Apollo 14 dürfte wohl die erste Apollo-Mission gewesen sein, die ich bewusst im Fernsehen verfolgt habe – an die Missionen zuvor erinnere ich mich kaum. Damals noch nicht ganz 7 Jahre alt hockte ich vor dem Fernseher und bestaunte, wie die Astronauten über den Mond hopsten und sich unterbrochen von Piepstönen in für mich unverständlichem Kauderwelsch unterhielten, was den deutschen Fernsehzuschauern allerdings dankbarerweise von großartigen Wissenschaftsmoderatoren wie Günter Siefarth, Werner Büdeler und Ernst von Khuon ins Deutsche übersetzt wurde.
Vor allem erinnere ich mich daran, dass die Bilder bunt waren. Apollo 14 war tatsächlich die erste Mission, die erfolgreich in Farbe übertragen wurde. Nicht bewusst war mir als Kind, dass die Mission mehrmals auf des Messers Schneide gestanden hatte, dass sie nicht alle gesetzten Ziele erreichte, sie aber bei einem kompletten Fehlschlag wahrscheinlich die letzte Apollo-Mission gewesen wäre. Heute, anlässlich des 50. Geburtstags der Mission, habe ich die Ehre, die Geschichte der dritten Mondlandung nacherzählen zu dürfen.
Die Grünschnabel-Crew
Alle bisherigen Mondflüge waren mit mindestens einem Weltraum-Veteranen als Kommandanten bestückt, der schon einmal im Orbit gewesen war. Bei Apollo 14 war neben den kompletten Neulingen Kommandomodul-Pilot Stuart Allen Roosa (ehemaliger Feuerspringer und Air Force-Pilot) und Mondfähren-Pilot Edgar Dean Mitchell (Navy-Testpilot) der Kommandant Alan Bartlett Shepard derjenige mit der größten Raumfahrt-Erfahrung. Einer der Mercury-7, der sieben ersten amerikanischen Astronauten, war er der erste Amerikaner überhaupt im All gewesen, der am 5. Mai 1961 nur gute 3 Wochen nach Gagarin zweiter Mensch im All wurde, aber anders als Gagarin war sein Flug nur “suborbital”. Die damals verfügbare Redstone-Rakete, eine Weiterentwicklung der deutschen V2, konnte die Kapsel nur auf 8262 km/h und bis in 188 km Höhe katapultieren. Für den Orbitalflug wären über 28000 km/h nötig gewesen, was den Amerikanern erst im Februar 1962 mit der stärkeren Atlas-Rakete gelang, die John Glenn in den Orbit schoss, wo er die Erde fast 5 Stunden lang umkreiste. Zu dieser Zeit war German Titov auf sowjetischer Seite schon fast 4 Tage im All gewesen.
Alan Shepards Flug dauerte hingegen gerade einmal 15 Minuten und 22 Sekunden. Den er mit feuchter Unterwäsche absolvierte, da er nach stundenlanger Verzögerung seines Starts dringend urinieren musste, man ihm aber nicht erlaubte, die Kapsel zu verlassen, so dass er sich erflehte, wenigstens in den Anzug machen zu dürfen. Was man ihm nach längerer Diskussion schließlich gestattete.
Ein zweiter ursprünglich geplanter Mercury-Flug von Shepard wurde gestrichen. An Gemini dürfte Shepard nicht mehr teilnehmen, denn ihm war inzwischen die Fluglizenz entzogen worden: bei ihm war die Menière-Krankheit diagnostiziert worden, bei der in den Kanälen des Innenohrs ein erhöhter Druck besteht, der zu Tinnitus, Hörverlust und vor allem Schwindelattacken bis zur Übelkeit führen kann – für einen Piloten ein absolutes No-Go. Ein Glaukom und ein Knoten auf der Schilddrüse machten es nicht besser. Shepard gab jedoch nicht auf, wurde an der Schilddrüse operiert und unterzog sich Anfang 1969, inzwischen zum Chefastronauten befördert, einem damals noch experimentellen Eingriff, bei dem eine kleine Schiene in die Innenohrkanäle verlegt wurde, die den Abfluss von überschüssiger Flüssigkeit erlaubte. Die Operation war ein voller Erfolg. Shepard wurde im Mai 1969 wieder die Flugtauglichkeit zuerkannt und so bewarb er sich umgehend um einen Sitzplatz in einer Apollo-Kapsel.
Apollo 11 und 12 waren schon vergeben und so schlug Missionsdirektor Deke Slayton Shepard zusammen mit Roosa und Mitchell für die im April 1970 geplante Apollo 13 vor. Aufgrund seiner 15 Minuten Flugerfahrung wurde gelästert, dass seine Crew komplett aus Rookies – Anfängern – bestünde. Shepard wollte eigentlich James McDivitt als Pilot der Mondlandefähre haben, welcher schon Apollo 9 befehligt hatte, aber der winkte ab, weil Shepard seiner Meinung nach zu wenig Training hatte, um eine Apollo-Crew zu leiten. Auch das NASA-Management traute dem seit 8 Jahren unfreiwillig geerdeten Astronauten keinen Flug mit weniger als zwei Jahren Vorbereitungszeit zu und so wurde ihm erst das Kommando über die ursprünglich für Juli 1970 geplante Apollo-14-Mission zugeteilt, die im Januar 1970 nach der Streichung von Apollo 20 und einer Streckung des Flugprogramms auf Herbst 1970 verschoben wurde.
