Neubesetzungen von Botschafterposten geben häufig keine grossen Schlagzeilen her. Sie sind aber nicht selten interessant, da sie oft Rauchzeichen sind von ansonsten sehr diskreten Interaktionen und darum Einblicke in die Beziehungen zwischen zwei Ländern geben. Zwei baldige Neubesetzungen sind mir aufgefallen in den letzten Tagen: Die zukünftige Botschafterin Georgiens in Berlin und der designierte Botschafter der USA in Syrien.

Tbilisi, Habsburg und Berlin

Bei der neuen Botschafterin in Berlin kommt etwas Glamour und Adel mit ins Spiel (vielleicht kann ich hier zum ersten Mal Klatschmagazine konkurrenzieren): Gabriela Maria Charlotte Felicitas Elisabeth Antonia von Habsburg-Lothringen, kaiserliche Prinzessin und Erzherzogin von Österreich und königliche Prinzessin von Ungarn und Böhmen (ich garantiere nicht, dass ich diesen Namen protokollarisch korrekt hingekriegt habe) ist die designierte neue Botschafterin Georgiens für Deutschland. Ich vermute einmal als Botschafterin bestätigt, wird sie auch nur mit ‘Ihre Exzellenz’ angesprochen wie alle anderen normalen Botschafterinnen und Botschafter auch.

Gemäss meinen Recherchen ist sie noch nicht Botschafterin da noch nicht akkreditiert, das heisst der Bundespräsident muss noch das Beglaubigungsschreiben vom Entsenderstaat offiziell entgegenehmen. Wikipedia behauptet zwar Gabriela von Habsburg sei schon Botschafterin, dies ist man aber erst nach der erfolgten Akkreditierung (in der Regel durch das Staatsoberhaupt vorgenommen). Vermutlich hat jemand die Akkreditierung mit dem Agrément (eine vorgängige Gutheissung der Kandidatin/ des Kandidaten durch den Empfangsstaat) verwechselt. Wikipedia und die Details eben.

Warum schickt man also eine Adlige als Botschafterin nach Deutschland? Die Dame ist in Deutschland aufgewachsen und man erhofft sich vermutlich, dass ihr Name Türen öffnen wird. Gemäss dem Economist ist die direkte Konkurrenz beträchtlich. Russland welches gute Beziehungen zu Deutschland pflegt und gegen welches man in Berlin in der Aufmerksamkeitsökonomie wohl gerne etwas aufholen möchte, wird durch Botschafter Vladimir V. Kostenev vertreten. Gemäss dem britischen Magazin ein ‘unermüdlicher Salonlöwe’ (indefatigable socialite). Man wird sehen, wieviel ein Name wert ist. Der Erbadel scheint in Europa nie aus der Mode zu kommen. Hatte Rumsfeld mit der Kategorisierung ‘altes Europa’ vielleicht doch nicht so unrecht?

Reise nach Damaskus

Die zweite Berufung die mir aufgefallen ist, fand wo ganz anderes statt. US Präsident Obama hat die Rückkehr eines Botschafters nach Syrien angekündigt. Genau fünf Jahre nach dem Rückzug der Botschafterin Margaret Scobey als Reaktion auf Syriens Verwicklungen in die Ermordung des libanesischen Premiers Rafiq Hariri. Für den Posten vorgeschlagen ist der Karriere-Diplomat Robert S. Ford. Er spricht arabisch und scheint dem Aussenministerium bisher treue Dienste geleistet zu haben. Dies zeigt wohl die Bedeutung die Obama dieser Position zumisst.

Trotz grossen Zielen ist es relativ still geworden um Obamas Pläne in Nahost. Dies ist nicht zwangsläufig ein Zeichen für Stillstand und kann durchaus bedeuten, dass man ausserhalb des Blickfeldes der Öffentlichkeit via traditionelle diplomatische Knochenarbeit versucht etwas aufzubauen. Eine Einigung zwischen Syrien und Israel wurde schon häufig als erster Schritt in Richtung eines grösseren Friedens gesehen (jedoch im Moment tauschen die zwei Länder vor allem Vorwürfe aus). Die Berufung könnte durchaus ein Zeichen nach Aussen sein, dass die Dinge in Bewegung kommen (auch hofft man vielleicht den Iran noch weiter zu isolieren). Trotzdem bleiben die US Sanktionen vorläufig noch bestehen. Es handelt sich also vor allem um einen Kommunikationskanal und vielleicht einen kleinen Schritt in die Richtung einer neuen Lösung.