Die europäische Raumsonde Rosetta wird sich übermorgen dem Asteroiden Šteins auf 800 km nähern. Freitag abend um 20:58 soll die Sonde ihre größte Annäherung an den Asteroiden erreicht haben.

Rosettas Ziel ist eigentlich der Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Dort wird sie allerdings erst 2014 ankommen und landen die Landeeinheit Philea absetzen. Der 10 Jahre lange Flug (die Sonde startete 2004) wird aber genutzt um 2 Asteroiden (Šteins und Lutetia) zu besuchen.

Zwar konnten die Astronomen mittlerweile hunderttausende Asteroiden in unserem Sonnensystem entdecken – wirklich genau untersucht worden sind bis jetzt allerdings nur acht. Rosettas Aufnahmen von Šteins werden daher für die Wissenschaft von großer Bedeutung sein. Vor allem auch deswegen, weil Šteins der erste Asteroid vom Typ E ist, der so genau untersucht werden wird. Diese Asteroiden mit einer Oberfläche aus dem Mineral Enstatit sind sehr selten.

Die ersten Aufnahmen von Rosettas Navigationskamera sind noch relativ unspektakulär:

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Noch ist Šteins nur ein kleiner Lichtpunkt – aber übermorgen werden wir sicher ganz andere Fotos des knapp 10 Kilometer großen Asteroiden sehen können.

Nach dem Besuch des Asteroiden wird die Sonde wieder zur Erde zurückfliegen um dort Schwung für den finalen Weg zum Kometen zu holen. 2010 wird Rosetta noch den etwa 100 Kilometer großen Asteroiden Lutetita besuchen und dann bis Januar 2014 in “Schlafmodus” versetzt bevor sie mit der Untersuchung von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko beginnt.

Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf die Aufnahmen von Šteins und werde sicher hier darüber berichten. Die ESA hat übrigens ein eigenes Rosetta-Blog eingerichtet – dort findet man alle aktuellen Informationen zum Verlauf der Mission.

Kommentare (17)

  1. #1 Ludmila
    3. September 2008

    @Florian: Öh, Florian. *Hüstel* Rosetta wird am Ziel sozusagen geteilt. Der Lander Philea wird landen und der Rosetta-Obiter den Kometen umkreisen und die Umgebung beobachten bzw. als Relais für Philea dienen.

  2. #2 Ludmila
    3. September 2008

    P.S.: Ich hab dazu auch bereits was vorbereitet, aber Du bist mir – mal wieder 😉 zuvorgekommen. Im Laufe des Tages dann mehr…

  3. #3 florian
    3. September 2008

    @Ludmila: Danke für den Hinweis. Ja – so wie bei Cassini-Huygens gibt es auch hier eine Kombination aus Orbiter und Lander.

    Ich bin schon gespannt auf deinen Beitrag. Mit der Raumfahrt an sich hab ich es ja eh nicht so 😉 Mich interessieren hier die Asteroiden viel mehr – die sind ja mein eigentliches Spezialgebiet.

  4. #4 student_b
    3. September 2008

    Imho ist es wirklich eine grossartige Leistung “mal so” einen 800km Vorbeiflug an einem Asteroiden zu haben beim Weg zu einem Kometen. In astronomischen Massstäben gesehen würde ich 800km schliesslich als praktisch am gleichen Ort bezeichnen. 🙂

  5. #5 Christopher H.
    3. September 2008

    Erstaunlich ist auch, dass Deutschland über 50% der Sonde “gehört” und etwa zu dreiviertel am Budget beteiligt ist.