Die Bürde der Vorgängermission
Doch dann kam es anders – nach der Beinahe-Katastrophe von Apollo 13 wurde der Flug zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben und schließlich, nachdem im Juni 1970 die Ursache des Unglücks im Abschlussbericht dargelegt wurde, wurde er auf frühestens 31. Januar 1971 verlegt. Denn es mussten einige Veränderungen am Raumschiff vorgenommen werden, damit sich das Unglück keinesfalls wiederholen konnte. Shepard und Roosa überwachten die Implementierung der Modifikationen höchstpersönlich.
Wir erinnern uns, dass bei Apollo 13 ein für 28 Volt ausgelegter Thermoschalter in einem Sauerstofftank montiert worden war, der ihn mit 65 Volt versorgte, so dass er bei einem Test des Tanks zerstört worden war, was zu Beschädigungen an den Teflonisolationen von Kabeln geführt hatte. Als Jack Swigert dann zur routinemäßigen Kontrolle des Drucks im Tank die Sauerstoffumwälzung einschaltete, gerieten die blanken Kabel aneinander und der Funken ließ den Tank explodieren, was den benachbarten zweiten Tank ebenfalls leckschlagen ließ. Durch den Ausfall der auf den Sauerstoff angewiesenen Brennstoffzellen hing das Kommandomodul nur noch am Batteriestrom, musste komplett ausgeschaltet werden und konnte nach dem durch die Orbitalmechanik unvermeidlichen 6-tägigen freien Rückkehrmanöver um den Mond herum nur unter größten Schwierigkeiten wieder in Betrieb genommen werden, weil die gelieferte Stromstärke der Batterien so knapp bemessen war. Außerdem war das Trinkwasser an Bord knapp geworden, das normalerweise von den Brennstoffzellen geliefert worden wäre.
So versah man das Service-Modul von Apollo 14 mit einem dritten, unabhängigen Sauerstofftank, der weit ab von den beiden anderen in einem zuvor ungenutzten Hohlraum montiert wurde und dort vor einer Explosion der anderen Tanks sicher war. Die Leitungen wurden mit hitzebeständigerem Magnesiumoxid beschichtet und mit Edelstahlröhren ummantelt. Auf Umwälz-Ventilation zur genaueren Ablesung des Tankinhalts verzichtete man nun ganz, man hatte inzwischen genug Erfahrungswerte gesammelt, um den Füllstand auch ohne Umwälzung zuverlässig zu schätzen. Das Servicemodul bekam eine zusätzliche Batterie mit 400 Ah, damit genug Strom für einen Neustart vorhanden war, und die Versorgung des Kommandomoduls mit Strom aus dem Mondmodul wurde erleichtert. Man bunkerte zusätzliche 19 Liter Trinkwasservorrat in der Kapsel – mehr als 2 Liter pro Tag und Mann für eine freie Rückkehrbahn. Außerdem nutzte man die Zeit für weitere Verbesserungen, z.B. Bleche in den Tanks der Mondlandefähre zu montieren, die ein Schwappen des Treibstoffs verhinderten, was bei Apollo 11 und 12 zu einem vorzeitigen Auslösen der Füllstandswarnung geführt hatte. Auch an den Triebwerken der zweiten Stufe, die sich selbst gerne durch Unregelmäßigkeiten in der Treibstoffzufuhr zu sogenannten “Pogo-Oszillationen” hochschaukelte, nahm man eine Modifikation vor, die Helium aus den Zuleitungen abschied, welches den Druck in den sich entleerenden Tanks unterstützte und von den Turbopumpen gerne mit in die Triebwerke gepumpt wurde. Damit diese fortan blasenfrei zapfen konnten.
Und damit nicht wieder wie bei der 13 ein Besatzungsmitglied aus gesundheitlichen Gründen kurz vor dem Flug ersetzt werden musste, isolierte man die Crew 21 Tage vor dem Start und beschränkte ihre Kontakte auf ihre Familie, ihre Ausbilder und die Techniker, mit denen sie notwendigerweise zusammenkommen mussten – ein Personenkreis, der permanent physisch überwacht wurde und sich schutzimpfen lassen musste.
Ein (weiterer) Fehlschlag war keine Option
Denn eines war sicher: dieser Flug war zum Erfolg verdammt. Ein weiterer Misserfolg hätte das vorzeitige Ende des Apolloprogramms nach nur zwei geglückten Landungen bedeutet. Schon im Januar 1970, noch vor Apollo 13, hatte man die Mission Apollo 20 gestrichen und ihre längst gebaute Rakete für den Start der Raumstation Skylab umgewidmet. Im August 1971 strich Präsident Nixon dann auch 18 und 19, und nur gutes Zureden des stellvertretenden Direktors des Amts für Verwaltung und Haushaltswesen, Caspar Weinberger, konnte ihn überreden, nicht auch noch 16 und 17 abzusagen, zumal auch der breite Rückhalt des Programms in der Bevölkerung schwand. Schließlich hatte man die Russen geschlagen, die Wissenschaft interessierte eh nur die Nerds und überhaupt war das alles viel zu gefährlich und zu teuer (obwohl das meiste Geld des Programms schon ausgegeben war – alle Raketen waren schon gebaut).
