage, gestellt zu einem spannenden Zeitpunkt. Denn wer annimmt, dass der Frühling die Zeit der Verliebten und der überschäumenden Hormone sei, liegt falsch. Zumindest gemäss der Forscher, die die Liebestollheit der Menschen an der Anzahl Babys messen, die jeweils neun Monate später geboren werden.
Es kommen nämlich im Sommer etwas mehr Kinder zur Welt als in den übrigen Jahreszeiten. Und die müssen dann im Herbst gezeugt worden sein. Also dann, wenn die Tage dunkler werden und man sich näher zusammenkuschelt.
Terra incognita der Wissenschaft
Die Frage nach den Liebeshormonen ist aber noch aus einem anderen Grund spannend. Sie führt nämlich nah heran an unerforschtes Gebiet – an einen weissen Fleck auf der wissenschaftlichen Landkarte.
“Terra incognita”, das ist lateinisch für “unentdeckte Erde”, also “unentdecktes Land”. Spätestens seit Google Earth gibt es auf den Landkarten unserer Erde wirklich keine solchen Gebiete mehr. Und mit der Wissenschaft, die so viel erklären kann, scheint es sich oft ähnlich zu verhalten.
Wer das annimmt, liegt aber gründlich falsch. Sogar sehr gründlich. Wozu bräuchten wir auch noch Universitäten und Institute voller Forscher, wenn es auf der Landkarte der Wissenschaft keine weissen Flecken mehr zu erforschen gäbe?
Einer dieser weissen Flecken befindet sich dort, wo wir die Geheimnisse der menschlichen Liebe zu finden erwarten. Darüber, was in seinem Körper passiert, wenn ein Mensch sich verliebt, glaubt man nämlich schon vieles zu wissen. Was aber dazu führt, dass liebende Menschen viele Jahre oder gar ein ganzes Leben lang zusammen bleiben, ist bis heute ein grosses Rätsel.
Wann verlieben wir uns?
Willi und Maja gehen schon länger in die gleiche Klasse. Die meisten würden wohl sagen, dass Maja ein hübsches Mädchen ist, schlank, mit glänzenden blonden Haaren. Aber so genau hat sich der Willi die Mädchen bislang noch nicht angesehen.
Bis zu dem Klassenausflug in den Freizeitpark. Dort geht die ganze Clique gemeinsam auf die Achterbahn. Zufällig landen Maja und Willi im gleichen Wagen, klammern sich am gleichen Haltebügel fest, während sie langsam nach oben fahren, und kreischen auf der rasanten Strecke nach unten um die Wette. Am Schluss der Fahrt sehen sie einander an und brechen gleichzeitig in schallendes Gelächter aus, als sie ihre vom Wind zerzausten Frisuren sehen.
Seitdem geht die Maja dem Willi nicht mehr aus dem Kopf. Wann immer er sie sieht – oder auch nur an sie denkt – kribbelt es in seinem Bauch, und er fühlt sich leicht und beschwingt. Da entgeht wohl niemandem: Der Willi ist verliebt.
Was ein Mensch an Eigenschaften mitbringt, und welche Umstände dazu führen, dass wir uns in ihn verlieben, ist immer noch weitgehend ein Rätsel. Vermutlich wird die Maja wohl etwa dem entsprechen, was der Willi sich unter einem netten, hübschen Mädchen vorstellt – oder genauer: was der Willi sich im Laufe seiner Kindheit darunter vorzustellen gelernt hat.
Ausserdem wird die aufregende Fahrt in der Achterbahn ihr Übriges dazu getan haben. Forscher haben nämlich genau solche Tests gemacht – in Achterbahnen oder auf schwindelerregenden Hängebrücken. Dabei haben sie herausgefunden, dass Menschen, insbesondere Männer, sich in aufregenden Situationen öfter zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen, als wenn Langeweile herrscht.
Was passiert, wenn wir uns verlieben?
Willis Kollege Alex behauptet, der Willi habe auf der Achterbahn sein Herz verloren. Dabei ist es entgegen weit verbreiteter Ansichten nicht das Herz, das sich verliebt, sondern das Gehirn. Und in Willis Gehirn geht es gerade richtig hoch her.
Mit Dopamin auf Wolke 7
Sobald er die Maja sieht – oder an sie denkt – wird in Willis Gehirn nämlich ein Botenstoff namens “Dopamin” ausgeschüttet. Und das in rauhen Mengen.
Auch wenn man, geht es ums Verliebtsein, meistens von Hormonen spricht, ist Dopamin gar kein Hormon. Anstatt nämlich seine Botschaft über weite Strecken durch den Körper zu tragen, übermittelt Dopamin Signale gerade einmal von einer Nervenzelle zur anderen. Deswegen nennen Wissenschaftler und Mediziner es einen “Neutrotransmitter” – einen “Nervenübermittler”.
