Die Perseiden sind (fast) Geschichte; der Schauer ist noch aktiv und flaut bis zum Monatsende allmählich ab. Zeit für einen kleinen Rückblick.
Laut Berichten/Tweets von und bei Daniel Fischer schien der Schauer vor allem am Samstagabend die Erwartungen eher zu enttäuschen. Mehrere Beobachter bezeichneten die Rate als “poor” und “underwhelming”. Nachdem immer mehr Beobachtungen, auch aus anderen Ländern, gemeldet wurden, ergab sich dann aber doch eine ZHR von ca. 50 für den Abend des 12. August – eigentlich genau im erwarteten Bereich, denn laut Fischer, der sich auf die mehrjährige Statistik von meteoflux.org bezieht (Mittelung über 2011-2017 ohne das untypische Jahr 2016) beträgt die erwartete Rate einen Tag vor dem Maximum ungefähr 2/5 es Maximalwerts. 50 sind 2/5 von 125 und beim Maximum am Montagmorgen wurde eine ZHR von 108 gemessen:
Das entspricht dem prognostizierten Wert von ca. 100. Die meisten unerfahreneren Beobachter werden jedoch festgestellt haben, dass eine ZHR von 100 eben keineswegs ein Meteorregen ist. Aber wer Geduld hatte, hat ein paar schöne Meteore sehen können.
Im Netz gibt es dennoch eine Menge hübscher Perseidenfotos, nur leider die wenigsten mit Bildrechten zur Wiedergabe an anderer Stelle. Eines davon oben als Artikelbild, und hier eines aus heimischen Landen:
Weitere Bilder finden sich unter den folgenden Links:
- Heller Perseid (und ein paar kleinere) über Norditalien
- Perseiden über dem Lilienstein
- Sehr schönes Komposit aus den Rocky Mountains nahe Denver
- Sammlung sehr schöner Bilder
- Mehr Bilder
- und noch mehr.
Leser Schlappohr hat mir auch ein paar Bilder zugesendet, aus denen ich ein Komposit zusammengestellt habe. Die Bilder wurden mit einer Pentax K-5 (APS-C) und Makinon f2,8/28mm-Weitwinkel bei 1600 ISO und 20 s Belichtungszeit mit feststehender Kamera aufgenommen. Der Radiant liegt hier oben links oberhalb des Bildrandes.
Ich selbst hatte mich am Sonntagabend auf eine kleine Safari begeben. Nach Recherche eines anscheinend geeigneten Orts (nahe einem kleinen Dörfchen in einem dunklen Eifeltal, etwas abseits der großen Lichtverschmutzungsquellen; die Hügel um das Tal sollten einen netten Vordergrund liefern) bin ich zum Einbruch der Dunkelheit nach 21:00h rausgefahren. Als ich am betreffenden Ort ankam, stellte der sich jedoch als ungeeignet heraus, weil hier, in unmittelbarer Nähe des Nationalparks Eifel, der offiziell anerkanntes IDA International Dark Sky Reservat werden möchte (dazu müssen aber auch die umliegenden Gemeinden die Beleuchtungsregeln beachten), die fürchterlichsten Straßenlaternen aufgestellt waren; diese zylinderförmigen Lampen mit Schirm, die hauptsächlich seitwärts strahlen. Die glasklaren Scheiben gaben den Blick auf die kolossal blendenden LEDs frei.
Der Weg aus dem Ort heraus endete frühzeitig an einer Schranke, so dass ich den Lichtquellen nicht ausweichen konnte. In der Gegenrichtung aus dem Ort heraus ging es in den Wald hinein, also keine freie Sicht auf den Himmel.
Mir war bei der Anfahrt hinunter ins Tal jedoch ein Abzweig in einer Serpentine aufgefallen, da fuhr ich dann wieder hin. Hinter der Einfahrt verbarg sich ein Parkplatz, und zwar der eines Ruhehains, wie man dem Schild an der Einfahrt entnehmen können. Ich war also mitten in der Nacht an einem Friedhof im Wald. Ich überlegte kurz, ob ich mich gruseln sollte und beschloss dann, dass der Ort perfekt sei und ich im übrigen nicht an Geister glaubte – keine Lampen in Sicht, ein paar Bäume für den Vordergrund und ich konnte mit dem Auto bis auf ein paar Meter an den Beobachtungsplatz, eine Lichtung hinter der Parkplatzschranke, heran, denn ich hatte zwei Stative, zwei Ferngläser, eine kleine Reisemontierung, Kameratasche und einen Klapp-Liegestuhl dabei, die ich nicht zu weit schleppen mochte. Im Übrigen glaube ich an Wildschweine und dass die mit Frischlingen relativ ungemütlich werden können, da war das nahe Auto auch als potenzieller Panikraum willkommen. Ein paarmal hat es dann später im Gehölz geknistert, vermutlich war es ein Reh (schon bei der Anfahrt war eines mit Kitz direkt vor mir über die Straße gelaufen, so dass ich scharf bremsen musste).