Als positiver Nebeneffekt erhielten Shepard, Roosa und Mitchell mit 19 Monaten das längste Vorbereitungstraining aller Apollo-Besatzungen überhaupt. Da Apollo 14 nach der verpassten Landung der 13 deren Ziel im kraterreichen Fra-Mauro-Hochland anfliegen sollte, musste die Crew geologisch umschulen; Shepard soll in diesem Fach nicht allzu motiviert gewirkt haben. Sie besuchte unter anderem den Nördlinger-Ries-Krater. Roosa, der während der Landung von Shepard und Mitchell den Mond umreisen würde, nahm auf eigene Initiative hin Unterricht in der Erkennung von geologischen Strukturen aus der Entfernung und düste im Jet über die von Shepard und Mitchell im Training besuchten Gebiete hinweg, um die Höhe und Geschwindigkeit der Mondumkreisung zu simulieren.
Apollo 14 war planmäßig die letzte Mission, bei der die Astronauten sich ausschließlich zu Fuß fortbewegen mussten. Für die folgenden Missionen war die Mitnahme eines Mondautos geplant. Aber immerhin spendierte man der Besatzung eine Art Handkarren mit zwei luftgefüllten Reifen, den Modular Equipment Transporter (MET), der es ihnen erleichtern sollte, unterwegs Proben zu sammeln und Geräte zu transportieren. Bei den Astronauten lief er gelegentlich unter der Bezeichnung “Rikscha”. Shepard und Mitchell sollten nämlich den geologisch jungen, 350 m durchmessenden Krater “Cone” (Konus) besuchen, der fast 80 Meter tief war und vielleicht ursprüngliches Krustenmaterial an die Oberfläche befördert hatte. Eine andere Neuigkeit war das Buddy Secondary Life Support System (BSLSS), ein System aus flexiblen Schläuchen, mit denen sich die Astronauten im Notfall gegenseitig mit Sauerstoff und Kühlwasser aus dem Lebenserhaltungssystem des “Kumpels” hätten versorgen können – kein unwichtiges Detail, wenn man sich zu Fuß eine größere Strecke von der Mondlandefähre entfernt.
Drama beim Docken
Am 31. Januar 1971 war es dann endlich soweit. Nach einer wetterbedingten Verzögerung von 40 Minuten – man wollte nicht wieder riskieren, dass die Rakete wie die von Apollo 12 vom Blitz getroffen wurde – hob die Saturn V mit der Seriennummer SA-509 am späten Nachmittag Ortszeit / 22:03 Uhr MESZ ab. Auf der Spitze das Kommando- und Servicemodul (CSM) Kitty Hawk, von Roosa nach derjenigen Stadt benannt, wo die Wright-Brüder ihren ersten Motorflug absolviert hatten. Darunter auf der S-IVB-Oberstufe montiert die Mondlandefähre Antares, benannt nach dem Leitstern, der den Astronauten bei der Landung zur Orientierung dienen sollte.
Der Start verlief nominal und zunächst lief alles wunderbar. Wie üblich erreichte der Apollo-Stack zunächste eine niedrige Erdumlaufbahn, um alle System durchzuchecken, und 2:28 Stunden nach dem Start feuerte die S-IVB ein zweites Mal auf der dem Mond gegenüberliegenden Seite des Orbits ihr Triebwerk für knappe 6 Minuten, um den Stack auf Fluchtgeschwindigkeit zu beschleunigen, das Trans-Lunar-Injection-Manöver (TLI). Das CSM trennte sich eine halbe Stunde später von der Oberstufe, die selbst ebenfalls auf Mondkurs war und vermöge einer ferngesteuerten Kurskorrektur dort einschlagen sollte, um für die von Apollo 11 und 12 zurückgelassenen Seismometer ein kleines Mondbeben zu verursachen.
Doch zunächst musste die Kitty Hawk wenden und am Mondmodul Antares andocken, um es aus der Oberstufe herauszuziehen, wie es schon bei Apollo 9, 10, 11, 12 und 13 problemlos funktioniert hatte. Zum Docken verwendeten die Apollo-Raumschiffe einen Ankermechanismus auf der Luke am vorderen Ende des Schleusenschachts an der Spitze der Kommandokapsel. Dieser musste mit seiner selbstzentrierenden Spitze in die trichterförmige Aufnahme vor der Luke der Mondlandefähre eingeführt werden und sollte beim Zusammendrücken drei durch Federkraft nach außen schnappende Halteklammern auslösen, die hinter einem Ring am Ende des Trichters einhaken sollten (sogenanntes “weiches Docken”). Bei weiterer Annäherung verkürzte sich der Ankermechanismus (oder konnte notfalls von den Astronauten mit einer Kurbel verkürzt werden) und zog so den Ring um die Luke des Mondmoduls in den Schleusenschacht des Kommandomoduls hinein, wo diese dann durch 12 um den Umfang des Schleusenschachts verteilte Schnappriegel endgültig fest und luftdicht miteinander verbunden werden konnten (“hartes Docken”). Nach dem Druckausgleich konnte die Luke geöffnet und der Ankermechanismus mitsamt Trichter entnommen werden, um den Weg durch den Schleusenschacht zur Mondlandefähre freizugeben.