Dopamin ist ein kleines Molekül aus 22 Atomen und sieht so aus:
Da müsste man nur ein weiteres Atom anbauen, und man hätte das Stresshormon Noradrenalin, und mit drei weiteren Atomen dessen Bruder Adrenalin.
So ähnlich diese Moleküle sich sind, so verwandt sind auch ihre Wirkungen. Während Noradrenalin und Adrenalin, die nicht nur Neurotransmitter, sondern auch echte Hormone sind, dem ganzen Körper vermitteln, er solle gestresst reagieren, ist die Wirkung von Dopamin um vieles angenehmer.
Es übermittelt sein Signal nämlich nicht zuletzt in einen Bereich des Gehirns, der “Belohnungssystem” genannt wird. Dieser Bereich sagt dem Körper nämlich: “Sei erregt, sei motiviert, sei euphorisch!” Kurzum: “Sei total happy!” Und das tut er immer dann, wenn wir uns in eine Situation bringen, die unserem Körper (scheinbar) so richtig gut tut – mit dem Zweck, dass wir uns immer wieder in diese Lage bringen. Glücksgefühle sind schliesslich eine richtig gute Sache.
Das geschieht, wenn wir Schokolade essen, wenn wir ein Spiel spielen, das uns Spass bereitet, oder wenn wir jemandem (wieder-)begegnen, den wir gern haben. Und wenn wir verliebt sind, feuert das Belohnungssystem ganz besonders eifrig.
Das haben Forscher untersucht, indem sie Leute in Willis Lage in einem Magnetresonanz-Tomographen (kurz MRT) beobachtet haben. Dieses Gerät liefert Bilder des darin gescannten Gehirns. Und zwar – in einer speziellen Form – Echtzeit-Videobilder, die zeigen, wo im Gehirn gerade gedacht oder gefühlt wird. Sobald die Forscher den verliebten Testpersonen ein Bild ihres Schwarms gezeigt haben, ging es nicht zuletzt im Belohnungssystem heiss her. Beim Ansehen von Bildern fremder Personen geschah dagegen nicht viel (die Wissenschaftler haben dazu auch einen Text geschrieben – auf englisch und für andere Forscher – und den gibt es hier).
Macht Verliebtsein süchtig?
Eine ganz ähnliche Wirkung haben aber auch viele gefährliche Drogen, die nach der Einnahme ebenfalls für eine Dopamin-Schwemme im Gehirn sorgen. Die sorgen aber in der Regel nur für einen kurzen Rausch, was dazu führt, dass man sie immer wieder und in immer grösserer Menge einnehmen muss, um den ständigen Hunger des Körpers nach dem “total-happy”-Zustand zu befriedigen.
Verliebtsein kann dagegen länger dauern. Um einiges länger. Und Willis Freunde sind schon reichlich genervt davon, dass er über nichts anderes mehr spricht als davon, wie wunderschön und grossartig die Maja doch ist. Dass das Mädchen eine Zahnspange trägt und die Maja ihrerseits nur über Pferde redet (das ist doch endlangweilig, finden die Jungs), scheint dem Willi dabei völlig zu entgehen.
Wie Verliebtheit zur rosaroten Brille führt
Der Liebesrausch, an dem neben Dopamin auch noch andere Botenstoffe beteiligt sind, führt dazu, dass neben dem Feuerwerk des Belohnungssystems anderswo im Gehirn nicht mehr viel läuft. Das betrifft vor allem die Gehirnbereiche, die für vernünftiges Denken und kritische Einschätzung zuständig sind. In diesen Bereichen herrscht weitgehend Funkstille, sodass in Willis Kopf das “Maja ist perfekt, sei total happy”-Signal absolut vorherrschend ist.
Deswegen kann er die Macken, die Maja wie jeder Mensch hat, in seinem Rauschzustand gar nicht wahrnehmen. Ganz gleich, wie oft seine Freunde ihn darauf hinweisen, Willi sieht alles durch die “rosarote Brille”.
Mangels Serotonin zur Besessenheit
Und noch etwas geschieht, das der Willi nicht gleich merkt: Wo immer er ist, was immer er auch tut, ständig geht ihm die Maja im Kopf herum. Tatsächlich ist da auch für gar nichts oder niemand anderen mehr Platz. Matheaufgaben zum Beispiel sind gar nicht wichtig. Hauptsache, die Maja sitzt eine Bank weiter vorne, sodass er ihren herrlich blonden Schopf immer gut im Blick hat. Und wenn es in Mathe eine schlechte Note gibt, was solls…zu Hause von Maja erzählen ist eh viel schöner.
So merken Willis Freunde, seine Eltern und die Mathelehrerin viel eher als er selbst, dass sich alles in seinem Kopf nur noch um die Maja dreht. Regelrecht besessen von der Maja sei er, klagen Willis Eltern der Lehrerin in der Sprechstunde.