Habe also dort aufgebaut. Zum Einsatz kam meine Pentax K-S2, die einen eingebauten Intervalltimer bietet, mit dem man bis 30-sekündige Belichtungen durchführen kann. Als Objektiv wählte ich ein 10-20 mm f/3,5-Zoom, das ich mittig auf 15 mm einstellte. Ich wählte 1600 ISO und 30 s Belichtungszeit – die Kamera ruhte auf der Reisemontierung, die dem Himmel nachgeführt wurde, so dass keine Strichspuren entstehen sollten. Die Polachse richtete ich in der Höhe mit der Wasserwaagen-App des Handys auf den lokalen Breitengrad aus und peilte über die Achse den Polarstern an. Hat dann auch wunderbar funktioniert.
Das Einstellen des Fokus war allerdings mühsam. Es war schon zu dunkel für den Autofokus, keinerlei geeignete Lichtquelle in Reichweite (hab’s am Autolicht versucht, klappte nicht so recht), so musste ich dann Probeaufnahmen machen, denn der Fokuspunkt für unendlich war weder am Anschlag, noch konstant über den Zoombereich. Die Probeaufnahmen habe ich dann auf dem Kamerabildschirm maximal vergrößert, was funktionierte. Und dann die Kamera gestartet und mich mit Feldstecher auf den Liegestuhl gelegt und auf die Dunkelheit gewartet.
Der Andromedanebel war schnell gefunden, auch h und χ zwischen Perseus und Kassiopeia. Etwas länger musste ich warten, bis es für den Kometen Giacobini-Zinner dunkel genug war, der längs der linken Kante des Kassiopeia-Ws zu finden war. Einen Schweif konnte ich nicht erkennen, nur ein rundes, mattes Wölkchen.
Nach einer Weile, als ich einen Perseiden im Augenwinkel sah, legte ich die Feldstecher beiseite, weil ich dabei war, die Show zu verpassen. Ich zählte ca. 5 Perseiden (ohne Buch zu führen) und fast genau so viele sporadische Meteore. Mir schien es so als ob mehrere davon aus Richtung Wassermann oder Steinbock kamen – ob da ein zweiter Schauer aktiv war? Und vor allem unzählige Flugzeuge und Satelliten. Es ist nur der Rechenkunst des DeepSkyStackers zu verdanken, dass die unten im Bild nicht zu sehen sind.
Irgendwie schienen mir die meisten Perseiden mehr Richtung Schwan aufzuleuchten, und weil es im Nordosten wegen der Lichtverschmutzung hinter dem Hügel nicht richtig dunkel werden wollte, beschloss ich (vielleicht keine gute Entscheidung) die Kamera gegen 23:00h in eine etwas andere Richtung zur schwenken, Richtung Milchstraße zwischen Kassiopeia und Schwan. Da war der Himmel schön dunkel. Die Reste der Lichtverschmutzung sieht man aber noch am unteren Rand; ich habe versucht, sie mit Bildverarbeitung zu eliminieren, was dann aber auch die Milchstraße abgeschwächt hat, aber so sind die Meteore besser zu erkennen:
Ich konnte bis etwa 0:10h Aufnahmen machen, dann zogen immer mehr Wolken durch und es zog sich zu. Während ich auf mutmaßlich noch folgende Wolkenlücken wartete, habe ich noch 20 Minuten lang Darks aufgenommen (also einfach die Objektivkappe auf die Kamera gesteckt und sie weiter knipsen lassen), die später zur Kompensation des Rauschens verwendet wurden. Laut Wolkenvorhersage sollte es aber nach 1:00h nicht mehr aufklaren. Ich habe dann gegen 0:30h mit dem Einpacken begonnen (wobei die mitgenommene Stirnlampe, die ich sonst zum Laufen im Dunklen verwende, sehr hilfreich war) und bin dann nach Hause gefahren.
Die Bilder habe ich dann Montag- bis Mittwochabend bearbeitet. Der Sternenhintergrund ist jeweils mit DeepSkyStacker aus fast allen Aufnahmen der entsprechenden Himmelsgegend zusammengesetzt. Dabei wurden alle Satelliten, Flugzeuge und auch die Meteore gelöscht. Die Meteore waren in den Originalaufnahmen zuerst gar nicht sichtbar, denn obwohl sie hell waren, leuchteten sie nur Sekundenbruchteile lang auf. Ich musste alle Bilder zuerst mit einem Photoshop-Stapeljob im Kontrast verstärken, um die wenigen Meteorbilder ausfindig zu machen. Die habe ich dann Bild für Bild über die Gesamtaufnahmen gelegt, die Sterne zur Deckung gebracht (Ebenen-Füllmethode “Differenz”), und dann alles bis auf den manuell mit Polygon-Auswahlwerkzeug selektierten Meteor weggeschnitten. Ein bisschen Anpassen mit der Tonwertkorrektur hat die Meteore dann mit dem Hintergrund verschmolzen und sie schön hell und farbkräftig gemacht.
Lessons learned fürs nächste Mal: mehr ISO verwenden (6400), damit die Meteore heller (und zahlreicher) sein mögen. Kamera nicht umschwenken, es kommen genug Meteore. Und noch weniger Brennweite, 10 mm hätten mehr Blickfeld mit mehr Meteoren gezeigt.
Ich hoffe, sie gefallen Euch trotzdem.
Kommentare (23)