Roosa hatte gerade dieses Manöver besonders lange geübt, denn es bestand eine Art Wettbewerb zwischen den Kommandomodul-Piloten, hierbei möglichst wenig Treibstoff für die Steuerdüsen zu verbrauchen. Aber sein erster Versuch scheiterte. Die Halteklammern lösten nicht aus. Auch der zweite, dritte und vierte Versuch schlugen fehl, obwohl Roosa noch bis zu vier Sekunden nach dem Kontakt der Raumschiffe Vorwärtsschub gab. Man holte sich Rat bei der Bodenkontrolle. Die schlug zunächst vor, dass die Besatzung Raumanzüge anziehen und die Luft in der Kapsel ablassen sollte, damit die Luke mit dem Anker nach innen geholt werden konnte, um ihn auf Beschädigungen zu untersuchen, was jedoch wieder verworfen wurde. Fast anderthalb Stunden an Konsulationen vergingen, während derer Roosa die Kitty Hawk vor der durch ihren ausgasenden Resttreibstoff abdriftenden und in Drehung versetzten S-IVB zu halten versuchte. Wenn das Andocken nicht gelang, war die Mission gescheitert und damit wäre wohl das Apollo-Programm insgesamt zu Ende gewesen.
Schließlich versuchte es Roosa auf Anraten der Bodenkontrolle noch einmal mit deutlich längerer Schubdauer. Versuch 5 war wieder ein Fehlschlag. Bei Versuch 6 feuerte er das Steuertriebwerk schließlich 15 Sekunden lang – und dann erklang endlich das erlösende metallische Geräusch der einrastenden Klammern! Große Erleichterung. Dann wieder Sorge: würde der Andockmechanismus funktionieren, wenn Antares vom Mond zurückkäme? Und wenn nicht? Theoretisch war es denkbar, dass die Astronauten an einer Leine gesichert sich selbst und ihre Fracht von einem Raumschiff zum anderen beförderten, aber entsprechende Experimente bei Apollo 9 waren aufgrund Russell Schweickarts Übelkeitsanfall abgebrochen worden und schon bei Gemini hatte sich gezeigt, wie schwierig es war, sich ohne Haltemöglichkeit im All von einem Punkt zum anderen zu begeben.
Die Astronauten untersuchten den Ankermechanismus, fanden aber keine Beschädigungen oder Fremdkörper im Mechanismus. Bis heute ist ungeklärt, warum er nicht funktioniert hatte – eine Hypothese besagt, dass sich Eis in den Hohlräumen der Halteklammern gebildet haben könnte. Zum Glück gab es beim späteren Andocken nach der Mondlandung dann keine Probleme mehr.
Ein fataler Wackelkontakt
Die drei weiteren Tage auf dem Weg zum Mond vergingen ereignislos mit den geplanten Kurskorrekturmanövern, einer Live-TV-Übertragung und den üblichen Checks der Systeme. Am 3. Februar um 16:12 MEZ erreichte der Apollo-Stack den Einflussbereich des Mondes, wo dessen Schwerkraft diejenige der Erde übertraf. Am 4. Februar um 7:59 MEZ bremste die Kitty Hawk im Funkschatten hinter dem Mond mit ihrem großen Triebwerk voraus den Stack in eine 313×108 km hohe, 120 minütige Umlaufbahn über der Mondoberfläche ein (Lunar Orbit Insertion, LOI). Dem folgte nach zwei Umläufen ein weiteres, erstmals durchgeführtes Manöver: bei Apollo 11 und 12 mussten die Mondlandefähren aus einem 110-km-Parkorbit aus eigener Kraft abbremsen, um auf dem Mond zu landen; beide Fähren hatten nach der Landung weniger als eine Minute Resttreibstoff übrig. Da das Gelände der Apollo-14-Mondlandung uneben war und der Pilot möglicherweise länger brauchen würde, einen geeigneten Landeplatz zu finden, schoss nun die Kitty Hawk mit ihrem Triebwerk den Apollo-Stack auf eine elliptische Umlaufbahn mit 15 km Höhe am mondnächsten Punkt (Pericynthion), von wo aus die Fähre mit weniger Treibstoffverbrauch würde landen können. Das Descent-Orbit-Insertion-Manöver (DOI) gelang.
Um 5:50 MEZ am frühen Morgen des 5. Februar dockte Antares von der Kitty Hawk ab, um rund fünfeinhalb Stunden später Shepard und Mitchell auf dem Mond abzusetzen. Von nun an musste der Zeitplan exakt eingehalten werden, um die geplante Landestelle zu erreichen. Was die Astronauten nun nicht mehr gebrauchen konnten, war ein ernstes Problem. Kurz nach dem Abdocken bemerkte die Bodenkontrolle in Houston, dass der Bordcomputer der Antares meldete, der Abbruch-Knopf sei gedrückt – jener Knopf, den der Pilot im Notfall drücken musste, um die Rückkehrstufe von der Abstiegsstufe der Mondlandefähre zu trennen und automatisch zurück in die Umlaufbahn zu starten. Der Knopf war aber nicht eingerastet. Houston bat die Astronauten, auf das Paneel, in dem sich der Knopf befand, zu klopfen, und die Störung verschwand. Aber sie kehrte nach ein paar Minuten wieder. Es schien sich ein Tropfen Lötzinn gelöst zu haben, der in dem Schalter umherschwebte und ihn immer wieder kurzschloss. Was tun? Das Abbruchsignal dürfte während des Abstiegs keinesfalls auslösen. Umgehend wurde Don Eyles, der Programmierer der Ausleseroutine des Abbruchschalters, in die Pflicht genommen. Tatsächlich schlug er schnell eine Lösung vor: es gab eine Markierung (Flag) genannt “Let Abort”, ein einzelnes Bit, dessen Rücksetzung auf 0 den Computer anweisen würde, den Abbruch-Schalter zu ignorieren. Der Haken an der Sache war: mit dem Start des Abstiegstriebwerks wurde das Bit automatisch wieder gesetzt und dann war womöglich keine Zeit mehr, um vor dem nächsten Kurzschluss das Bit wieder rückzusetzen. So einfach war es dann leider auch wieder nicht.
