Was ist davon zu halten? Zu diesen detaillierten Erkenntnissen kann man ohne astronomische Instrumente und ein umfassendes Verständnis der modernen Astrophysik eigenlich nicht kommen. Erstmal gab es natürlich jede Menge wilde Spekulationen: die Dogon seien die Überbleibsel einer alten hochentwickelten afrikanischen Zivilisation. Robert Temple schrieb in den Siebzigern ein Buch über das Thema namens “The Sirius Mystery” in dem er behauptet, dass Außerirdische aus dem Sirius-System in der Vergangenheit die Erde besucht haben. Dieser Besuch hatte die ägyptische und sumerische Zivilisation enorm beeinflusst und die Dogon seien Nachfahren dieser Zivilisationen. Und selbstverständlich hat sich auch Erich von Däniken dieser Theorien angenommen und sie als einen weiteren Beweis für seine Theorie angesehen, nach der Außerirdische in der Vergangenheit der Erde öfter einen Besuch abgestattet haben.
In Ufologen- und Esoterikkreisen haben sich die mysteriösen astronomischen Kenntnisse der Dogon mittlerweile festgesetzt; die einschlägigen Autoren zitieren voneinander – aber wie üblich bei den Pseudowissenschaftlern macht sich keiner die Mühe, mal die Grundlagen und Quellen zu studieren. Macht man dass, dann ist das Mysterium schnell nicht mehr so mysteriös ;). Griaule hatte seine Forschungen bei den Dogon im Jahr 1931 begonnen. Alle den Dogon bekannten Tatsachen waren damals auch schon der Wissenschaft bekannt. Die Dogon hatten vor 1931 auch schon öfters Besuch von europäischen Missionaren bekommen. Und die könnten den Dogon durchaus von Sirius erzählt haben: Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts konnte man durch Messungen der gravitativen Rotverschiebung bei Sirius nämlich Einsteins allgemeine Relativitätstheorie experimentell bestätigen! Und diese Meldung ging damals weltweit durch alle Zeitungen; war also allen Gebildeten Leuten (zu denen sicher auch Missionare zählen) der damaligen Zeit sicher bekannt. Es spricht auch einiges dafür, dass Griaule (vermutlich unabsichtlich) seine Forschungsergebnisse selbst kontaminiert hatte. Anscheinend hatte er im Gespräch mit den Dogon vieles überinterpretiert und durch seine Fragen und Aussagen gegenüber den Dogon diesen “Mythos” teilweise selbst erschaffen. Arbeiten anderer Antrophologen die sich mit den Dogon beschäftigten konnten Griaules Forschungen nicht verifizieren.
Wie so oft bei scheinbar mysteriösen Dingen hat diese “Theorie” aber eine gewaltige Eigendynamik entwickelt. Und auch heute noch gibt es Unmengen an Esoteriken, Ufologen und Anhängern der Paläo-SETI, die steif und fest an diesen “Dogon-Mythos” glauben. Und wie üblich helfen hier auch keine Erklärungen und Fakten.
Sirius ist jedenfalls einer der faszinierendsten Sterne an unserem Himmel – astronomisch und kulturgeschichtlich!
Weiterführende Informationen:
- Das Buch “Phantastische Wissenschaft: Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar” von Markus Pössel bietet einen enorm detaillierten Überblick über die komplette Geschichte des “Sirius-Rätsels” der Dogon – sehr empfehlenswert!
- Sirius hat eventuell noch einen zweiten Begleiter!
- Sirius der Unglücksbote – Deutsche Sagen und Volksglaube zu Sirius
- Sirius im Röntgenlicht: Astronomy Picture of the Day vom 6. Oktober 2000
- Hier gibts noch jede Menge esoterisch-pseudowissenschaftliches über Sirius
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