Seite aus Flamsteeds Histori coelestis Britannica mit dem “Stern” 34 Tauri (anklicken für eine große Version)
Kataloge
Mit den Bayer- und Flamsteed-Bezeichnungen sind aber bei weitem noch nicht alle Sterne benannt. In der jüngeren Vergangenheit hat man sich nicht mehr die Mühe gemacht, systematische Bezeichnungen für alle Sterne zu finden sondern hat einfach die verschiedenen Katalogbezeichnungen übernommen. Und Sternkataloge gibt es mittlerweile sehr viele – deswegen haben auch sehr viele Sterne mehrer Bezeichnungen.
Ein immer noch sehr verbreiteter Katalog ist der Henry-Draper-Katalog der zwischen 1918 und 1924 entstand. Er enthält in seiner letzten Version 359.083 Sterne und wurde übrigens nicht von Henry Draper selbst erstellt sondern von Annie Jump Cannon – eine der ersten Frauen in der modernen Astronomie! Die Sterne in diesem Katalog tragen alle eine fortlaufende Nummer der das Kürzel “HD” vorangestellt ist (wie z.B. bei HD 124448).
Andere wichtige Kataloge sind z.B. die Bonner Durchmusterung (BD), der Katalog des Smithsonian Astronomical Observatory (SAO). Daneben gibt es noch viele Spezialkataloge für spezielle Sterne. Dazu gehört der weitverbreitete Gliese– (GI) und der Gliese-Jahreiß (GJ) Katalog die alle Sterne innerhalb von 25 Parsec enthalten.
Dann gibt es noch Kataloge mit etwas komplizierten Bezeichnungen die z.B. die Koordinaten des Sterns beinhalten. Ein Beispiel dafür ist SDSS J090744.99+024506.8: SDSS steht hier für den Sloan Digital Sky Survey; die Zahlen für die Position des Sterns am Himmel.
Eine neuere Himmelsdurchmusterung enthält zum Beispiel der Katalog des Two Micron All-Sky Survey (2MASS) der über 300 Millionen Himmelskörper beinhaltet.
Aber selbst alle Sternkataloge (und ich habe hier wirklich nur einen Bruchteil aufgezählt) enthalten bei weitem nicht alle Sterne. Es gibt also noch genügend, die keinen Namen oder eine Bezeichnung haben. Kann man sich da nicht vielleicht einen aussuchen und ihn selbst benennen?
Sterne taufen
Im Internet findet man viele Firmen, die einem Sternnamen oder Sterntaufen verkaufen wollen. Dabei beschränkt man sich nicht auf die bisher namenlosen Sterne (die sowieso alle viel zu schwach wären um mit freiem Auge oder kleinen Teleskopen sichtbar zu sein). Man “verkauft”
auch die hellen Sterne die eigentlich schon seit der Antike Namen haben.
Was ist davon zu halten bzw. was wird einem da eigentlich verkauft? Die einzige Organisation, die das Recht hat, offiziell astronomische Objekte (Planeten, Asteroiden, Monde, etc) zu benennen ist die Internationale Astronomische Union (IAU). Aber wie ich oben schon geschrieben habe macht es kaum Sinn, allen Sternen Eigennamen zu geben und deshalb benennt auch die IAU keine Sterne. Aber das bedeutet auch nicht, dass deswegen irgendjemand anderes dieses Recht zur offiziellen Benennung hat. In einer Stellungnahme hat die IAU die Situation klar dargelegt (hier ist eine deutsche Version):
“Die IAU (International Astronomical Union)
erhält häufig Anfragen von Einzelpersonen, die Sternnamen
kaufen oder Sterne nach anderen Personen benennen möchten.
Einige kommerzielle
Unternehmen behaupten, solche Dienste gegen eine Gebühr anzubieten.
Solche ”Namen” besitzen jedoch keinerlei formale oder offizielle
Gültigkeit: Einige helle Sterne haben traditionell
überlieferte arabische Namen, doch davon abgesehen haben Sterne nur
Katalognummern und Positionen am Himmel.”
und weiter
“Als internationale wissenschaftliche Organisation distanziert sich die IAU entschieden von der kommerziellen Praxis,
fiktive Sternnamen oder Grundstücke auf anderen Planeten oder Monden
in unserem Sonnensystem zu verkaufen.”
Die Erklärung endet mit folgenden schönen Worten:
“Somit ist die Schönheit des
Nachthimmels – ebenso wie wahre Liebe und viele der besten Dinge im Leben –
nicht verkäuflich, sondern zur Erbauung aller da. Ein
“geschenkter” Stern mag zwar jemandes Augen für die
Schönheit des Nachthimmels öffnen.
Doch während dies ein ehrenwertes
Ziel ist, rechtfertigt es nicht Leute zu der Annahme zu verleiten, dass
echte Sternnamen wie irgendeine beliebige Ware gekauft werden könnten.
Entgegen irreführender Behauptungen konkurrieren mehrere Firmen –
national und international – in diesem Bereich miteinander. Und alleine in
unserer Milchstrasse mag es Millionen von Sternen mit Planeten geben, deren
Bewohner mindestens das gleiche Recht wie wir haben, “ihren” Stern zu
benennen, so wie es die Menschen bei der Sonne tun (die natürlich in
verschiedenen Sprachen verschiedene Namen hat).”
Keine Person und keine Firma hat also irgendein Recht, offizielle Sternnamen zu verkaufen. Das hindert viele allerdings nicht, “inoffizelle” Taufen anzubieten. Natürlich steht es jedem Menschen frei, den Sternen die Namen zu geben, die ihm gefallen – auch wenn sie die übrigen Menschen wahrscheinlich nicht daran halten werden. Was man bei diesen Firmen also erhält ist eine teure Urkunde mit dem Wunschnamen und meistens noch ein bisschen Beiwerk (Sternkarten, Fotos, etc). Der Name wird dann auch hochoffiziell in eine Datenbank eingetragen – aber eben nur in eine interne Datenbank der jeweiligen Firma an die sich niemand halten muss und die Wissenschaftler ganz gewiss nicht halten werden. Hinzu kommt, dass auf dem Markt der Sterntaufen mehrere Firmen konkurieren – es ist also durchaus wahrscheinlich, dass der eigene Wunschstern schon von vielen anderen Leuten einen Namen bekommen hat.
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