Erst als die Astronauten 34 Minuten vor dem geplanten Beginn des Abstiegsmanövers aus dem Funkschatten hervorkamen, konnte Houston Shepard und Mitchell die finale Lösung des Problems mitteilen. Wann wäre dem Bordcomputer der Abbruchknopf gleichgültig? Bei einem Abbruch. Folglich sollten die Astronauten 4 Minuten vor dem Starten des Triebwerks das Programm Nr. 70 laden, das bei einem Abbruch lief, und das Abstiegstriebwerk von Hand starten. Nach dem Start läuft das Triebwerk zunächst 26 Sekunden mit Minimalschub, während das Computerprogramm Messungen über die Lage des Schwerpunkts und das Masse/Schub-Verhältnis anstellt, ohne Manöver durchzuführen. Just in dieser Zeit sollte Mitchell bei laufendem Triebwerk das Let-Abort-Flag zurücksetzen und danach das Programm 63 für die Landesequenz laden, bevor Shepard den Schub auf 100% erhöht. Dann sollte Mitchell den Autopiloten aktivieren, der dem Computer die Kontrolle über die Antares zurückgab.
Ein Abbruch im Notfall war weiterhin möglich. Statt den Abbruchknopf ins Paneel zu schlagen, hätte Mitchell statt dessen folgende Eingaben auf dem Bedienfeld des Apollo Guidance Computers tätigen müssen:
“VERB” – “2” – “5” – “NOUN” – “7” – “ENTR” – “4” – “0” – “0” – “ENTR” – “1” – “ENTR”
Nichts, was man im Notfall unter Zeitdruck zu tun haben möchte…
Aber das Manöver zur Umgehung des Abbruchschalters gelang, wobei die Bodenkontrolle zur Hilfe während des Manövers die Anweisungen in Echtzeit durchgab.
Dem noch nicht genug gab es Minuten vor der Landung Probleme mit dem Landeradar, das zuerst nicht auf den Boden, sondern auf unendlich einrastete. Ohne funktionierende Höhen- und Geschwindigkeitsmessung war die Landung auch für den Computer kaum zu bewältigen. Mitchell flehte das Radar geradezu an “Come on, radar!” während Shepard das Radarproblem der Bodenstation meldete, die lakonisch “wissen wir” zurückgab. Ein junger Ingenieur schlug schließlich vor “Das Radar funktioniert, schaltet es doch einfach ab und startet es neu!” Und Tatsache – das Radar fand nach Neustart den Boden. “Großartig! Puh, das war knapp”, rief Mitchell.
Der Computer dirigierte Antares auf eine Dreiergruppe von Kratern zu, so dass Shepard manuell eingriff, und über die Kratergruppe hinwegflog. Am 5. Februar 1971 um 10:18 und 11 Sekunden MEZ setzte Antares auf der Mondoberfläche auf, 1150 Meter westlich des Cone-Kraters. Der Boden war mit 7° leicht geneigt, kein Problem für die Fähre, die nach dem Aufsetzen ein wenig zur Seite rutschte. Aber das Gelände sollte den Astronauten später noch einiges abverlangen.
Farbfernsehen und Mörser-Granaten
Nach Checks, ob alle Systeme in Ordnung waren, nach Messung ihrer Position und einem Mittagessen, bereiteten sich Shepard und Mitchell auf ihren ersten fast 5-stündigen Außenbordeinsatz (Extravehicular Activity, EVA) vor. 10 Minuten lang verbrachten sie alleine damit, dass der Schlauch im Raumanzug, der den Urin von Shepard in einen Beutel ableiten sollte, nicht frei zu sein schien. Am Ende fanden sie einen Knick im Schlauch, den sie beseitigen konnten.
Am 5. Februar um 15:53 MEZ stieg Shepard als Kommandant als erster aus. “Nicht schlecht für einen alten Mann”, lästerte Capcom (Capsule Communicator) Bruce McCandless, der in dieser Schicht von Houston aus den Funkkontakt mit den Astronauten hielt. McCandless spielte darauf an, dass Shepard, 1923 geboren, mit 47 Jahren der mit Abstand älteste aller Mondspaziergänger war und blieb – der zweitälteste war Aldrin auf Apollo 11, 1930 geboren. “Stimmt,” entgegnete Shepard, “Al ist auf der Oberfläche. Es war ein langer Weg, aber nun sind wir hier.” Die Zeit der großen Zitate beim Ausstieg war vorbei. 5 Minuten später folgte Mitchell. Die beiden kamen sehr gut mit der 1/6 Erdschwerkraft des Mondes zurecht. Shepard meinte beim Debriefing, er sei kein einziges Mal bei den zwei EVAs gestürzt. Er habe mehrmals niedergekniet, um Gegenstände aufzuheben und sei danach stets problemlos wieder auf die Beine gekommen.
