Über den Klimawandel, darüber wer daran schuld ist und darüber was man dagegen tun kann oder soll wird hier bei ScienceBlogs ja schon heftig diskutiert. Da ich als Himmelsmechaniker auch nicht wirklich qualifiziert bin, Klimaforschung zu betreiben möchte ich mich hier auch gar nicht weiter einmischen. Ich bin heute allerdings zufällig über eine Meldung gestolpert die ich – auch wenn sie schon 5 Jahre alt ist – doch sehr interessant gefunden habe und die ich deswegen hier auch gerne präsentieren möchte.
Es geht dabei um eine Arbeit von Lawrence Plug von der Dalhousie Universität. Er hat 2003 (gemeinsam mit Borden Scott, einem Studenten) eine Arbeit zum Thema “CO2 emissions from air travel by AGU and ESA conference attendees” veröffentlicht (dabei handelt es sich nur um Präsentation bei einer Konferenz, keinen referierten Artikel).
Die beiden haben darin untersucht, wieviel Treibhausgase von Wissenschaftlern erzeugt werden, die zu Konferenzen reisen. Ausgehend von der Tatsache, dass der Flugverkehr einen relevanten Beitrag zum weltweiten CO2-Ausstoß leistet und dem Gedanken, dass gerade Wissenschaftler sehr viel reisen um an diversen Konferenzen teilzunehmen, fragten sich Scott und Plug wie denn nun die CO2-Bilanz von Wissenschaftlern tatsächlich aussieht.
Dazu untersuchten sie zwei große Konferenzen aus dem Jahr 2002: das Treffen der American Geophysical Union (AGU) in San Francisco und ein Meeting der Ecological Society of America (ESA) in Tucson. Anhand der Daten der Konferenzteilnehmer errechneten sie, dass ein Teilnehmer der AGU-Konferenz im Schnitt 1.3 Tonnen CO2 erzeugt; ein Teilnehmer bei der ESA 0.9 Tonnen. Insgesamt waren es 10942 Tonnen beim AGU-Treffen und 3140 Tonnen für das ESA Meeting. Das ist zwar wenig im Vergleich zum weltweiten CO2-Ausstoß. Vergleicht man allerdings den pro-Kopf-Ausstoß der Wissenschaftler mit den Durchschnittswerten anderer Menschen, dann sind die Zahlen gar nicht mehr so klein: ein Konferenzbesucher verbraucht immerhin ein ganzes Siebtel des Jahresausstoß an CO2 eines Briten (oder ein Sechszehntel eines U.S. Amerikaners).
Scott und Plug haben sich auch überlegt, wie man diesen Ausstoß reduzieren könnte. Eine Möglichkeit wäre, die Konferenzen so zu verlegen, dass die Reisewege optimal verkürzt werden. Hätte die AGU-Konferenz beispielsweise nicht in San Francisco stattgefunden sondern in Denver hätte man die Emissionen um 7.7% reduzieren können. Eine Verlegung des ESA-Treffens von Tucson nach Omaha hätte sogar eine Reduzierung von 13.7% bewirkt!
Es wurde ausserdem vorgeschlagen, dass die Organisatoren solch großer Konferenzen (bzw. die Institute der anreisenden Wissenschaftler) zusätzlich für einen entsprechenden Ausgleich sorgen – und z.B. Geld für den Erhalt des Regenwaldes spenden.
Man kann natürlich über den wissenschaftlichen Wert solcher Arbeiten geteilter Meinung sein. Ich fand es jedenfalls sehr interessant. Ich persönlich hab bis jetzt nur europäische Konferenzen besucht und bin mit dem Zug angereist (ich bin “dienstlich” überhaupt erst zweimal mit dem Flugzeug unterwegs gewesen – und einmal privat) – aber das Wissenschaftler zu den Leuten gehören, die überdurchschnittlich viel reisen müssen lässt sich nicht bestreiten.
Soll man sich hier Gedanken über den CO2-Ausstoß machen? Oder ist das vernachlässigbar? Sind Umweltsünden im Dienst der Wissenschaft und des Umwelt- und Klimaschutzes tolerierbar? Hier lesen sicher auch viele Wissenschaftler mit – wie haltet ihr das? Macht ihr euch über solche Themen Gedanken?
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