Und das kommt nicht von ungefähr, nehmen die Wissenschaftler an. Die haben nämlich beobachtet, der der Rausch der Verliebtheit reichlich wenig Platz für einen anderen Nervenübermittler lässt, der Serotonin heisst.
Dieses kleine Molekül ist übrigens auch ein richtiges Hormon und sorgt dafür, dass der Mensch nicht zu viel Stress empfindet, sondern entspannt und gelassen bleibt.
In gewisser Weise ist Verliebtsein allerdings auch Stress (erinnere dich, die Botenmoleküle für Rausch und Stress sehen einander sehr ähnlich und lösen so auch ähnliches aus!), wenn auch sehr angenehmer. Gelassenheit und Entspannung kann der Körper jedoch gar nicht brauchen, wenn er seinen antreibenden Rausch des Verliebtseins auskosten will.
So beobachten die Forscher im verliebten Gehirn wenig Serotonin – etwa so wenig wie bei einem Menschen, der an einer Zwangserkrankung leidet. Solche Menschen sind so zwanghaft von etwas besessen, dass sie deshalb mit Medikamenten oder von einem Psychotherapeuten behandelt werden, um von den ständigen Gedanken und Handlungen darum loszukommen. Etwa so ergeht es auch dem Willi – er ist besessen von der Maja.
Wenn dem Körper im Vollrausch die Puste ausgeht
Der Willi braucht allerdings keinen Arzt. Denn die ständige Aufregung, die das Verliebtsein mit sich bringt, wird für seinen Körper auf Dauer mächtig anstrengend. So lässt der Vollrausch im verliebten Gehirn irgendwann – spätestens nach ein paar Wochen oder Monaten – von selbst nach.
Mit Liebeskummer auf kaltem Entzug
Bis dahin kann dem Willi aber ähnliches geschehen wie einem Drogensüchtigen, der plötzlich keinen “Stoff” mehr hat. Sollte er nämlich verliebt sein, bis die Ferien beginnen und die Maja auf den Reiterhof fährt, ohne ihm von dort auch nur einmal zu schreiben, kann der Liebesrausch schnell ins Gegenteil umschlagen: In Liebeskummer.
Mit anderen Worten: Plötzlich ohne seine Liebesdroge erlebt der Willi das, was Suchtfachleute einen “kalten Entzug” nennen. Der Körper verlangt nach dem schönen Rauschzustand, ohne ihn erreichen zu können. Und das kann ganz schön schmerzhaft sein, geht aber zum Glück – wie die Erscheinungen des Drogenentzugs – vorbei.
Der Körper reagiert nämlich auf das Ausbleiben der berauschenden Dopamin-Signale mit deutlichen Hinweisen, dass etwas ganz und gar krumm läuft. Aus den Schmetterlingen im Bauch werden Flugzeuge, wie Herbert Grönemeyer diesen Zustand sehr treffend beschreibt. Und Flugzeuge im Bauch können schliesslich nicht angenehm sein: Sie machen einem Bauchgrimmen, ermüden Körper und Geist und bereiten mitunter sogar körperlichen Schmerzen.
Mit solchen Signalen sagt der Körper uns normalerweise, dass er krank ist. Beim Willi sind aber nicht irgendwelche Erreger Auslöser der Krankheit, sondern das Fehlen von etwas, das der Körper für lebenswichtig hält: Dopamin und die Rausch-Signale aus dem Belohnungssystem. Anders als Willis Körper annimmt, ist dieser Mangel aber nicht direkt gefährlich. Sein Körper braucht nur eine ganze Weile, um das zu kapieren. Durchhaltevermögen ist also gefragt, bis diese Krankheit von selbst vergeht. Und bis dahin kann viel Trost von lieben Menschen die Beschwerden lindern.
Wie wird aus Verliebtheit Liebe?
Wenn der Willi aber Glück hat und in Majas Gehirn sich ein ähnliches Feuerwerk abspielt wie in seinem, verbringen die beiden bald jede freie Minute gemeinsam, um gegenseitig ihren Rausch zu fördern und die Verliebtheit zu geniessen. Dabei nähern sie sich, ohne es zu merken, immer weiter dem grossen weissen Fleck auf der wissenschaftlichen Landkarte.
Denn was passiert, wenn der Willi und die Maja so lange “zusammen” bleiben, bis ihren Gehirnen die Puste ausgeht?
Bis dahin haben sie so viel Zeit miteinander verbracht, dass sie sich gut kennengelernt haben. Sie sind einander vertraut, sie fühlen sich beieinander wohl.
Zweisamkeit dank Oxytocin?
Solche Gefühle werden durch das Signal eines weiteren Moleküls erzeugt, das sowohl ein Nervenübermittler als auch ein echtes Hormon ist: Oxytocin. Dieses Molekül ist ein gutes Stück grösser als die Rausch- und Stressboten.