Ziel der ersten EVA war das obligatorische Aufstellen der Flagge, der S-Band-Schirmantenne und einer stationären 16-mm-Farbkamera für die TV-Übertragung, sowie der Messgeräte. Zu allererst sammelte Mitchell eine Notfall-Bodenprobe für den Fall, dass ein Notfall zur sofortigen Rückkehr zwang, damit man nicht mit völlig leeren Händen nach Hause kam. Außerdem wurde das Sonnenwind-Experiment aufgestellt, das aus einer an einer Stange aufgespannten Metallfolie bestand und schon bei Apollo 11 mit dabei gewesen war.
Wie bei allen Apollo-Missionen war ein ALSEP (Advanced Lunar Surface Experiments Package = fortgeschrittenes Mondoberflächen-Experimente-Paket) dabei, das von Mission zu Mission etwas variierte. Alle ALSEP-Instrumente waren mit einer zentralen Basisstation verkabelt, welche die Daten zur Erde funkte, und wurden von einem Plutonium-Radioisotopen-Thermalgenerator mit Strom versorgt. Schon bei Apollo 11 dabei war der LRRR (Laser Ranging Retro Reflector), ein Katzenaugen-Spiegel zur Reflexion von Laserstrahlen von der Erde zur Messung der Mondentfernung, und bei Apollo 12 das PSE (Passive Seismic Experiment), ein Seismometer, sowie das SIDE (Suprathermal Ion Detector Experiment) zur Messung von Ionen des Sonnenwinds und das CCIG (Cold Cathode Ion Gauge) zur Messung des Drucks der nur in Spuren vorhandenen Mondatmosphäre.
Erstmals bei Apollo 14 dabei war das CPLEE (Charged Particle Lunar Environment Experiment) zur Messung von geladenen Teilchen wie Elektronen und Ionen, sowie das Active Seismic Experiment (ASE). Das ASE bestand aus einem Satz von Geophonen zur Messung von Bodenschall, die über 94 Meter Distanz deponiert wurden, einem “Klopfer” (Thumper) genannten, handausgelösten Boden-Schussgerät mit 22 Patronen zur Erzeugung von Schallwellen (daher aktives seismisches Experiment), das von Mitchell alle 15 Fuß (knapp 5 Meter) ausgelöst werden sollte, sowie einem Mörser-Paket mit 4 Ladungen, die Projektile mehrere hundert Meter weit schleudern sollten. Das Mörser-Paket sollte eigentlich ein Jahr später von der Erde aus ferngezündet werden, um die anderen Experimente nicht zu stören, kam aber bei dieser Mission letztlich gar nicht zum Einsatz, weil das Jet Propulson Laboratory den Sender der ALSEP-Basisstation für seine Radioexperimente weiternutzen wollte und man befürchtete, dass die Basisstation beschädigt und der Retroreflektor verschmutzt werden könnten. Ein baugleiches Experiment kam erst bei Apollo 16 zum Einsatz.
Schließlich wurden noch ein paar Gesteinsproben gesammelt. Am Ende wurde die Zeit knapp, aber die Astronauten schafften die gesamte Checkliste abzuarbeiten. Nach nicht weniger als 4 Stunden und 47 Minuten endete der erste Außenbordeinsatz von Shepard und Mitchell, der in voller Länge im Fernsehen übertragen wurde, zur besten europäischen Sendezeit um 20:18 MEZ. In der Mondlandefähre wurde noch dokumentiert und nachbereitet, Fragen von Wissenschaftlern beantwortet sowie eine Mahlzeit zu sich genommen. Dann wurden die Lebenserhaltungs-Rucksäcke für die kommende EVA wieder aufgefüllt. Schließlich hängten die beiden Mondspaziergänger ihre Hängematten auf und legten sich kurz vor Mitternacht unserer Zeit in ihren Raumanzügen schlafen – die sich nicht auszogen, damit kein Staub die Dichtungen verschmutzen konnte und damit sie bei einem unerwarteten Druckabfall nur noch den Helm aufzusetzen brauchten.
Verirrt im Kraterlabyrinth und mit Handycap im Raumanzug
Am nächsten Morgen wollte die Crew 1,5 Stunden früher als geplant geweckt werden, um die zweite EVA eine Stunde früher zu beginnen und um sie um eine halbe Stunde auf 4h45 auszudehnen, ohne vor dem exakt getimeten Rückstart in Zeitnot zu geraten. Am 6. Februar um 9:16 MEZ stiegen Shepard und Mitchell zur zweiten EVA aus. Diesmal war das Ziel der Cone-Krater. Die verkabelte TV-Kamera musste bei der Mondlandefähre zurückbleiben, so dass die Bodenkontrolle das sich anbahnende Drama nur über Funk verfolgen konnte.
Obwohl Shepard am Abend zuvor noch zuversichtlich war, der Weg zum Krater sei leicht im Zeitrahmen zu schaffen, hatten die Astronauten große Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Sie hatten das Gelände anhand von Bildern aus dem Orbit gelernt, aber aus der Froschperspektive sahen die Krater völlig anders aus und der Blick reichte im welligen Gelände mit bis zu 3 m hohen Hügeln und Kraterrändern nur 100-150 m weit. Dazu mussten sie gegen die tief stehende Sonne marschieren – der niedrige Sonnenstand war bewusst gewählt worden, damit das Gelände bei der Landung durch Schattenwurf sein Profil offenbarte und damit die Temperaturen der Oberfläche, die bis zu 130°C erreichen können, nicht zu hoch waren.