  6. #6 florian
    3. September 2008

    @Christopher H: Noch erstaunlicher ist die schwache PR die in Deutschland bzw. von deutscher Seite über Rosetta gemacht wird (zumindest im Vergleich mit NASA-Missionen). Aber über dieses Thema haben wir hier ja schon öfter diskutiert…

  7. #7 Alex
    3. September 2008

    @florian: So schlecht finde ich die PR in diesem Fall gar nicht. Es gibt eine sehr umfangreiche Pressemitteilung des DLR, ebenso eine vom MPS, und die Esa organisiert in Darmstadt sogar eine Presseveranstaltung. Auch zum Start und zum Mars-Swing-by wurde damals einiges gemacht.
    Aus Journalistensicht muss man aber auch sagen, dass es sich dieses Mal (so blöd das klingt) “nur” um einen Vorbeiflug handelt, dessen Ergebnisse sich – wenn überhaupt – schwerer vermitteln lassen als z.B. gefrorenes Wasser auf dem Mars. Bei der Landung 2014 wird das Interesse ganz anders ausfallen.
    Und ein Vorbeiflug am späten Freitagabend, lang nach Redaktionsschluss der Samstagsausgabe, geschieht natürlich (zumindest für Tageszeitungen) zum denkbar blödsten Zeitpunkt in der Woche 😉

  8. #8 Cohen
    3. September 2008

    Schön, das hätte ich ohne Deinen Blog nicht mitbekommen.
    Die Genauigkeit der Flugbahn dieser Sonden ist einfach nur atemberaubend.
    Dafür gibts doch gar keine anschaulichen Vergleiche.

    Ich habe die lange Fassung von dem hier:

    im Fernsehen gesehen.
    Irre, was Homo sapiens so auf die Reihe gekriegt hat.

    Und Ihr müsst Euch hier mit wildgewordenen Weltuntergangspropheten rumkloppen…

  9. #9 florian
    3. September 2008

    Alex: Ja, ganz so schlecht ist es wohl nicht. Aber besser könnte es sicher sein 😉 Ich lese z.B. regelmäßig die Wissenschaftsseiten des Standard – und da ist bis heute keine Meldung über Rosettas Anflug erschienen (Phoenix taucht dagegen ständig auf). Gleiches beim Spiegel: Viel Phoenix, keine Rosetta.

    Klar, die Medien kann man nicht zwingen über etwas zu schreiben – aber gerade so ein Thema (“Deutsche Sonde besucht Asteroiden” 😉 ) sollte doch mit ein guter PR an den Mann zu bringen sein? Aber vielleicht kommts ja morgen noch 😉

  10. #10 Florian Freistetter
    3. September 2008

    @Cohen: Ich erinnere mich an einen Vergleich den ich bei der Phoenix-Landung auf dem Mars gehört habe. Ein Wissenschaftler meinte damals, eine Sonde so genau ans Ziel zu bringen sei vergleichbar damit, einen Pfeil von der Westküste Amerikas abzuschiessen und damit auf einer Zielscheibe an der Ostküste genau ins Schwarze zu treffen. So eine Sonde kann man ja unterwegs nur minimalst korrigieren – für große Korrekturen ist kein Treibstoff an Bord. Man muss sie also wirklich auf genau die richtige Art und Weise von der Erde “abschießen” um damit Jahre später ein bewegliches Ziel zu treffen… Ziemlich beeindruckend!

  11. #11 Ludmila
    4. September 2008

    @Alex: Und ein Vorbeiflug am späten Freitagabend, lang nach Redaktionsschluss der Samstagsausgabe, geschieht natürlich (zumindest für Tageszeitungen) zum denkbar blödsten Zeitpunkt in der Woche 😉

    Blöd halt, dass man den Asteroiden nicht festhalten kann, damit wir genau dann daran vorbeifliegen, wenn es den deutschen Tageszeitungen genehm ist. (Wer Sarkasmus findet, darf ihn behalten!)

  12. #12 Ludmila
    4. September 2008

    eine Sonde so genau ans Ziel zu bringen sei vergleichbar damit, einen Pfeil von der Westküste Amerikas abzuschiessen und damit auf einer Zielscheibe an der Ostküste genau ins Schwarze zu treffen.

    Und diese Zielscheibe bewegt sich dabei noch.

  13. #13 Cohen
    4. September 2008

    So ein Asteroid ist doch aber ein “bißchen” kleiner als der Mars.
    Ehrlich, es ist für mich ziemlich unvorstellbar, dass das geht.

