Nun ja: dann würden sie merken, dass homöopathische Mittel eben absolut keine Wirkung haben. Aber so wird das ein Homöopath natürlich nicht formulieren. Welche Selbsttäuschung hat man sich also zur Rechtfertigung ausgedacht?
Es geht doch auch ohne, oder?
Zuerst wird im Artikel von Hofäcker mal behauptet, dass die aktuelle Methode sowieso ausreichend gut sei – auch weil sie der Methodik der echten Wissenschaft nachgebildet wird. Aus den Aufzeichnungen der Arzneimitteltester erstellt der Prüfungsleiter ein sg. Primärprotokoll. Danach werden die Patienten entsprechend behandelt und man schaut nach, ob das Primärprotokoll Sinn macht oder nicht und korrigiert das entsprechend. Mit diesem sekundären Protokoll behandelt man dann aufs neue – usw. Hofäcker ist überzeugt
“[…] dass wir davon ausgehen dürfen, dass die Homöopathen sich nach über
zweihundert Jahren der praktischen Verifizierung, insbesondere im
Bereich der häufig verwendenden Arzneimittel, aus einem von Fehler
bereinigten und durch die praktische Erfahrung ergänztes soliden
Arzneimittelfundus bedienen.”
Hmm – “Ich gehe davon aus” ist leider nicht wirklich ein gültiges wissenschaftliches Argument. Wenn man keine vernünftige Studie macht, dann kann man eben <i>nicht</i> einfach davon ausgehen. Es ist ja auch nicht so, dass ein bestimmtes homöopathisches Präparat nur bei einem oder zumindest sehr wenigen Symptomen eingesetzt wird. Wenn das dann wieder und wieder nicht funktioniert wäre die Sache klar. Aber wenn man sich die offiziellen Beschreibungen homöopathischer Mittel (“Materia Medica“) ansieht, dann schaut das ganz anders aus. Als Beispiel hab ich ihr den entsprechenden Eintrag für Aluminium verlinkt: zunehmende Verwirrung der Gedanken, Kopfschmerzen im Hinterkopf, Haarausfall, trockene Augen, Ohrgeräusche, Spannung der Gesichtshaut, trockene Lippen, Heiserkeit, Husten, häufiger Harndrang, nächtliche Erektionen, Rückenschmerzen, Schläfrigkeit, Träume von Geister: das und noch viel, viel mehr hat man im entsprechenden Protokoll aufgezeichnet. Bei diesem Wirrwarr an Symptomen ist eine Arzneimittelprüfung ohne Placebokontrolle ein reines Glücksspiel!
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wirken homöopathische Mittel nicht anders als ein Placebo. Durch die Potenzierung (also das wiederholte Verdünnen des Ausgangsstoffes mit Wasser) ist ja auch kein einziges Molekül des ursprünglichen Mittels mehr im Lösungsmittel vorhanden und man nimmt nur Wasser/Alkohol bzw. Milchzucker ein. Und wie ich oben schon ausgeführt habe, ist es absolut nicht verwunderlich, wenn man bei einer Arzneimittelprüfung die gleiche Vielfalt an “Symptomen” erhält wenn man an die Testpersonen nur ein Placebo verteilt. Auch die “Feedback-Schleife” die angeblich die Qualität der Arzneimittelprüfung sicherstellen soll, funktioniert so nicht wirklich. Wenn die Patienten (und Prüfer) nicht verblindet sind, dann kann man absolut nicht garantieren, dass man vernünftige Ergebnisse kriegt. Der Homöopath weiß, gegen was das Mittel angeblich wirken soll; der Patient weiß was er bekommt und welche Effekte auftreten sollten. Beide glauben wahrscheinlich auch noch fest an die Wirksamkeit der Homöopathie und dann ist es nicht verwunderlich wenn sich die gewünschten Ergebnisse auch einstellen.
Dieses System ist also höchst mangelhaft (da hilft auch die bunte Grafik im Artikel von Herrn Hofäcker nichts die es mit der wissenschaftlichen Methodik vergleicht).
Im Artikel folgt als nächstes ein historischer Überblick über Hahnemann und Placebos. 1835 fand anscheinend schon mal eine placebokontrollierte Arzneimittelprüfung statt:
“Dies wird von dem Medizinhistoriker Prof. Robert Jütte
als die erste Doppelblindstudie der Medizingeschichte betrachtet. Das Ergebnis war für die Homöopathie negativ,
das bedeutet, es konnte keine spezifische Wirkung in dem Versuch
extrahiert werden. Jedoch standen ein großer Teil der Teilnehmer der
Homöopathie negativ gegenüber, so dass von dieser Seite von einem Bias auszugehen ist.”
Hier zeigen sich ein paar Wissenslücken des Autors zum Thema “Doppelblindstudien”. Wenn bei dieser Untersuchung wirklich die Teilnehmer und die Prüfer verblindet waren und auch sonst alle Kritieren einer verläßlichen Studie eingehalten wurden, dann sollte die Einstellung der Teilnehmer keine Rolle spielen. Dieses Ergebnis spiegelt jedenfalls genau das wieder, was zu erwarten war: bei einer placebokontrollierten Arzneimittelprüfung zeigt sich die Wirkungslosigkeit der Homöopathie.
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