Zudem ging es bergauf, und obwohl die Astronauten mit ihren 75-kg-Anzügen auf dem Mond 2/3 weniger wogen als ohne Anzüge auf der Erde, waren die Bewegungen im unter Druck stehenden Raumanzug mühsam und das MET musste durch das Geröll bewegt werden. Die Astronauten hatten EKGs am Körper und der Puls betrug im Schnitt 120, bei Shepard, der über Funk schwer atmete und manchmal kaum sprechen konnte, bis zu 150. Die Astronauten wichen südlich vom geraden Weg ab und fanden den Kraterrand nicht.
Die Mondlandefähre war über einen Kilometer entfernt nur noch ein kleiner Punkt am Horizont, ein Rückweg, für den sie ausreichend Zeit einplanen mussten. 2:15 Stunden nach dem Beginn der EVA fragt Capcom Fred Haise, ob sie den Kraterrand sähen, was Shepard verneinte, woraufhin Haise riet, mit Blick auf die Zeit nicht weiter danach zu suchen und lieber an Ort und Stelle Gestein zu sammeln, was die beiden extrem frustrierte. Dies war am Punkt C’ (engl. C prime) auf der obigen Karte. Sie sammelten Auswurfgestein im Streufeld um den Krater, darunter einen 9 kg schweren, footballgroßen Stein, “Big Bertha” (Dicke Bertha) genannt, auf den ich gleich noch einmal zurück komme. In der Folge bewegten sie sich ein Stück nach Norden und kamen dem Kraterrand am Punkt C1 bis auf 20 m nahe, ohne es zu bemerken – was Mitchell 20 Jahre später noch zu schaffen machte, wie er in einem Interview berichtete.
2 Stunden später waren die Astronauten zurück an der Mondlandefähre und führten noch ein paar Aufgaben durch wie z.B. das Einsammeln der Folie des Sonnenwindexperiments. Schließlich stellte sich Shepard vor die Fernsehkamera und sagte: “Houston, wenn ihr zu mir heraufschaut, seht ihr vermutlich, dass ich den Griff des Notfallprobensammlers in der Hand halte; zufälligerweise hat er an seinem Ende ein echtes 6er-Eisen. In der linken Hand habe ich eine kleine weiße Kugel, die Millionen Amerikanern bekannt sein dürfte. Ich lasse sie jetzt fallen. Leider ist der Anzug so steif, dass ich es nicht beidhändig tun kann, aber ich versuche jetzt einen kleinen Bunkerabschlag.” Es brauchte vier Versuche, bis Shepard, dessen Anzug die Sicht auf den am Boden liegenden Ball versperrte, den zweiten Golfball richtig traf – er hatte dies vorher auf der Erde extra im Raumanzug geübt. “Meilen um Meilen um Meilen” gab Shepard an, obwohl der Ball nur gute 35 m weit flog. Aber er machte Shepard zum ersten Golfer auf einem anderen Himmelskörper.
Heimkehr, Mondbäume und Materialwissenschaft
Um 13:46 MEZ endete die zweite EVA. Um 19:48 zündete die Rückkehrstufe der Antares ihr Triebwerk, um zurück zur Kitty Hawk in den Orbit zu starten, ein Aufstieg, der erstmals von einer aus dem Fenster gerichteten Kamera aufgenommen wurde und zeigt, wie die Fahne von den Abgasen des Triebwerks durchgeschüttelt wurde.
Das Andocken am 06. Februar um 21:35 MEZ funktionierte diesmal glücklicherweise auf Anhieb. Die Aufstiegsstufe der Antares ließ man als großen “Klopfer” für die seismischen Instrumente auf den Mond stürzen. Am 7. Februar um 2:39 zündete Kitty Hawk dann noch einmal ihr Triebwerk für den Einschuss auf die Bahn zur Erde.
Neben der wissenschaftlichen Mission auf dem Mond und astronomischen Beobachtungen (wie Aufnahmen des Gegenscheins, die Stu Roosa aus dem Mondorbit durchführte) war Apollo 14 die erste Mission, die Materialexperimente im All durchführte. Während einer TV-Übertragung demonstrierte Roosa ein Experiment, wie sich Wärme ohne Konvektion in Flüssigkeiten ausbreitet, die bei Erhitzung die Farbe änderten. In einem Schmelzofen mischten sie Legierungen aus Metallen verschiedener Dichte und sogar Glasfasern mit Metallen, was auf der Erde wegen des Auftriebs der leichteren Stoffe in der Flüssigphase nicht möglich wäre. Die Experimente waren Studien in Vorbereitung der geplanten Experimente für die Skylab-Raumstation, die in der Planung anstelle der letzten Apollo-Missionen getreten war.
Eher symbolisch waren die in der Kitty Hawk mitgenommenen 500 Samenkörner fünf verschiedener Baumarten, von der Kiefer bis zum Mammutbaum, die an Bord keimten, später im ganzen Land verteilt gepflanzt wurden und als Mondbäume bekannt wurden. Hierzu hatte der Präsident der nationalen Forstbehörde der USA Roosa kontaktiert, den er aus dessen Zeit als Feuerspringer kannte, und ihn für diese Idee begeistern können.