    Abgefahren finde ich auch, dass Ihr Astronomen wisst, aus welchem Material dieser Brocken (wahrscheinlich) besteht.
    Woraus bestimmt man so etwas? Die “Farbe” der Oberfläche und die wahrscheinliche Herkunft sind doch das einzige, was man hat.
    Oder ist es wie in diesem Witz:
    “Ein Astronom, ein Physiker und ein Mathematiker machten einst Ferien in Schottland. Vom Zugfenster aus sahen sie inmitten einer Wiese ein schwarzes Schaf stehen. >Wie interessant< , bemerkte der Astronom, >alle schottischen Schafe sind schwarz!< Darauf antwortete der Physiker: >Nein, nein! Einige schottische Schafe sind schwarz!< Der Mathematiker rollte seine Augen flehentlich gen Himmel und verkündete dann: >In Schottland gibt es mindestens eine Wiese mit mindestens einem Schaf, das mindestens auf einer Seite schwarz ist.”
    Den kennt Ihr sicher schon.

  14. #14 Ludmila
    4. September 2008

    @Cohen:
    1.Man schiesst drauf und schaut was rauskommt: Deep Impact
    2. Die alte Kunst der Spektroskopie. Licht ist ja nicht gleich Licht. Je nachdem was vom Sonnenlicht geschluckt wird und was reflektiert wird, kann man ziemlich gut bestimmen, woraus die Oberfläche besteht
    3. Radio Science, das was wir in Köln hier machen. Man fliegt daran vorbei und schaut sich die Auswirkungen des Schwerefeldes auf die Raumsonde an. Das Schwerefeld ist nämlich nur in erster Näherung ~ 1/r2. Es gibt da noch ein paar andere Anteile und die verraten Dir, wie die Masse im Inneren verteilt ist und wie groß die gesamte Masse ist. Wenn Du die Größe aus den Bilder bestimmt hast, dann kannst Du die Dichte rechnen.
    5. Bistatisches Rader: Man “beschießt” den Asteroiden mit Funkwellen und schaut sich an, was wie zurückreflektiert wird. (Brewsterwinkel sagt Dir was über’s Material und aus der Verbreiterung des Signals kannst Du die Rauhigkeit der Oberfläche bestimmen.

    Und mehr fällt mir erst mal nicht ein 😉

  15. #15 Ludmila
    4. September 2008

    @cohen: Ich hab mich grad verzählt, oder? (Homer Simpson: Nein!)

  16. #16 florian
    4. September 2008

    Es gibt dann auch noch ein paar dynamische Methoden mit denen man ein bisschen was übers Material rausbekommen kann. Es gibt einige Asteroidenfamilien (erkennbar an den sg. “proper elements”) die alle vom selben “Mutterkörper” stammen und bei vergangenen Kollisionen entstanden sind. Die müssen dann natürlich alle aus dem selben Material bestehen. Kennt man also die Zusammensetzung eines dieser Körper (z.B. mit einer der von Ludmilla genannten Methoden) dann weiß man auch über die anderen Körper Bescheid. Man muss halt nur mit verschiedensten dynamischen Simulationen rausfinden, zu welchen Familien die einzelnen Asteroiden gehören.

  17. #17 Cohen
    4. September 2008

    @Ludmila
    Nelson: “HA HA!”

    Danke an Euch beide. Ich habe sogar das meiste verstanden,
    den Brewsterwinkel musste ich nachschlagen.
    In diesem Fall scheint auch der Wikipediaartikel ganz gut zu sein:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rosetta_(Sonde)
    Artikel über Raumsonden ziehen anscheinend keine Spinner an. 😉

    Das mit dem Enstatit wisst Ihr bisher wegen des reflektierten Spektrums und bald sicher genauer, wenn die Masse bekannt ist.
    Ich weiß aber jetzt schon etwas:
    Das Ding ist definitiv aus “Metall”. :-))))