Und wer ein Bisschen was von Biochemie versteht, dem fällt vielleicht auf: Das sieht aus wie ein Bruchstück von einer Protein-Kette aus verschiedenen Aminosäuren (Die Drei-Buchstaben-Ketten im Bild stehen für die Namen dieser Aminosäuren).
Das ist es auch: Solche “Peptid-Hormone” werden in Proteinfabriken am laufenden Meter hergestellt, verpackt und während ihres Transports zur Zell-Aussenwand in Einzelmoleküle zerschnitten. So können die molekularen Weihnachtsmänner in den Körperzellen (über diese genialen laufenden Moleküle erfahrt ihr hier mehr!) diese Botenstoffe zielgenau ausliefern und auf ihren Botengang ausserhalb der Zelle ausschicken.
An seinen Zielen angekommen vermittelt Oxytocin unter anderem das Signal “alles ist gut, es gibt keinen Grund gestresst zu sein, du musst keine Angst haben”. Der Körper entspannt sich, man fühlt sich wohl. Deshalb wohl wird im Körper einer Mutter, die ein Baby stillt, Oxytocin ausgeschüttet, und liebende Partner werden gleich nach dem Geschlechtsverkehr regelrecht damit überflutet.
Je nachdem, wo das Oxytocin-Signal empfangen wird, kann es aber noch andere Dinge bewirken. Das Zusammenziehen der Gebärmutter beim Einsetzen der Geburtswehen ist nur eines davon. Eine andere Wirkung, über die von Wissenschaftlern zur Zeit rege diskutiert wird, ist die Anleitung des Gehirns zur Ausgrenzung von fremden Personen, die eine entspannte Zweisamkeit stören könnten.
Wäre ein “Liebestrank” aus passender Hormonmixtur denkbar?
Mit all diesem Wissen über Nervenübermittler und Hormone – könnte man da nicht im Labor einen modernen Liebescocktail mischen, der einen Menschen für eine bestimmte Person entflammen und mit diesem zusammen bleiben lässt? Das würde dem Willi und uns doch vielleicht so manchen Liebeskummer ersparen.
Tatsächlich wissen wir dazu noch viel zu wenig darüber, wie die Liebe funktioniert. Weder verstehen wir, warum der Willi sich nun gerade in die Maja verliebt hat und nicht in die Verena, die gewiss auch ein nettes, hübsches Mädchen ist. Ebenso wenig verstehen wir, warum und wann zwei Liebende sehr, sehr viel länger ein Paar bleiben, als der Liebesrausch sie direkt dazu anhält.
Das Oxytocin-Signal ist vermutlich nur einer von vielen Umständen, die uns dabei helfen, einen vertrauten Partner schätzen zu lernen. Eine richtig lange, vielleicht lebenslange Partnerschaft gehen nämlich nur ganz wenige andere Tiere ein.
Warum wir Liebe lernen
Die meisten Tiere suchen sich in jeder Paarungszeit einen neuen Partner (und verwenden eine ungeheure Menge Energie darauf). Die Biologen nehmen an, dass sie so zu Nachkommen mit möglichst vielen unterschiedlichen Sätzen von Genen kommen. So kommt es zum einen weniger leicht zu Inzucht, zum anderen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Nachkommen mit besonders “starken” Gen-Sätzen entstehen, die für das Überleben der Art sorgen können.
Was läuft nun beim Menschen anders? Wir haben ein besonders grosses und kompliziertes Gehirn, das eine lange Zeit braucht, um sich zu entwickeln und zu reifen. Deswegen haben wir wahnsinnig viel längere Kindheit als praktisch alle anderen Tiere. So müssen sich Menscheneltern viel, viel länger um ihren Nachwuchs kümmern als andere Tiereltern, ehe der allein zurecht kommt.
So vermuten Wissenschaftler, die sich mit evolutionärer Psychologie beschäftigen, dass wir Menschen einander dauerhaft lieben lernen, damit wir lange genug ‘zusammen’ bleiben können, um (mindestens) ein Kind grosszuziehen. Da wir aber nicht einfach durch die Vergangenheit reisen und nachsehen können, was die Evolution da wirklich getrieben hat, können sie diese Annahme nicht überprüfen.
Deshalb werden diese und andere Vermutungen, warum und wie wir zu lieben lernen, von den Wissenschaftlern heiss diskutiert: So lange niemand in solch einen weissen Fleck auf der Landkarte vorgedrungen ist, lässt sich wunderbar darum streiten, was sich dort befinden mag – und wie man dorthin gelangen kann.
Vielleicht gehört ihr ja zu den Forschern von heute oder morgen, denen es gelingen mag, dieses wunderbare Geheimnis der Natur zu lüften?
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