Die Internetplattform MeinProf.de zur Bewertung von Lehrenden an Hochschulen bekam gestern einen Bußgeldbescheid vom Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit. Den Betreibern wird vorgeworfen gegen 2 Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes verstoßen zu haben. Ist diese Entscheidung vertretbar? Meiner Meinung nach nicht…
Was und wozu ist MeinProf.de ?
MeinProf.de ist (ähnlich wie Spickmich.de) eine Internetplattform bei der Studierenden an deutschen (und auch österreichischen und schweizer) Universitäten und Fachhochschulen ihre Professoren und Dozenten bewerten können. Für knapp 37000 Dozenten und 75000 Lehrveranstaltungen wurden bis jetzt etwa 300000 Bewertungen abgegeben.
Ich halte MeinProf.de für eine äußerst sinnvolle Einrichtung! Darüber, wie wichtig gute Lehre für die Wissenschaft ist, habe ich ja schon früher geschrieben. Um aber feststellen zu können, ob Lehrende gut sind oder nicht und wo Raum für Verbesserungen ist, muss es Evaluierungen geben. Leider gibt es keine zentrale Stelle, die”offizielle” für die Begutachtung der Lehre an deutschen Hochschulen zuständig ist. Manche Universitäten evaluiere
MeinProf.de bietet hier eine Alternative. Unabhängig von den einzelnen Universitäten h
aben alle Studenten die Möglichkeit, ihre Dozenten zu bewerten. Leider hat das vielen nicht gepasst – besonders die Lehrenden, die schlecht bewertet wurden, bemühten sich darum, diese Bewertungen wieder zu löschen. Manche Hochschulen verlangten von MeinProf.de gleich pauschal alle Einträge aller Dozenten der jeweiligen Uni zu löschen. Es wurde geklagt – und MeinProf.de bekam bis jetzt immer recht (siehe dazu z.B. den Artikel bei Spiegel Online)
Verletzung des Bundesdatenschutzgesetzes?
Der Datenschützer Alexander Dix warf
MeinProf.de nun vor “geschäftsmäßig nicht allgemein zugängliche personenbezogene Daten an
Dritte übermittelt, ohne die betroffenen Personen hierüber zu
benachrichtigen” und “nicht allgemein zugängliche personenbezogene Daten an Dritte
weiterzugeben, ohne die Gründe oder die Art und Weise der glaubhaften
Darlegung eines berechtigten Interesses […] abzufragen und mindestens
stichprobenartig zu überprüfen” und verhängte ein Bußgeld von 2000 Euro. Die Betreiber von MeinProf.de antworten in einer Presseaussendung: “Der Anwalt von MeinProf […] hält die Rechtsauffassung des
Datenschutzes für falsch: “Jeder hat das Recht seine Meinung frei zu
äußern und kann nicht nur den Inhalt, sondern auch den Ort und damit
die Verbreitung seiner Äußerung frei bestimmen.” Der Berliner Datenschutz besteht auch auf einer Schließung des Portals für die Öffentlichkeit; Bewertungen sollen nur für diejenigen einsehbar sein, die nachweisen können, dass sie auch an der entsprechenden Lehrveranstaltung teilgenommen haben. Dadurch würde natürlich das komplette Konzept von MeinProf.de ad absurdum geführt werden. Die Studenten sollen sich ja vor Besuch der Lehrveranstaltungen über die Qualität der Dozenten informieren können. Es wird außerdem gefordert, alle Dozenten postalisch (!) darüber zu informieren, wenn neue Bewertungen einlangen und alle bisher bewerteten Personen nachträglich schriftlich zu informieren.
Ich persönlich bin kein Jurist und kenne mich auch mit den Gesetzen zum Datenschutz nicht sonderlich gut aus – aber ich halte die Anschuldigungen für etwas überzogen. Bei MeinProf.de wird die Qualität der Lehre bewertet, man kann Dozenten z.B. in den Kategorien “Fairness”, “Verständlichkeit” und “Unterstützung” benoten. Ich würde das nicht unbedingt als “nicht allgemein zugängliche personenbezogene Daten” bezeichnen. Lehre an den Hochschulen ist ja nichts, was im Geheimen abläuft (zumindest sollte es das nicht sein) – also meiner Meinung nach durchaus “allgemein zugänglich”. Aber als juristischer Laie möchte ich da nicht allzuviel dazu sagen – es wird sich zeigen, wie die Gerichte in diesem Fall entscheiden.
Konkrete Probleme
Natürlich gibt es Dinge, die an MeinProf.de zu kritisieren sind. Das größte Problem ist sicherlich noch die Unvollständigkeit der Daten. Dort scheint nur auf, wer von den Studenten bewertet wird. Und das sind natürlich längst nicht alle Dozenten. Insofern ist es schwierig, allgemein gültige Schlüsse aus den MeinProf.de Bewertungen zu ziehen. Aber das ist weniger ein Problem des zugrunde liegenden Systems sondern eher ein Problem des Marketings. Hinzu kommt, dass bei vielen Dozenten noch zu wenig Bewertungen vorliegen, um einigermaßen vernünftige statistische Aussagen machen zu können. In der Kategorie “Naturwissenschaft” der Uni Jena findet man z.B. 51 Einträge. Nur 9 davon haben allerdings genug Bewertungen bekommen damit eine Gesamtbewertung für den jeweiligen Dozenzen gebildet werden konnte. Hier fällt es den Studenten dann natürlich schwer, sich ein Bild zu machen. Wenn nur ein oder zwei Dozenten einer Fachrichtung bewertet worden sind, dann nutzt das nichts bei einer eventuellen Entscheidungsfindung, welche Kurse man besuchen soll und welche nicht.
Kommentare (18)