Jörg Friedrich

Niemand weiß, wie viele kluge revolutionäre Ideen im Peer-Review-Verfahren der Journale ausgesiebt werden und nie das Licht der wissenschaftlichen Öffentlichkeit erblicken. Es liegt in der Natur der Sache, dass man darüber nur spekulieren kann. Wenn über Fälle berichtet wird, in denen es nach langem Kampf doch gelungen ist, ein neues Modell oder ein überraschendes Konzept…

Die Erfolgsgeschichten von Wilhelm Conrad Röntgen, Marie Curie und anderen Forschern des frühen 20. Jahrhunderts müssen für heutige Physiker wie ferne Sagen aus einem goldenen Zeitalter klingen. Vielleicht erzählt man sie sich gegenseitig in den Kneipen von Genf, beim Warten auf das Anfahren des LHC, das sich nun wiederum um Monate verzögert. Vielleicht raunt man…

“Nur wer sich ändert, bleibt sich treu” sang Wolf Biermann in einer autobiographischen Ballade und gab damit die Vorlage für das Motto hunderter Essays und Veranstaltungen die sich mit dem Thema auseinandersetzen, dass nur der, der sich an geänderte Bedingungen anpasst, seinen Zielen und Idealen treu bleiben kann. Die Liedzeile könnte auch als Motto für…

In der Diskussion um den methodologischen Naturalismus gab es einen Verweis auf das so genannte „God of the Gaps”- Argument („Gott der Lücken”)- dieses möchte ich im Folgenden aus der Sicht des methodologischen Naturalismus betrachten. Das Argument gibt es in einer schwachen, leicht zu widerlegenden Form und in einer starken Form, die mich hier interessiert,…

Ein Freund von mir erinnert sich, dass er als elfjähriger die Mondlandung im Fernsehen verfolgt hat – Live. Er weiß noch, dass es Nacht war. Aus heutiger Sicht ist ihm zwar klar, dass es vielleicht kleine technische Verzögerungen gab, aber er ist sicher, dass er faktisch dabei war, als Armstrong den Mond betrat.

Wenige Wochen nach der ersten Mondlandung der Amerikaner trafen sich in dem beschaulichen südfranzösischen Ort Le Thor einige französische Philosophen mit Martin Heidegger um über Hegel und Kant zu diskutieren. Es war das dritte Seminar dieser Art und es wäre sicher interessant, die philosophiegeschichtliche Bedeutung dieser Seminare einmal genauer zu beleuchten, wenn man bedenkt, wie…

In Nordrhein-Westfalen ist bald Kommunalwahl und diejenigen, die in den Städten an die Macht wollen, es aber im Moment nicht sind, haben schon die ersten Plakate an den Straßenbäumen befestigt. Im bürgerlichen Münster, das von einem kurzen, von vielen Münsteranern wohl als peinlich empfundenen Ausrutscher abgesehen, seit Jahrzehnten schwarz oder schwarz-gelb regiert wird, können bereits…

Es ist viel Zeit vergangen seit ich zum letzten Mal etwas Belletristisches gelesen habe. Aber gleich der erste Griff ins Bücherregal seit langer Zeit war ein voller Erfolg. Das Buch heißt “Ruhm” und ist von Daniel Kehlmann geschrieben worden. Im Untertitel steht “Ein Roman in neun Geschichten”. Neun einzelne Erzählungen, die man wohl auch jeweils…

In seiner Kritik am Kreationismus hat Robert T. Pennock 1999 eine interessante Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten des Naturalismus getroffen (nachzulesen in „The Tower of Babel: The Evidence against the new Creationism.”) Pennock unterscheidet den sogenannten „ontologischen Naturalismus” vom „methodologischen Naturalismus”. Während der ontologische Naturalismus (den Pennock auch als „metaphysischen” bezeichnet) definitive Aussagen darüber macht, was…

Rund ein Jahrhundert lang war das Klima eine lokale Angelegenheit. Schon im Handbuch der Klimatologie von 1883 wird das Klima als die “Gesamtheit der meteorologischen Erscheinungen, die den mittleren Zustand der Atmosphäre an irgend einer Stelle der Erdoberfläche kennzeichnen,” definiert. Genau 100 Jahre später steht im Glossar des Guide to Climatological Practices der WMO noch…