Läßt sich das auch auf die Wikipedia umlegen? Schwer… Wikipedia ist nun mal eine Gemeinschaft für alle und nicht nur für Fachleute! Man könnte natürlich für jeden Artikel externe Fachleute für die Prüfung anwerben – aber das ist kaum realistisch. Eine vernünftige Prüfung ist immer aufwendig und es ist zweifelhaft, ob viele Experten so viel Zeit für die Wikipedia aufwenden wollen.
Was es bei der Wikipedia gibt, sind Portale, bzw. Redaktionen – also Zusammenschlüße von Wikipediaautoren, die tatsächlich Fachleute auf einem bestimmten Gebiet sind bzw. allen, die sich für ein bestimmtes Gebiet interessieren. Also wieder die gleiche Mischung aus Fachleuten, interessierten Laien und anderen. Diese Redaktionen könnten nun die jeweiligen Prüfer für bestimmte Artikel/Themenbereiche bestimmen.
Oder man bestimmt die Prüfer durch gemeinschaftliche Wahlen (so wie bisher beispielsweise die Administratoren der Wikipedia bestimmt wurden).
Schließlich könnte man die Rechte zur Prüfung auf (nachgewiesene, nicht-anonyme) Experten, die gleichzeitig Wikipediaautoren sind beschränken.
(Oder man bastelt eine Kombination der drei Vorschläge von oben. Die bisher bei der Wikipedia genannten Vorschlägen ergeben sich alle aus diesen 3 Möglichkeiten).
Meiner Meinung nach kann keiner dieser Vorschläge das grundlegende Problem der Verläßlichkeit lösen! Wenn die Prüfer auf die eine oder andere Art Wikipedia-intern bestimmt werden, dann bleibt alles so wie es ist. Wikipediaautoren sind im allgemeinen anonym – und es lässt sich nie mit einigermassen vernünftiger Sicherheit feststellen, dass ein Autor bzw. ein von den Autoren gewählter Prüfer ausreichend Kenntnisse vom Thema hat, um eine verläßliche Prüfung zu machen.
Auch der Nachweis von entsprechenden Kenntnissen birgt die gleichen Gefahren. Wer beurteilt, welche Kenntnisse man haben muss und wer ein Experte ist und wer nicht? Das kann auch nur wieder die Wikipedia selbst machen – und ich sehe da wieder große Diskussionen! Wer wäre z.B. ein Experte für wechselwirkende Galaxien? Ein Astronom? Das ist möglich – bei der Wahl zwischen einem Astronom und z.B. einem Politikwissenschaftler hätte der Astronom hier sicher die Nase vorn. Ich bin Astronom – aber ich würde mich trotzdem nicht zwingendermassen als Experten für wechselwirkende Galaxien bezeichnen. Was ist mit einem Amateurastronomen, der viel zum Thema gelesen hat und gerne diesen Artikel prüfen will? Hat er die entsprechenden Kenntnisse oder nicht? Wer beurteilt das…? Uswusf. Noch schlimmer wirds bei kritischen Themen, wie z.B. Politik. Wer ist kompetent genug, den Artikel zur SPD zu prüfen? Ein Politikwissenschaftler? Oder vielleicht ein SPD-Mitglied? Oder vielleicht wer von der CDU? Und nicht zu jedem Thema werden sich Experten finden….
Kein Ausweg
Solang man nicht wirklich externe Experten heranzieht (was praktisch undurchführbar ist), wird sich das Grundproblem der Wikipedia nicht lösen lassen. Die gesichteten Versionen mögen eine gute Idee sein – aber für die geprüften Versionen sehe ich keine Möglichkeit zur Umsetzung die tatsächlich auch das Versprochene einhält. Um das Problem der Verläßlichkeit lösen zu können, müsste die Wikipedia ihr Grundprinzip – die absolut freie Mitarbeit durch jeden – aufgeben. Dann würde aber auch die Wikipedia nicht mehr funktionieren.
Eine schwierige Situation. Ich werde jedenfalls beobachten, wie das mit den geprüften Versionen weitergeht. Vielleicht fällt den Leuten ja noch etwas ein – ich würde mich drüber freuen!
1: Ich habe übrigens mal eine Kollegin (Expertin für wechselwirkende Galaxien) nach ihrer Meinung über den Artikel gefragt. Die Kurzversion des Urteils lautete “Naja, da fehlt schon noch einiges. So richtig toll ist der Artikel nicht”
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