Nach einem ansonsten ereignislosen Rückflug wasserte das Kommandomodul der Kitty Hawk am 9. Februar 1971 um 22:05 Uhr MEZ im Pazifik, nur einen Kilometer von den Bergungsschiffen entfernt. Die Crew musste danach als letzte des Programms in die Quarantäne – da wieder keine Keime gefunden wurden, blieb die lästige Prozedur den Crews der letzten drei Missionen erspart.
Die Apollo-14-Mission brachte insgesamt knapp 43 kg Mondgestein zurück zur Erde. Das Gestein war reicher an Aluminium und Kalium und deutlich älter als die vulkanischen Basalte von Apollo 11 und 12 – man war auf der Suche nach dem “Genesis-Fels“, ursprünglichem Gestein aus der Entstehungsphase des Sonnensystems, der angeblich alle Fragen zur Entstehung desselben beantworten könne. Das älteste mitgebrachte Gestein war mit 4,42 Milliarden Jahren schon recht nahe dran (die vulkanischen Basalte von 11 und 12 waren nur 3,5 bzw. 3,2 Milliarden Jahre alt) und damit auch älter als die ältesten Gesteine auf der Erde (ca. 4 Milliarden Jahre, abgesehen von kristallinen Einschlüssen in jüngeren Gesteinen, die 4,4 Milliarden Jahre alt sein sollen). Den Entstehungszeitpunkt des Cone-Kraters konnten Geologen hingegen auf geologisch junge 26 Millionen Jahre bestimmen.
Die Erforschung der Apollo-14-Proben ist auch heute noch im Gange. Erst im Januar 2019 veröffentlichte der Geologe Jeremy Bellucci von der Curtin-Universität in Perth, Australien, dass sein Team im Big-Bertha-Fels ein 2 cm großes Fragment aufgespürt habe, das offenbar in der Erdkruste entstanden und bei einem großen Asteroideneinschlag in den Weltraum bis hin zum Mond katapultiert worden sein musste – der erste und bislang einzige gefundene Meteorit von der Erde. Mit rund 4 Milliarden Jahren ist er zugleich eines der ältesten, wenn nicht das älteste Gestein der Erde – da haben Shepard und Mitchell wahrlich ein glückliches Händchen gehabt.
Keiner der drei Astronauten flog noch einmal ins All. Shepard wurde von Nixon zum Delegierten der UNO-Vollversammlung ernannt, wurde bei der NAVY bis zum Konteradmiral befördert und ging schließlich in die Industrie. Stuart Roosa war noch Mitglied der Ersatzmannschaften Apollo 16 und 17 und wäre planmäßig Kommandant einer der gestrichen Apollo 18-20-Mission geworden. 1976 verließ er die Air Force als Oberst und ging ebenfalls in die Industrie. Ed Mitchell verließ die NASA 1972, beschäftigte sich danach mit Parapsychologie und gründete eine Firma, die ökologisch nachhaltige Produkte vertrieb. Er gründete ein Institut zur Erforschung des Bewusstseins an der Universität von Palo Alto, Kalifornien. Er war in dubiose Zahlungen der CIA an Uri Geller verwickelt und bekam 2011 Ärger mit den Bundesbehörden, weil er eine ihm geschenkte Mondkamera zur Versteigerung angeboten hatte. Man einigte sich auf einen Vergleich. 2012 verfügte der US-Kongress, dass Astronauten volles Eigentumsrecht an ihnen überlassenen Gegenständen der Raumfahrt-Programme hätten und rehabilitierten Mitchell damit.
Leider weilt keines der Crew-Mitglieder mehr unter den Lebenden. Al Shepard, der heute 97 wäre, starb 1998, Stu Roosa 1994 und Ed Mitchell 2016.
Apollo-14-Galerie
Wie bei allen Apollo-Artikeln habe ich auch diesmal eine Gallerie der schönsten Bilder zusammengestellt. Mit den Pfeilen oben links und rechts kann man blättern, ein Klick auf das Bild öffnet es in voller Größe in einem neuen Fenster.
Referenzen
- en.wikipedia.org, "Apollo 14"
- de.wikipedia.org, "Apollo 14"
- en.wikipedia.org, "Alan Shepard"
- en.wikipedia.org, "Stuart Roosa"
- en.wikipedia.org, "Edgar Mitchell"
- en.wikipedia.org, "Apollo Lunar Surface Experiments Package"
- history.nasa.gov, "Apollo 14 Timeline"
- William Bryan, "Moon Trees Stand as Living Testaments to First Voyages to Moon, NASA History, 4. Februar 2021
- Youtube, "Apollo 14 Remastered [4K] (50th Anniversary)", Homemade Documentaries
- Eric M. Jones, "Apollo 14 Lunar Surface Journal", NASA History Division, 1995/2017
- David Woods, Ben Feist, Ronald Hansen, Johannes Kemppanen and Lennox J. Waugh, "The Apollo 14 Flight Journal", NASA History Division, 1. Oktober 2020
- Kipp Teague, "Apollo Image Gallery", The Project Apollo Archive, 2021
- NASA Lyndon B. Johnson Space Center, Apollo-14, Flickr
- NASA Lyndon B. Johnson Space Center, Project Apollo Archive, Flickr
- Robert D. Langley, "Apollo Experience Report - The Docking System", NASA Technical Note, 1. Juni 1972
- spacemath.gsfc.nasa.gov, Oldest Lunar Rocks
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