Im Rahmen einer österreichischen Kinderuniversität werden Vorlesungen über Homöopathie angeboten. Diese Vorlesungen werden auch für Beiträge des Qualitätsradiosenders Ö1 verwendet. Beide Male erfolgte die Auseinandersetzung mit der Homöopathie völlig unkritisch. Die unkritische Betrachtung der Homöopathie ist zwar weit verbreitet – aber gerade seriöse Medien und wissenschaftliche Einrichtungen sollten hier nicht mit dem Strom schwimmen und die Propaganda der Homöopathen einfach weitergeben. Besonders dann, wenn es darum geht, Kindern etwas beizubringen. In einem Gastbeitrag hat sich Kommentatorin emp darüber schon geäußert. Sie hat aber auch die Verantwortlichen bei der Kinderuni kontaktiert und sie zu diesen Sendungen befragt. Mit dem Einverständnis aller Beteiligten möchte ich diesen Briefwechsel hier veröffentlichen:

Die Anfrage richtete sich an drei Professoren die bei der Kinderuni die Sponsion geleitet hatten:

Sehr geehrte Frau Prof Schnabl, sehr geehrter Herr Prof Mallinger, sehr
geehrter Herr Prof Prechtl,

ich wende mich an Sie weil ich von der Kinderuni Wien bis jetzt keine
Antwort erhalten habe, Sie jedoch die Kinderuni-Sponsion geleitet haben.

Grundsätzlich halte ich die Kinderuni für ein großartiges Projekt. Mit
einigem Erstaunen habe ich aber bemerkt, dass es heuer eine Veranstaltung zum
Thema „Homöopathie” gab, im Vorjahr zur Traditionellen Chinesischen
Medizin. In beiden Fällen hat Ö1 das Thema übernommen und einen unkritischen
Beitrag gesendet. Ich dachte, dass es ein Anliegen der Kinderuni sei,
Wissenschaft in den öffentlichen Raum zu bringen und nicht Aberglauben unter
dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit zu fördern.

Sie haben den Kindern bei der Kinderuni-Sponsion das Versprechen
abgenommen, immer Fragen zu stellen. Sind Antworten wie die, dass Homöopathie
wirksam ist, in Ihrem Sinne? Soll das Bild der Kinder von Wissenschaft
tatsächlich auf diese Art geprägt werden?

Mich interessiert, nach welchen Kriterien die Lehrveranstaltungen
ausgewählt werden und inwieweit Sie Einfluss darauf haben, aber auch, ob Sie
die genannten Veranstaltungen für Kinder geeignet und im Sinne der Ziele der
Kinderuni halten.

Eine Antwort würde mich sehr freuen,

Die Antwort auf diese Anfrage kam dann allerdings von der für die Durchführung der Kinderuni verantwortlichen Frau Mag. Karoline Iber:

Ich bin verantwortlich für die KinderuniWien und erlaube mir Ihnen nun persönlich zu antworten.

Zu Ihrer Frage: Wir haben viele Anfragen von Personen, die bei der KinderuniWien unterrichten möchten. Allerdings bleiben wir strikt bei der Vorgabe, dass nur Personen, die auch Lehraufträge an den beteiligten Universitäten haben, eine Lehrveranstaltung an der KinderuniWien anbieten können. Die Redaktion von Ö1 sucht selbst aus dem Angebot der KinderuniWien Lehrveranstaltungen, die dann in der Produktion einer Ö1 Kinderuni-Sendung umgesetzt werden.

Auf das Angebot nehmen wir insoweit Einfluss, als wir die WissenschafterInnen bei der Vorbereitung in didaktischer Hinsicht und in organisatorischer Hinsicht unterstützen. Im Sinne der Freiheit der Wissenschaft beeinflussen wir die Inhalte nicht. Selbstverständlich würden wir sexistische oder rassistische Inhalte, bzw. Inhalte, die die Menschenwürde gefährden, nicht zulassen. Aber wir bitten alle Lehrenden Fragen und das Hinterfragen der Kinder zuzulassen und auch zu bestärken.

Wir erleben es immer wieder, dass Kinder sich auch durchaus skeptisch zeigen und wir ermutigen Kinder auch dazu, Dinge in Frage zu stellen. Kinder sind ein sehr kritisches Publikum.

Es sind in jeder Lehrveranstaltung auch MitarbeiterInnen von uns, die nicht nur für die Kinder zuständig sind, sondern auch Rückmeldung zum Verlauf der Lehrveranstaltung geben. Von ihnen wissen wir, dass viele Lehrveranstaltungen gut laufen und dass manche verbesserungswürdig sind. In solchen Fällen bemühen wir uns die LehrveranstaltungsleiterInnen für das nächste Jahr noch mal besser zu unterstützen.

Die KinderuniWien lebt von der Vielfalt der Angebote. Kinderunis in Deutschland funktionieren zumeist so, dass es eine Lehrveranstaltung pro Woche gibt. Im Gegensatz zu diesen Kinderuni-Konzepten, bei denen die Kinder eigentlich keine Wahlmöglichkeit bei Lehrveranstaltungen haben, können die Kinder bei der KinderuniWien aus einem Angebot von mehr als 300 Veranstaltungen wählen. Auch die Eltern können in der Frage der Auswahl der Lehrveranstaltungen mitwirken.

Uns ist es bei der KinderuniWien wichtig die Vielfalt in der Wissenschaft zu zeigen. Das ist das Bild von Wissenschaft, das wir vermitteln möchten. Dazu gehört auch, dass verschiedene Ansätze und Ideenstränge gezeigt werden, dazu gehört, dass verschiedene Disziplinen gezeigt werden und dazu zählt auch ernsthafte Auseinandersetzung mit den angebotenen Themenstellungen.

 Zur Rolle der Eltern bei der Themenwahl wurde von emp noch einmal nachgefragt:

Eine Frage wäre für mich noch offen. Sie schreiben: „Auch die Eltern können in der Frage der Auswahl der Lehrveranstaltungen mitwirken.” Wie funktioniert das? Nur privat, indem die Eltern eben darauf achten, was das Kind wählt, oder gibt es eine Art Elterngremium? Falls letzteres der Fall ist, wie kann man daran teilnehmen?

Die Antwort darauf:

Bei uns gibt es einen Kinderbeirat, allerdings kein Elterngremium. Die Eltern können nur vor der Anmeldung im Gespräch mit den Kindern eine beratende Funktion für die Kinder übernehmen.

Die Ausführungen von Seiten der Kinderuni waren zwar detailliert – aber gehen auf das eigentlich Problem nicht wirklich ein. Ich fürchte, auch die Verantwortlichen der Kinderuni sind hier dem weit verbreiteten Irrglauben verfallen, dass Homöopathie eine (vielleicht kontroverse) Wissenschaft ist! Homöopathie ist aber trotz aller Werbung und trotz der seriösen Verpackung als “sanfte Alternativmedizin” nichts anderes als Aberglaube und Pseudowissenschaft. Und genau das sollte man eigentlich auch den Kindern beibringen.


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